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Politik

Rohingya in Myanmar und Bangladesch – Staatenlos und unerwünscht

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Täglich treffen Schreckensmeldungen aus dem fernöstlichen Myanmar ein, wo tausende Rohingya-Muslime massakriert werden. Doch wer sind die Rohingya? Ein Hintergrundbericht. (Foto: ap)

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Rohingya in Myanmar und Bangladesch – Staatenlos und unerwünscht
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Die Rohingya sind eine muslimische Volksgruppe in Myanmar (inoffiziell auch Birma), die staatlich nicht anerkannt wird. Sie leben hauptsächlich in Arakan, der ehemaligen Provinzstadt im Staat Rakhaing, die an Bangladesch angrenzt und etwa eine Million Einwohner hat. Die Umstände, wie die Rohingya nach Myanmar kamen, sind bisher nicht eindeutig geklärt.

Das englische Königreich eroberte Myanmar 1824 und integrierte es 1886 in das Commonwealth. Bis 1937 war es ein Teil von Britisch-Indien. Die Eskalation zwischen den buddhistischen Einwohnern Arakans und den muslimischen Rohingya begann in den 1940er Jahren, nachdem Myanmar seine Unabhängigkeit erlangte.

Aufgrund von schweren Zwischenfällen in den Jahren 1942, 1962, 1978 und 1991 verließen viele Rohingya das Land Richtung Chittagong (Bangladesch). 1978 suchten etwa 200.000 Rohingya-Flüchtlinge Schutz im benachbarten Bangladesch, 1991 weitere 250.000. Es wird geschätzt, dass seit der Unabhängigkeit Myanmars am 04. Januar 1948 zwischen einer und anderthalb Millionen Rohingya das Land verlassen haben. Große Militäroperationen führten zum Tod vieler Rohingya, zur Verwüstung ihrer Siedlungsgebiete und Heiligtümer sowie der systematischen Zerstörung ihrer Infrastrukturen. Die meisten von Ihnen leben heute in Bangladesch, Pakistan und Saudi-Arabien, kleinere Gruppen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Thailand und Malaysia.

Viele Rohingya haben in den UNHCR-Flüchtlingslagern Zuflucht gesucht. Sie haben, da sie offiziell als Flüchtlinge gelten, ein Recht auf Grundversorgung. Die Integration in Bangladesch zum Beispiel erwies sich als schwierig. Dort startete das bengalische Militär 2002 eine Offensive gegen sie („Operation Clean Heart“). Dadurch wurden die Rohingya ihrer ökonomischen Grundlage beraubt und sahen sich in der Folge mit einem ähnlichen Schicksal wie in ihrer Heimat konfrontiert. Die Vereinten Nationen stufen die Rohingya als die „am meisten verfolgte Minderheit der Welt“ ein.

Folgende Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes in Myanmar wurden festgestellt:
•Verweigerung der Staatsbürgerschaft und Ausstellung entsprechender persönlicher Dokumente mit dem Gesetz aus dem Jahre 1982
•Reisebeschränkungen innerhalb der Landesgrenzen, in die Stadt, in andere Dörfer
•Zwangsarbeit
•Konfiszierung privaten Bodens, Nötigung zum Exil und der Zerstörung Privateigentums
•Heiratsbeschränkungen
•Illegale Besteuerung und Diebstahl
•Illegale Machenschaften bei der Registrierung von Geburten und Todesfällen
•Beschränkungen der schulischen Erziehung
•Illegale Inhaftierungen, Folter und Tötungen
•Vergewaltigung von Frauen und Misshandlungen älterer Menschen
•Systematische Dezimierung der Einwohnerzahl der Rohingya
•Illegale Inhaftierungen von Exil-Rohingya in den anderen Staaten (Bangladesch, Indien, Pakistan, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Thailand, Malaysia)

Im Juni 2012 kam es im Rakhaing-Staat zu ethnischen Unruhen. Daraufhin schlug Präsident Thein Sein vor, dass die Rohingya sich entweder vorübergehend in UNCHR-Camps begeben oder das Land verlassen sollen. Sein Land sei sogar bereit, die „illegalen Einwanderer“, wie er die Rohingya bezeichnet, in ein Land zu deportieren, das bereit wäre, sie aufzunehmen. Seitdem dauern die Unruhen an. Es wird geschätzt, dass bislang etwa 10.000 Rohingya ums Leben gekommen sind.

Seher Cerit