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Wirtschaft

Selbständigkeit als Chance

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Mit der Frage, ob Selbstständigkeit neben Freiheit und Unabhängigkeit auch ein lohnendes Einkommen im Vergleich zum Angestelltenverhältnis ermöglicht, hat sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beschäftigt. (Foto:dpa)

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Der „Solo-Selbständige“ als Teil des verdeckten Prekariats? Diesen Eindruck erwecken immer wieder Publikationen und angesichts des ohnehin nicht unbedingt stark ausgeprägten Drangs zur Selbstständigkeit in Deutschland wirken diverse Horrorgemälde im Zusammenhang mit dem Verlassen des geschützten Bereichs im Beamten- oder Angestelltenverhältnis auf viele Bürger abschreckend.

Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vermag die These, Selbstständigkeit bedeute, auf „Du“ zu sein mit dem Armutsrisiko, nicht zu bestätigen. Es seien zwar in erster Linie Selbstständige mit Angestellten, die signifikant höhere Einkommen erzielen würden als Beschäftigte im Angestelltenverhältnis, aber auch unter Solo-Selbstständigen würde es nicht wenige geben, bei denen dies der Fall wäre.

Um der These von der Prekariatsfalle „Solo-Selbstständigkeit“ auf den Grund zu gehen, haben Forscher der Universität Jena den Mikrozensus 2009 ausgewertet. Und sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Selbstständiger mit Beschäftigten im Schnitt netto pro Stunde um etwa 22 Prozent mehr verdiene als der durchschnittliche Angestellte. Solo-Selbstständige hingegen verdienten im Schnitt um sechs Prozent weniger. Dabei kommen als Faktoren zum Tragen, dass einige Selbstständige tatsächlich in absoluten Zahlen geringe Stundenlöhne erzielten, andere zwar im Ergebnis die gleichen oder sogar leicht höhere Einkünfte als Angestellte aufwiesen, dafür jedoch längere und weniger planbare Arbeitszeiten und weniger Urlaub in Kauf nehmen müssten.

Im Vergleich zu den Einkommen der Angestellten sind die Einkommen der Selbstständigen auch sehr breit gestreut. Neben solchen, die tatsächlich in prekären Verhältnissen vegetieren und oft sogar Aufstockungsleistungen in Anspruch nehmen müssten, gibt es in den oberen Einkommensgruppen auch Solo-Selbstständige, die ein höheres Einkommen als Angestellte erzielten.

Größere Einkommensstreuung, bedingt durch Heterogenität

Die Solo-Selbständigkeit berge, das räumen auch die Autoren der Studie ein, ein hohes Einkommensrisiko. „Es gibt aber keinen Grund gibt, diese Erwerbsform grundsätzlich in ein schlechtes Licht zu rücken“, heißt es seitens der Autoren der Studie. Denn Solo-Selbständigekönnten sowohl sehr niedrige als auch überproportional hohe Einkommen erwirtschaften.

Die Ökonomen plädieren für eine höhere Durchlässigkeit zwischen den Erwerbsformen aus, damit Menschen beim Schritt in die Selbständigkeit und gegebenenfalls auch zurück in ein Angestelltenverhältnis nicht unnötig behindert werden. Insbesondere sollten, so fordern sie im Handwerksblatt, die bürokratischen Abläufe bei Unternehmensgründungen und -schließungen und die damit verbundenen Fragen der Sozialversicherungen erheblich vereinfacht werden.

Insgesamt gäbe es in Deutschland 4,2 Millionen Selbständige, davon 2,3 Millionen Solo-Selbständige und 1,9 Millionen mit Angestellten. Die großen Einkommensunterschiede und die Streuung dieser Einkommen sei auch auf die immense Heterogenität dieser Gruppe zurückzuführen. Sie reicht von Freiberuflern über Kioskbetreiber, Ladenbesitzer, Handwerksmeister, Nischenanbieter, Onlinedienstleister oder „klassischen“ Unternehmens bis hin zum Gastronomen oder Dozenten.

Für Unabhängigkeit arbeitet man gerne länger

„Die relativ starke Streuung der Einkommen von Selbständigen weist darauf hin, dass unternehmerische Selbständigkeit mit hohen Einkommenschancen, aber auch mit hohen Einkommensrisiken behaftet ist“, heißt es in der Studie. Es gibt eine Minderheit mit sehr hohen Einkünften, aber auch Selbstständige mit unterdurchschnittlicher Unternehmerrendite.

Die Freiheit und die Unabhängigkeit von Chefs, Vorgesetzten und offenen wie verdeckten Hierarchien oder Hackordnungen im Kollegenkreis sind jedoch auch für viele Solo-Selbstständige, die „strampeln“ müssen, um ein Einkommen zu erzielen, das mit jenem eines Angestellten vergleichbar ist, nicht selten entscheidende Gründe, es trotzdem auf eigene Faust durchzuziehen.

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