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Politik

Skandal: Hat Armin Laschet Noten gewürfelt?

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1,0…,2,1…,1,3…,2,4… So ungefähr könnte es gewesen sein. Als Armin Laschet Klausuren abhanden kommen, die er als Lehrbeauftragter schreiben ließ, rekonstruiert der erfahrene Politiker die Noten einfach. (Foto: dpa)

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Der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet spricht am 18.02.2015 beim Politischen Aschermittwoch seiner Partei in Lennestadt (Nordrhein-Westfalen).
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Der Chef der CDU in Nordrhein Westfalen, Armin Laschet, ist in ein großes Fettnäpfchen getreten. Bei seiner langjährigen Tätigkeit an der renommierten RWTH Aachen Universität als ehrenamtlicher Dozent für Politik hat die Praxis einer merkwürdigen Notenvergabe für große Schlagzeilen gesorgt. Armin Laschet soll die Noten einer ihm abhanden gekommenen Klausur zu einem Blockseminar nach ungenauen Notizen über die Unterrichtsbeteiligung von Studenten vergeben haben, die faktisch mit der Prüfung absolut nichts zu tun hatten. Dabei bekamen einige Studenten, die die Klausur erst gar nicht mitschrieben, Bestnoten, an anderer Stelle fehlte die Note gänzlich.

Was genau war geschehen? Laschet arbeitet bereits seit 16 Jahren als Dozent an der RWTH Aachen und gibt in beruflicher Vereinbarung mit der Position eines Spitzenpolitikers Blockseminare, unter anderem auch am Standort Berlin. Für Studenten sind außergewöhnliche Seminare ein Segen. Wenn dies auch noch mit der Gelegenheit, einen der führenden politischen Persönlichkeiten des Landes NRW und gleichzeitig den Stellvertreter der Bundeskanzlerin Angela Merkel kennen zu lernen verbunden ist, ist das ein besonders großes Plus. Somit sind Laschets Seminare immer sehr begehrt. Bei jenem Blockseminar hat Laschet mit 30 Studenten eine Berlin-Reise unternommen. Ziel war es, dass Studenten ein echtes Get-together mit aktiven Politikern erleben und anschließend darüber eine Klausur schreiben. Das Leitthema der Veranstaltung: Die Europapolitik der BRD.

Klausurwiederholung wäre „eine Zumutung“ gewesen

Eben diese Klausuren sind auf bislang unerklärte Weise verschollen. Dabei beteuert der Landeschef der CDU, er habe die Klausuren mit Hilfe seiner unterstützenden Korrektorin korrigiert, benotet und sicher an die Universität via Post gesandt. Unklar ist, an welchem Punkt die Post verloren gegangen ist. Eindeutig ist, was danach passierte. Da das Seminar zu weit in der Vergangenheit gelegen habe, wäre es für die Studenten eine Zumutung gewesen, die Klausur erneut schreiben zu müssen. Aus diesem Grund habe man sich für eine sachgerechte Lösung entschieden, nämlich die Noten anhand der Notizen zum Unterrichtsverhalten und den übrig gebliebenen Notizen zu den einzelnen Klausuren zu rekonstruieren. Konkret wurde es erstmals durch einen Brief des CDU-Landeschefs an die Studenten am 27. März, in dem es heißt: „Da ich mir zu jeder Klausur und auch zu jedem Seminar Noten mache, habe ich aus meinen und den Notizen der mich unterstützenden Co-Korrektorin Frau Lehrbeauftragte Dr. Mayssoun Ein Al Din anhand ihrer und meiner Notizen eine Rekonstruktion versucht. Dieses Verfahren war nicht optimal. Aber es war die beste Lösung, Ihnen, den Studenten, eine erneute Klausur zu ersparen.“ Laut den Aachener Nachrichten und dem Kölner Stadt Anzeiger, die über diesen Fall als erstes berichteten, spricht ein betroffener Student, der anonym bleiben will: „Der (Laschet) hat die unkorrigierten Arbeiten verschlampt und dann die Noten gewürfelt.“

Tatsächlich hat eine Studentin, die nur ein leeres Blatt abgegeben hatte, eine mehr als befriedigende Note erhalten und einer Studentin, die sehr wohl geschrieben hat, fehlt die Leistungsmarke gänzlich. Unter allen Noten gab es einen Notenspiegel zwischen der Bestnote 1,0 und einer durchaus auskömmlichen 2,4, schlechtere Noten gab es gar nicht.

Laschet und Universitätsleitung widersprechen sich

Während Laschet Journalisten der Landespressekonferenz zusicherte, die Universitätsleitung wüsste von Anfang an Bescheid und er habe E-Mails mit der Geschäftsführerin des Studiengangs Johanna Holst als Beweis, erklärte wiederum Holst dem WDR, sie wüsste nichts davon, dass die Noten lediglich Rekonstruktionen seien. Wenn sie darüber informiert gewesen wäre, dann hätte man natürlich die Klausuren vollständig annulliert.

Am Dienstag erklärte Laschet als erste Konsequenz seinen Rücktritt als Lehrbeauftragter der RWTH Aachen. Verliert der Politiker trotz dieser Geste der öffentlichen Demut an Glaubwürdigkeit? Dabei hat der populäre Politiker in NRW die Ambition, bei den nächsten Wahlen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vom Regierungssitz zu verdrängen. Für diese Aufgabe hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel Karl-Josef Laumann, den ehemaligen Fraktionschef der CDU NRW, für Laschet aus dem Weg geräumt. Der sonst so zielbewusste Christdemokrat war selten in solche Unannehmlichkeiten verwickelt. Passend zu seiner Amtsniederlegung äußerte sich Laschet selbstkritisch und sprach von einer größeren Sorgfalt, die ihm diese Probleme womöglich erspart hätten.

Über Konsequenzen spricht auch das Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Forschung des Landes NRW. Hochschulministerin Svenja Schulze erklärte am Mittwoch in Düsseldorf, dass es größere Debatten zu diesem Thema geben müsse. Schulze ruft alle Hochschulen nun zur Pflicht auf und will wissen, ob es vergleichbare Fälle gibt. Ein Sprecher des Ministeriums kündigte am Mittwoch an, einen Bericht der RWTH Aachen zu gegebener Sachlage auch rechtlich zu überprüfen.