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Politik

Schmiedet Putin Allianz mit Erdoğan?

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Auch wenn es keine Einigkeit in der Syrienfrage gibt, lobt Russlands Präsident Vladimir Putin das Verhalten der Türkei in der Sanktionsfrage. Russland könnte schon bald zu einem der Kernmärkte für die türkische Landwirtschaft werden.

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Trotz der Meinungsverschiedenheiten über eine mögliche Lösung für das bürgerkriegsgeplagte Syrien sind die türkisch-russischen Beziehungen derzeit so gut wie kaum jemals zuvor im Laufe der Geschichte. Vor diesem Hintergrund dürften auch im Zusammenhang mit dem Besuch des Präsidenten der Russischen Föderation, Vladimir Putin, bei seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan die Gemeinsamkeiten überwiegen.

Beim Treffen zwischen den Staatschefs soll es nach Angaben des Kremls unter anderem um russische Gaslieferungen an die Türkei gehen. Aber auch darüber hinaus soll der bilaterale Handel massiv ausgeweitet werden.

Putin würdigte bereits in der Vorwoche in mehreren Gesprächen mit türkischen Medien die Haltung der Türkei im Zusammenhang mit den Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland als „weitsichtig“. Während die USA, die EU und einige weitere Länder nach der Abspaltung der Halbinsel Krim von der Ukraine und dem Aufstand  in der Ostukraine Sanktionen gegen Russland verhängt hatten, hat sich die Türkei bislang solchen verweigert.

Nachdem Russland seinerseits Gegensanktionen verhängt hatte, hat sich Ankara stattdessen als Ersatzlieferant von Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Milch und Obst positioniert und umfangreiche Verträge mit der Russischen Föderation abgeschlossen.

Türkei kann sich eigenständige Politik leisten

Angst vor Repressalien seitens des Westens scheint die Türkei nicht zu haben. Ankaras Rolle als Verbündeter in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Kampfes gegen die Terrormiliz IS ist zu wichtig. Zudem ist das Land auch ein wichtiger Transitstaat für Energie aus dem Osten in die EU. Mehrere Gaspipeline-Projekte laufen durch die Türkei.

Russland wird hingegen auf Grund der jüngsten Entwicklungen immer stärker zum türkischen Schwerpunktmarkt. Umfassten die Frischobst- und Gemüseexporte der Türkei in die Russische Föderation im Vorjahr noch ein Volumen von 876 Mio. US$, soll 2014 nicht zuletzt infolge eines kräftigen Nachfrageschubs bei Fisch und Geflügel die Milliardenmarke deutlich übertroffen werden, Tendenz steigend.

Wie der Türkische Verband der Exporteure von Frischobst und Gemüse mitteilte, gingen in den ersten neun Monaten des Jahres bereits 53% der türkischen Gemüseexporte in die Russische Föderation. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Absatz von Frischgemüse mit 413 602 Tonnen um 9% mehr.

Putin lobt „Weitblick“ der Türkei

Auch der Vorsitzende der parlamentarischen Kommission für Landwirtschaft, Ibrahim Yiğit (AKP ), sprach bereits im August davon, dass sich die Zahl von 1,1 Mio. t frischer Früchte und Gemüses, die jährlich nach Russland geliefert würden, künftig auf 3 bis 4 Mio. erhöhen könnte.

„Wir würdigen die Selbstständigkeit der Entscheidungen der Türkei, darunter zu Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland. Die türkischen Partner haben ihre Interessen nicht um fremder politischer Ambitionen willen geopfert.  Ich bin der Auffassung, dass dies tatsächlich eine durchdachte und weitblickende Haltung ist“, heißt es in einem schriftlichen Interview Putins für die Nachrichtenagentur Anadolu im Vorfeld seines Türkei-Besuches am 1. Dezember.

Ende vergangener Woche hatte Putin im Gespräch mit türkischen Medien angekündigt, er wolle angesichts der Sanktionen des Westens den Handel mit der Türkei pro Jahr verdreifachen. 2013 lag das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern bei etwa 33 Milliarden Dollar (rund 26,5 Mrd Euro).

Uneinigkeit zwischen Moskau und Ankara in der Syrien-Frage

Aber auch die Situation in Syrien und der internationale Kampf gegen die Terrormiliz IS werden Themen im Zusammenhang mit dem Besuch Putins in der Türkei sein. In der Syrienfrage ist dabei weiterhin nicht mit Einigkeit zu rechnen. Die Türkei fordert weiterhin einen Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, Russland hingegen sieht ihn als legitimes Staatsoberhaupt an und will auch das Regime auch weiterhin stützen.