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Gesellschaft

Russland: Scharfe Kritik jüdischer Gemeinschaften an „Homo-Lobbyisten“

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Das Gesetz über das Verbot sogenannter „Homo-Propaganda“ in Russland beschäftigt weiter Politik und Medien. Nun hat sich die Jüdische Gemeinschaft Russlands entschieden gegen aberwitzige Vergleiche westlicher Boykottbefürworter verwahrt. (Foto: ap)

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Russland: Scharfe Kritik jüdischer Gemeinschaften an „Homo-Lobbyisten“
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Die Spekulationen um die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und um das Gesetz über das Verbot von „Gay-Propaganda“ in der Russischen Föderation sind ein Produkt der Lobbyisten in mehreren Ländern.

Das erklärte der Präsident der Föderation der jüdischen Gemeinschaften Russlands, Alexander Boroda (re.). „Ich empfehle, Sport und Intimleben auseinanderzuhalten”, sagte Boroda am Montag vor der Presse in Moskau.

„Ich bin kategorisch gegen derartige Angriffe und unterstütze im Großen und Ganzen das russische Gesetz über das Verbot von Gay-Propaganda (unter Minderjährigen). Das System der Werte in der Welt ändert sich. In diesem Sinne bleibt Russland ein Bollwerk des gesunden Verstandes und der Moral… Alles steht in der Thora geschrieben: Gott hatte diese Sünden, Krankheiten und Abweichungen entsprechend eingeschätzt, aber sie gelten jetzt als Norm”, betonte Boroda.

Niemand mische sich in das Privatleben von Bürgern ein. Aber die Propaganda gewisser Neigungen wäre fehl am Platze. Alle Spekulationen zum Thema Olympia seien die Arbeit der Lobby in europäischen Ländern und in den USA.

Boroda zufolge werden Angriffe auf Russland fortgesetzt. „Ich denke aber, dass Russland konsequent genug ist. Die Olympischen Spiele bedeuten Sport. Mögen auch Schwule und Lesben daran teilnehmen. Niemand wird ihre sexuelle Orientierung bewerten, sondern nur das Resultat.”

Politischer Missbrauch der Opfer

Auch andere ranghohe Vertreter der jüdischen Gemeinschaften äußerten ihre Empörung über den Vergleich des „Anti-Homo-Gesetzes“ mit der Massenvernichtung der Juden in Hitler-Deutschland. Leider werde das Thema Holocaust von manch einem für seine eigennützigen Ziele missbraucht, sagte Russlands Oberrabbiner Berl Lazar in einer Stellungnahme zum jüngsten offenen Brief des britischen Schauspielers Stephen Fry, der zu einem Boykott der Olympischen Spiele in Sotschi aufgerufen hatte.

„Wir sind empört. Das beleidigt auch das Andenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges… Niemand sagt, dass wir gewillt sind, Vertreter sexueller Minderheiten auszulöschen oder irgendwie zu benachteiligen. Es gibt keinen einzigen Menschen, der dieses Ziel verfolgt. Das einzige, worum wir bitten, ist zu vermeiden, dass Gay-Probleme nicht im Beisein von Kindern diskutiert werden, denn sie sind zu aufgetan und zu empfindlich”, sagte der Rabbiner.

Die Staatsduma der Russischen Föderation hatte vor einigen Wochen ein Gesetz verabschiedet, das „Handlungen zur Popularisierung der nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen“ in Bezug auf Minderjährige untersagt. Als Propaganda gelten nach dieser Bestimmung Informationen zur Förderung nicht-traditioneller sexueller Vorstellungen, der Attraktivität von Homosexualität, einer „entstellten Vorstellung von der Gleichberechtigung traditioneller und nicht-traditioneller Paare“ oder des Interesses an homosexuellen Beziehungen. Ein Zuwiderhandeln kann unter anderem Geldbußen von 4000-5000 Rubel (ca. 90-113 €) für Privatpersonen bzw. 1 Mio. Rubel (ca. € 22 700 €) für juristische Personen nach sich ziehen.

Politische Kundgebungen in Sotschi unerwünscht

Homosexuelle Beziehungen als solche sind hingegen ebenso wenig strafbar wie neutrale Informationen über nicht-traditionelle Beziehungen, öffentliche Debatten über den sozialen Status sexueller Minderheiten oder andere Veranstaltungen, „die Minderjährigen keine homosexuellen Vorstellungen aufzwingen“.

Auf Grund dieser Gesetzgebung haben westliche Politiker, Medien und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einen Boykott der für die Zeit vom 7.-23.2.2014 geplanten Olympischen Spiele in Sotschi gefordert. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) Russlands hat versprochen, dass es während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi keine Diskriminierung geben wird, nach welchem Merkmal auch immer.

Athleten und Gäste nicht-traditioneller sexueller Orientierung hätten nicht um ihre Sicherheit zu bangen, wenn sie ihre Ansichten im Beisein von Kindern nicht aufzwingen würden, erklärte NOK-Vorsitzender Alexander Schukow am Montag in Moskau. Auch das russische Innenministerium äußerte sich gleichlautend.

Unterdessen hat das IOC angekündigt, Sanktionen gegen Sportler verhängen zu wollen, die sich im Rahmen der Olympischen Spiele vor Ort politisch für die Belange der homosexuellen oder Transgender-Community artikulieren – ein Sprecher der Institution verweist in diesem Zusammenhang auf Regel 50 der Olympischen Charter, die „proaktive politische oder religiöse Kundgebungen“ während der Spiele verbietet. (Ria Novosti/dtj)