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Politik

Kritik an EU-Sanktionsplan gegen Russland – „Putin ist äußerst machtbewusst”

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EU-Sanktionen gegen Russland stoßen bei immer mehr Politikern und Wirtschaftsexperten auf Ablehnung. Die Verflechtung des Handels könnte dazu führen, dass es auf beiden Seiten Verlierer gibt – und Moskau sich trotzdem nicht beeindrucken lässt. (Foto: rtr)

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Der russische Präsident Vladimir Putin.
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Die EU-Sanktionen gegen Russland im Konflikt mit der Ukraine werden in Deutschland zunehmend kritisch gesehen. „Wladimir Putin ist äußerst machtbewusst, der lässt sich mit Sanktionen nicht an den Verhandlungstisch zwingen”, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) der „Wirtschaftswoche” zur Wirkung solcher Maßnahmen auf den russischen Präsidenten. Die EU müsse stattdessen einen Dialog der Konfliktparteien sicherstellen. EU-Energiekommissar Günther Oettinger warnte in dem Magazin davor, mit Sanktionen werde „die zarte Erholung der europäischen Wirtschaft beeinträchtigt”.

Der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, riet im „Focus” von wirtschaftlichen Maßnahmen ab: „Die Verflechtungen zwischen der EU und Russland sind so groß, dass beiden Seiten schwere Schäden drohen.”

Die EU hatte am Donnerstag erstmals seit Ende des Kalten Krieges einen mehrstufigen Sanktionsplan beschlossen. Sollte Russland im diplomatischen Konflikt um die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim nicht einlenken, drohen Moskau Einreiseverbote und Kontensperrungen. Im Extremfall will Brüssel auch wirtschaftliche Sanktionen beschließen.

„Sanktionen sind selten ein überzeugendes Instrument der Auseinandersetzung”

„Wirtschaftssanktionen sind ein riskantes Spiel, bei dem auch Deutschland viel zu verlieren hat”, sagte der Außenhandelschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Volker Treier, dem „Focus”. „Im schlimmsten Fall könnte es zu Enteignungen deutscher Firmen in Russland kommen.”

Der Direktor des Institutes der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger” (Samstag): „Sanktionen sind selten ein überzeugendes Instrument der Auseinandersetzung.” Hüther betonte, Russland sei mindestens so angewiesen auf Geldflüsse von den westlichen Nachbarn wie diese auf russisches Gas. Wirkung könnten Sanktionen daher schon entfalten – jedoch mit dem Nachteil negativer Auswirkungen auf beiden Seiten.

Wie andere Experten auch glaubt EU-Kommissar Oettinger jedoch nicht, dass Russland im Gegenzug Gaslieferungen in die EU drosseln oder gar einstellen würde. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Russen ein Interesse daran haben”, sagte Oettinger der „Wirtschaftswoche”.

Der Vorsitzende des Bundestags-Außenausschusses, Norbert Röttgen (CDU), verteidigte die Sanktionen. Wenn Russland nicht zu den Grundsätzen friedlichen Zusammenlebens zurückkehre, könne sich auch niemand auf wirtschaftliche Stabilität verlassen, sagte Röttgen dem „Tagesspiegel am Sonntag”.

Linken-Chef Bernd Riexinger sagte „Handelsblatt Online”, ein WM-Boykott sei Unfug. „Da wollen ein paar kalte Fußballkrieger die Krim-Krise nutzen, um Stimmung zu machen.” SPD-Bundesvize Ralf Stegner meinte, derzeit seien in dem Konflikt außenpolitische Entspannungsbemühungen gefragt „und nicht verbale Kraftmeierei von den Zuschauertribünen”. (dpa/dtj)