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Panorama

Wegen fehlender Hausaufgaben: Schüler totgeprügelt

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Am Sonntag starb in Ägypten ein elfjähriger Schüler an den Folgen einer Prügelstrafe, die ein Lehrer an ihm vollzogen hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Bereits im Jahr nach dem Militärputsch nahm die Zahl der Übergriffe massiv zu. (Foto: dpa)

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Das Schulwesen in Ägypten hat einen neuen Gewaltskandal. Im Krankenhaus von Kairos Stadtteil Saiyida Zainab starb der elfjährige Schüler Islam Scherif am Sonntag, nachdem ein Lehrer während des Unterrichts auf ihn mit der Rute eingeprügelt hatte.

Der Lehrer habe, so heißt es seitens der Schulbehörde, sieben Schüler bestraft, weil sie angeblich die Hausaufgaben nicht gemacht hätten. Islam habe sich geweigert, seine Arme über den Kopf zu heben, weil er müde sei. Nach einem heftigen Wortwechsel habe der Lehrer dennoch auf ihn eingeprügelt.

Bereits mehrfach sollen sich Eltern über den Lehrer beschwert haben, weil dieser zu extremer Brutalität neige. Konsequenzen gab es jedoch keine. Mittlerweile ist er suspendiert und sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Das Innenministerium stellte der Familie eine Entschädigung in Höhe von umgerechnet etwa 3600 Euro in Aussicht. Die betroffene Schule bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Prügelstrafen und gewalttätige Übergriffe von Lehrern gegen Kinder sind in Ägypten ein weit verbreitetes Problem, und Beobachtern zufolge sei die Situation im Laufe der letzten Jahre schlimmer geworden.

Auch in der Türkei nahm nach 1980 die Gewalt im Schulwesen zu

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat die „Ägyptischen Koalition für Kinderrechte“ im November einen Bericht veröffentlicht, in dem die Rede von sechs weiteren Todesfällen von Schulkindern auf Grund von Misshandlungen durch Lehrer sowie 41 Angriffen und zehn Fällen von sexuellem Missbrauch war.

Der dem Familienministerium unterstehende Nationale Kinder- und Mütterrat diagnostizierte in der Zeit zwischen Januar und Oktober 2014 einen Anstieg gewalttätiger Übergriffe gegen Kinder um 55 Prozent gegenüber dem Durchschnittswert der vorherigen drei Jahre. Die Hälfte der Gewalttaten sei dabei in Schulen verübt worden.

Dass die Gewaltexzesse im schulischen Autoritätsverhältnis in einer Gesellschaft, die kurz zuvor einen blutigen Militärputsch erlebt hatte, zunehmen, ist übrigens eine Entwicklung, die auch die Türkei in den Jahren nach dem Staatsstreich im Jahre 1980 erlebt hatte. Auch damals war die Prügelstrafe an den Schulen wieder auf der Tagesordnung.

Mittlerweile hat sich die Situation wesentlich verbessert.