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Gesellschaft

Putin tritt rechtsextremer Hetze entgegen und gratuliert zum Opferfest

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Nach dem Mord an einem 25-jährigen Russen kamen sich bis zu 1000 Personen in Moskau zusammen, skandierten Parolen und wollten gegen Einwanderer in einem Einkaufszentrum vorgehen. Putin würdigte derweil die Leistungen der Muslime in Russland. (Foto: dpa)

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Das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin.
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Dicke Luft zwischen rechten Jugendlichen und Einwanderern aus dem Kaukasus herrscht zurzeit in Moskau. Eine „Bürgerversammlung“, die umgehend von Rechtsextremen zu einer Propagandaveranstaltung umfunktioniert wurde, ist in Moskau am Sonntag zu einer fremdenfeindlichen Hetzjagd eskaliert. Ein Großaufgebot an Polizei nahm in den Abendstunden 380 Randalierer fest.

Auslöser für die Ausschreitungen war der Mord an dem 25-jährigen Moskauer Jegor Schtscherbakow in der Nacht auf den 10. Oktober: Auf dem gemeinsamen Nachhauseweg wurde Schtscherbakows Freundin von einem Mann belästigt. Als der Moskauer den Angreifer stellen wollte, zückte dieser ein Messer und stach den 25-Jährigen vor den Augen seiner Freundin nieder. Dieser verblutete an Ort und Stelle. Auf Überwachungskamera-Bildern soll zu erkennen gewesen sein, dass der Angreifer offenbar aus dem Kaukasus oder Zentralasien stammt. Der Täter floh nach der tödlichen Attacke.

Am Sonntag kam es daraufhin zu mehreren Kundgebungen fremdenfeindlicher Jugendlicher, zu denen sich auch stadtbekannte Hooligans gesellten. Auch über Soziale Medien wurde zur Teilnahme an den Krawallen aufgerufen. Die Versammelten skandierten rassistische Parolen, suchte die Konfrontation mit Beamten der Sondereinheit OMON und am Ende sollen bis zu 1000 Personen versucht haben, ein nahe gelegenes, von Einwanderern betriebenes Einkaufszentrum stürmen, in dessen Umfeld man den Täter vermutete und das als Hochburg illegaler Beschäftigung nicht dokumentierter Einwanderer gilt.

Die Unruhen dauerten einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur RIA Novosti zufolge bis in die Nachtstunden. Insgesamt wurden 380 Personen festgenommen – vorläufig als Zeugen in einem von der Staatsanwaltschaft eröffneten Strafverfahren wegen Rowdytums, teilte das russische Innenministerium mit.

Der Nachrichtenagentur zufolge wurden während der Ausschreitungen sechs Polizeibeamte verletzt, zwei davon mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Kommunisten nehmen Randalierer in Schutz

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin kündigte eine gründliche Untersuchung des Mordes an. Die Schuldigen an den Unruhen werden ihrer rechtmäßigen Strafe zugeführt, ließ seine Pressestelle mitteilen. Mittlerweile wurde ein Tatverdächtiger aus der Südkaukasusrepublik Aserbaidschan festgenommen, meldeten Agenturen am Dienstag. Er habe seit rund zehn Jahren in der russischen Hauptstadt gelebt und zuletzt als Obst- und Gemüseverkäufer gearbeitet.

Der Chef der Kommunistischen Partei Russlands (KPRF), Gennadi Sjuganow kritisierte den Polizeieinsatz gegen die Rechtsextremen und meinte, dass bei fremdenfeindlichen Unruhen wie am Sonntag im Moskauer Stadtteil West-Birjuljowo ein Polizeieinsatz nicht effektiv sein könne.

Die kommunistische Duma-Fraktion hatte vor drei Monaten in einem Gesetzentwurf vorgeschlagen, die in Weißrussland gesammelten Erfahrungen in diesem Bereich zu übernehmen. Laut Sjuganow erhalten Betriebe in Weißrussland Beschäftigungslimits, bestellen die erforderlichen Fachkräfte aus anderen Ländern und übernehmen die Verantwortung für sie – darunter falle auch, dass den Migranten die nationalen Sitten und Bräuche bzw. die nationale Kultur vermittelt würden.

Putin würdigt Leistungen der muslimischen Gemeinde in Russland

Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen trat der rassistischen Hetze, die sich angesichts der Spannungen und Auseinandersetzungen mit so genannten „Djihadisten“ in Tschetschenien – erst am heutigen Dienstag wurden im russischen Gebiet Kirow (Wolgaraum) wieder zwei Personen festgenommen, die einen Sprengstoffanschlag auf ein C-Waffendepot im Gebiet Kirow geplant haben sollen – immer wieder mit islamfeindlichen Untertönen vermengt, entgegen und gratulierte den russischen Muslimen zum Opferfest, wobei er dessen hohen moralischen Sinn hervorhob.

„Dieses Fest, das die Beendigung der Wallfahrt zu islamischen Heiligtümern bedeutet, ist ein wichtiger und untrennbarer Teil des reichen geistigen Erbes unseres multinationalen Volkes“, heißt es in Putins Gratulation.

Kennzeichnend für dieses Fest seien der hohe moralische Sinn sowie die Freude an der Festigung des Glaubens. Es sei eine Erinnerung daran, dass die islamischen Traditionen auf den ewigen Werten des Guten und der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und der Sorge um den Nächsten beruhen, so Putin.

Das Leben der russischen muslimischen Gemeinde entwickle sich aktiv und werde durch neue Initiativen in den Bereichen Kultur, Bildung, Aufklärung und Erziehung der heranwachsenden Generation bereichert.

„Große und unermüdliche Aufmerksamkeit wird der Festigung eines konstruktiven Zusammenwirkens mit dem Staat sowie der Vervollkommnung eines fruchtbaren Dialogs zwischen den Muslimen und den Gläubigen anderer traditioneller Religionen Russlands gewidmet“, so Putin.

Zehntausende Muslime haben sich am frühen Dienstagmorgen vor der Moskauer Haupt-Moschee versammelt, um das Opferfest zu begehen. Um Störungen durch Rechtsextreme im Keim zu ersticken, war ein großes Polizeiaufgebot vor Ort.