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Gesellschaft

Blutiges Silvester: Dem Terror keine Macht geben

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Die jüngsten Anschläge in Istanbul und Berlin haben uns wieder schmerzhaft in Erinnerung gerufen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit vor Terror gibt. Die Angst ist wieder da – wir sollten uns aber nicht von ihr beherrschen lassen und damit den Terroristen in die Hände spielen. Ein Kommentar.

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Kommentar von Carolina Drüten

Der Terror ist längst in unserer Mitte angekommen. Die Botschaft der Terroristen: Es kann jeden treffen, immer und überall. Am Flughafen, beim Feiern in einem Club, beim Spazierengehen in der Innenstadt, auf dem Weihnachtsmarkt, vor dem Fußballstadion, auf einem Konzert.

In der Silvesternacht hat ein Verrückter 39 Menschen in einem Istanbuler Nachtclub erschossen. 39 Menschen in sieben Minuten. Drei Wochen zuvor waren bei einem Anschlag nahe des Beşiktaş-Stadions 44 Menschen ums Leben gekommen. In Berlin raste ein Terrorist mit einem LKW in einen Weihnachtsmarkt und tötete elf Menschen. Auf die gleiche Weise starben im Sommer im französischen Nizza mindestens 86 Menschen. Paris. Brüssel. Nizza. Berlin. Und immer wieder: Istanbul.

Religion ist nicht böse, Menschen sind es

Die kalte Hand des Terrors will uns gefangen nehmen. Sie will, dass wir uns auf den Straßen unwillkürlich umdrehen und bei lauten Geräuschen zusammenzucken. Sie will, dass wir unsere Mitmenschen misstrauisch beäugen. Sie will Unfrieden säen und uns entzweien. Sie will, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen sich nicht mehr verstehen, sondern aneinander zweifeln. Sie will uns Angst machen vor dem Islam. Doch es ist nicht eine Religion, die böse ist – Menschen, die Religion für ihre niederen Zwecke missbrauchen, sind es.

Kaum hört das alte Jahr auf, beginnt das neue genauso furchtbar: 39 Menschen sind tot. Ihr einziges Vergehen war ihre Ausgelassenheit. 2017 wird ein schlimmes Jahr, davon sind viele von uns überzeugt. Wir stumpfen ab, sind mutlos. Mit jedem Terroranschlag steigt die Zahl der Toten, und der Verletzten. Und doch sind die Opfer nur Zahlen auf einer Liste, die immer länger wird.

Zeichen setzen gegen den Hass

Das darf aber nicht passieren. Terror darf nicht zur Gewohnheit werden, und wir dürfen uns in unserer Lebensweise nicht einschränken lassen von unterschwelligen Bedrohungen. Lasst uns den Terroristen nicht so viel Macht über uns geben, denn das ist ihre eigentliche Waffe. Dass Menschen immer wieder auf grausame Art ums Leben kommen, ist schlimm genug. Den Terror unsere Gedanken zu vergiften lassen, wäre fatal.

2017 wird kein einfaches Jahr, soviel ist klar. Erst am Sonntag hat der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zu weiteren Anschlägen in der Türkei aufgerufen. Ein Land, in dem Menschen verschiedenster Religionen jahrhundertelang friedlich zusammengelebt haben. Ein Schmelztiegel der Kulturen. Es wird Tote geben, die aus ihren Familien gerissen werden, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Doch 2017 kann auch ein Jahr werden, in dem wir ein Zeichen setzen gegen Hass, gegen Entzweiung, gegen Fremdenfeindlichkeit. Lasst uns zusammenstehen in diesen schwierigen Zeiten, lasst uns unsere Gedanken rein halten von Missgunst und Feindseligkeit.

Angst ist keine Option. Mutlosigkeit auch nicht. Und Fremdenfeindlichkeit erst recht nicht. Mutig müssen wir eintreten für unsere offene, freiheitliche Gesellschaft. Sie ist den Terroristen ein Dorn im Auge – und gleichzeitig unsere größte Errungenschaft.