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Bildung & Forschung

Offensive gegen Langeweile in den Schulferien: Die Traumbibliothek

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Viele Kinder und Jugendliche wissen mit ihren Schulferien nicht viel Produktives anzufangen. In Neuss steuert ein Lernzentrum nun dagegen. Spielerisch und kurzweilig möchte man abseits der Schule die Entwicklung junger Menschen fördern.

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Trotz zahlreicher Angebote, die öffentliche und private Einrichtungen in den Ferien für jüngere Menschen schaffen, sind nur wenige Eltern und Schüler bereit, diese in Anspruch zu nehmen. Umut Ali Öksüz, Sozialarbeiter und Pädagoge am Lernzentrum Novaesium Neuss hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, die zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt hat: Demnach wissen Kinder und Jugendliche meist nichts Produktives mit ihren Ferien anzufangen.

Den Ergebnissen der Umfrage zufolge wollten nur 10% der Schülerinnen und Schüler in ihren Herbstferien in den Urlaub fahren – ein Ergebnis, an dem sich seit Jahren prozentual nichts verändert habe. Stattdessen wussten 30% überhaupt keine Antwort zu geben auf die Frage, was sie in ihren Ferien zu tun gedenken. Und in Summe hatten ganze 60% geplant, sich zu Hause vor ihren Konsolen und dem Internet zu verbarrikadieren.

Eltern schimpften zwar über den schlechten Einfluss des Fernsehens und über die Antriebslosigkeit ihrer Kinder während der Ferien, sie unternähmen jedoch nichts dagegen. „Ich kann das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, denn die Jugend und deren Zukunft bedeutet mir einfach zu viel. Projekte und Aktivitäten sind die einzige Lösung, um sie konstant zu fördern und ihre Entwicklung positiv zu unterstützen“, meint Öksüz dazu.

In den Herbstferien die „Traumbibliothek“ gebaut

Deshalb hat man sich im Lernzentrum Novaesium Neuss Gedanken gemacht, wie man gegensteuern könnte. Die Verantwortlichen haben ein eigenes Projekt in Kooperation mit der Stadtbibliothek Neuss auf die Beine gestellt um ihren Schülern über die schulische Lernhilfe hinaus Angebote für sinnvolle Zeitgestaltung zu bieten. Die Projektleiter für NRW, Fatma Sağlam und Umut Ali Öksüz, haben gemeinsam mit Eva Müller von der Kinder- und Jugendarbeit der Stadtbibliothek Neuss eine Offensive gegen die Langeweile in den Ferien gestartet.

Dabei hatten die drei Mitwirkenden folgende Intention: Sie wollten zum einen, dass die Schülerinnen und Schüler angemessen gefördert werden und zum anderen, dass sie den Weg in die Stadtbibliothek finden und die zahlreichen Möglichkeiten, die diese bietet. Das Lesen sollte ihnen hierbei natürlich indirekt „schmackhaft“ gemacht werden.

In Kooperation mit dem Kulturrucksack Neuss NRW und der Künstlerin Anke Jüngels haben die Kinder und Jugendlichen in weiterer Folge das Projekt „Ich baue meine eigene Traumbibliothek“ auf die Beine gestellt. Und prompt haben diese an diesen gemeinsam mit der Diplom-Designerin Anke Jüngels, die seit mehr als zehn Jahren im Bereich Kunst und Theater aktiv ist, sowie ihren Lehrern Fatma Sağlam, Janine Hildebrandt und Umut Ali Öksüz traumhafte Kunstwerke erschaffen.

„Es war unglaublich, ich habe selten so engagierte und aktive Lehrer auf einem Haufen gesehen. Dazu sind sie alle noch hoch überqualifiziert und investieren in ihrer Freizeit so viel Kraft und Energie für ihre Schüler, obwohl alle drei Pädagogen auch noch in ganz anderen pädagogischen Bereichen präsent sind. Auch wie sie mit ihren Schülerinnen und Schülern umgehen, so kenne ich das gar nicht und vor allem nicht von einer Nachhilfeschule“, berichtet die junge Künstlerin, die auch in den nächsten Jahren weitere Projekte mit dem Lernzentrum Novaesium Neuss verwirklichen möchte.

Auch die Stadtpolitik ließ sich sehen

Am Ende standen etwa eine Bibliothek, zu der eine Weltraumwand mit galaktischem Hintergrund entwickelt wurde oder eine andere Bibliothek, die mit viel Mühe in Kleinarbeit eine eigene Wasserrutsche mit eingebautem Swimmingpool inklusive Wassertropfen erblicken konnte. Auch Heinrich Thiel vom Stadtverband der SPD war vor Ort, um sich ein Bild vom Schaffensdrang der Jugendlichen zu machen.

Vor allem die türkischstämmigen Jungen beteiligten sich mit großem Engagement an dem Kunstprojekt, und auch die Eltern beobachteten mit großem Stolz, wie ihre Kinder planten und gestalteten.

Die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten bildet ein wichtiges Fundament für den Erwerb kognitiver Fähigkeiten und Sozialkompetenz. Und die Ferien sind bedeutsame Zeiten, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, diese Möglichkeiten wahrzunehmen.

Novaesium-Nachhilfeschülerin Büşra Gemici besucht die sechste Klasse eines Gymnasiums und hat an dem Projekt teilgenommen: „Falls ich mich nicht an diesem Projekt beteiligt hätte, hätte ich in den Herbstferien entweder den ganzen Tag vor dem Fernseher gesessen oder ich wäre mit Freunden in der Stadt unterwegs gewesen. Ich habe hier neue Freunde gewonnen und werde auch in Zukunft an Projekten teilnehmen.“

Ein weiterer Projektteilnehmer war der Gymnasiast Yusuf Arslan. Er geht in die siebte Klasse und malt gern: „Ich habe hier die Möglichkeit gefunden, meinem Hobby, dem Malen, nachzugehen und mich weiterzuentwicklen.“

Das Lernzentrum Novaesium Neuss engagiert sich seit 1995 für Kinder, Jugendliche und Eltern in sämtlichen Bereichen der Bildungsarbeit. Neben engagierten und qualifizierten Lehrern beteiligen sich auch Pädagogen, Psychologen, ehem. Schulleiter, Juristen, promovierende Didaktiker und Dozenten ehrenamtlich an Aktivitäten, die helfen sollen, Schülern abseits des anspruchsvollen Schulalltages in ihrer Entwicklung zu fördern.