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Gesellschaft

Schiiten trauern in Istanbul um Husain

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Zehntausende Schiiten sind am Mittwoch im Istanbuler Stadtviertel Halkalı zusammengekommen, um an Aschura dem Tod des Imam Husains zu gedenken. Führende Oppositionspolitiker begleiteten sie. (Foto: cihan)

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Zehntausende Schiiten kamen am Mittwoch im Istanbuler Stadtviertel Halkalı zusammen, um dem Tod des Imam Husains zu gedenken.
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Das Aschura-Fest ist für alle Schiiten ein wichtiger und gleichzeitig ein sehr trauriger Tag. An dem Tag gedenken sie einem Schlüsselereignis für ihre Gemeinschaft, der Ermordung Imam Husains. Ihr Trauern wird begleitet von großen Prozessionen, so auch in Istanbul.

Junge, schwarzgekleidete Frauen trugen Kopfbänder, auf denen die Namen der in Kerbala getöteten Märtyrer geschrieben standen, und Becher, um den Durst des Imam Husains und seiner Anhänger zu symbolisieren. Schiitische Männer schlugen sich gemäß eines Brauchs während der Prozession selbst, um die Schmerzen des vor mehr als 1300 Jahren ermordeten Imams nachzuempfinden und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.

An der Trauerfeier nahmen auch der Vorsitzende der CHP, Kemal Kılıçdaroğlu, und der Präsident des türkischen Parlaments, Cemil Çiçek teil und bekundeten ihre Solidarität mit der Glaubensgruppe der Schiiten. Kılıçdaroğlu sagte im Bezug auf die Schlacht von Kerbala im Jahre 680 n.Chr., sie sei „ein tragisches Beispiel dafür, zu welchen Taten der Machthunger Menschen treiben könne“.

„Den Yazid in sich selbst töten“

Seine Partei sei gegen jegliche Form der Gewaltherrschaft in der Welt, sei es nun im Irak, in Syrien oder Ägypten, sagte der CHP-Politiker und verurteilte religiöse Diskriminierung. „Wir sollten unseren Wert für dieses wundervolle Heimatland besser verstehen. Wir sollten niemanden diskriminieren. Wir sollten niemanden wegen seinem Glauben oder seinen ethnischen Wurzeln verurteilen. Wir sollten (im Gegenteil) auf freundliche und brüderliche Weise zusammen leben – in Einigkeit.“

All diejenigen, die Tragödien ähnlich der in Kerbala verhindern wollten, sollten erst „den Yazid in sich selbst töten“, sagte Kılıçdaroğlu an die schiitischen Trauernden gerichtet. Der Umayyaden-Kalif Abu Chalid Yazid I. ibn Muawiya führte in Kerbala die gegen Imam Husain kämpfende Armee und ist dementsprechend verhasst unter Schiiten. Für Schiiten gilt Yazid als der Inbegriff des Unrechts und der Tyrannei.

Weitere Gäste der Trauerfeier in der Halkalı-Nachbarschaft waren der Bürgermeister von Istanbul Hüseyin Avni Mutlu, der Bürgermeister des Stadtviertels Küçükçekmece, Aziz Yeniay und die hochrangigen CHP-Politiker Gürsel Tekin und Oğuz Kaan Salıcı. Das Oberhaupt der türkischen Schiiten, Selahattin Özgündüz nahm ebenfalls an der Veranstaltung in Istanbul teil.

Schläge und Ketten als Buße

Aschura (vom arabischen Wort für die Zahl zehn „ašara“) ist der Name des zehnten Tags im Monat Muharram, dem ersten Monat im islamischen Kalender. Mit großen Trauerprozessionen erinnern an diesem Tag Schiiten weltweit an die Schlacht von Kerbala, bei welcher der Enkel des Propheten Mohammed, Imam Husain, getötet wurde.

In einigen Gebieten des islamischen Welt finden zudem zehntägige Trauerzeremonien statt, die in an Aschura, dem Todestag Husains, ihren Höhepunkt finden. Viele Gläubige nutzen die Zeit auch zum Fasten. An den Muharram-Passionsfeiern schlagen sich einige der Gläubigen selbst mit der Hand oder mit Ketten auf die Brust und den Rücken, um nach schiitischer Überzeugung so für die Schuld für den Tod Husains zu büßen.

An manchen Orten ist das Gedenken an die Schlacht von Kerbala und den Tod Imam Husains jedoch sehr blutig. In der südlibanesischen Stadt Nabatiye benutzen die dort ansässigen Schiiten Messer und Säbel, um ihre Kopfhaut zu verletzen und so Buße zu tun. Die blutüberströmten Männer und die extreme Selbstgeißelung sind innerhalb der schiitischen Gemeinschaft jedoch umstritten.

Im Türkischen heißt dieses Gericht Aşure und wird ähnlich wie beim Opferfest traditionell den Nachbarn und Verwandten angeboten. (zaman)

Aşure: Das süße Gedenken an das Ende der Sintflut

An Aschura gedenken Muslime außerdem dem Propheten Noah, dessen Arche an diesem Tag nach muslimischer Überlieferung auf dem Berg Cudi im Südosten der Türkei gestrandet sein soll. In der Türkei und in vielen weiteren islamischen Ländern kocht man deshalb an Aschura ein Dessert aus Rosinen, Bohnen, Weizen, Kichererbsen, Reis, Zucker und Wasser.

Im Türkischen heißt dieses Gericht Aşure und wird ähnlich wie beim Opferfest traditionell den Nachbarn und Verwandten angeboten.