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Gesellschaft

„Riesiger Vertrauensverlust“: Ditib grenzt sich von türkischstämmigen Abgeordneten ab

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Der türkisch-islamische Dachverband DITIB kritisiert die aus der Türkei stammenden Abgeordneten, die für die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestags gestimmt haben. Die Mitglieder des nach eigenen Angaben größten Islamverbands in Deutschland fühlten sich seit der Abstimmung nicht mehr von den türkischstämmigen Abgeordneten vertreten, sagte Zekeriya Altuğ vom DITIB-Bundesverband am Sonntag in der ARD-Tagesschau: „Bisher ja, mittlerweile leider nicht mehr“, sagte Altuğ wörtlich: „Das ist natürlich ein riesiger Vertrauensverlust, der die Menschen hier weiter spaltet.“

Seit Jahren, so der Verbandsvertreter weiter, müssten sich „die Türken und die Muslime in Deutschland“ rechtfertigen „für Geschehnisse in der ganzen Welt, die sie eigentlich nicht direkt angehen“. Jetzt komme hier noch ein weiteres Thema hinzu.

Der Bundestag hatte vor kurzem in einer Resolution die Massaker des Osmanischen Reiches an den Armeniern 1915/16 als Völkermord eingestuft und eine Mitschuld des Deutschen Reiches eingeräumt. Die Türkei widerspricht dem und räumt lediglich Massaker, Vertreibungen und beiderseitige Gewalttaten ein.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte erbost auf die Resolution reagiert. Unter anderem warf er elf türkischstämmigen Abgeordneten von CDU, SPD, Grünen und Linken, die für die Armenien-Resolution gestimmt hatten, vor, sie seien ein Sprachrohr der Terrororganisation PKK. Zudem solle man bei einigen deutschen Abgeordneten mit türkischem Migrationshintergrund einen Bluttest machen, da ihr
Blut vermutlich „verdorben“ sei. Später relativierte er seine Worte und nannte die Abgeordneten „charakterlos“.

Auswärtiges Amt rät von Reisen in die Türkei ab

In den letzten Tagen hatte es Morddrohungen und Beleidigungen gegen die türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten gegeben. Diese stehen unter Polizeischutz. Zudem rät ihnen das Auswärtige Amt von Reisen in die Türkei ab. Für ihre Sicherheit könne nicht garantiert werden.

Die Bundesregierung und zahlreiche Politiker kritisierten daraufhin die Türkei und forderten von türkischen Einwanderern gegründete Verbände in Deutschland auf, klar Stellung zu beziehen angesichts dieser Drohungen.

Ein anderer DITIB-Sprecher, Murat Kayman, hatte am Wochenende betont, die Beschimpfung und Bedrohung von Parlamentariern sei nicht hinnehmbar, sondern entschieden zu verurteilen.

Der Verband DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) gehört zu den großen Islamverbänden in Deutschland und vertritt nach eigenen Angaben mehr als 900 Vereine. Der Verband untersteht der unmittelbaren Kontrolle der Türkei.