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Panorama

Soma: Minenbetreiber bestreitet Sicherheitsmängel

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Auch vier Tage nach dem Grubenunglück von Soma ist die Ursache noch nicht geklärt. Anfängliche Berichte über eine Explosion in einem Verteilerzentrum wurden von den Betreibern zurückgewiesen. Sie bestreiten allfällige Sicherheitsmängel. (Foto: zaman)

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Bergwerkunglück in der Türkei: Nach dem Unglück von Soma weisen der Eigentümer und der Manager der Mine Vorwürfe bezüglich Sicherheitsmängel zurück.
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Die Betreiber der Mine, in der im Laufe der vergangenen vier Tage mindestens 284 Menschen nach einer unterirdischen Explosion starben – 18 Bergleute werden dem Energieministerium zufolge derzeit noch vermisst -, haben am Freitag den Vorwurf, Sicherheitsbestimmungen vernachlässigt zu haben, zurückgewiesen. Eine Aussage über die exakte Ursache des Unglücks machten die Verantwortlichen aber noch nicht.

Der Eigentümer der Mine, Alp Gürkan (rechts), erklärte in einer Pressekonferenz: „Es tut mir in der Seele weh.“ Gürkan unterstrich, dass er eigenes Geld in die Verbesserung der Sicherheitsstandards der Mine investiert hätte. Er räumte jedoch ein, dass es in der Mine von Soma keinen Schutzraum gegeben habe – ein Faktor, der vielen Menschen das Leben gekostet hat.

Bereits kurz nach Bekanntwerden des Unglücks hatten sich öffentliche Proteste auch gegen die Regierung von Premierminister Recep Tayyip Erdoğan gerichtet, dem unter anderem Gewerkschaften vorwarfen, lasche Sicherheitsstandards und Korruption auch im Bergbau zu dulden.

Energieminister Taner Yıldız wies die Vorwürfe zurück und kündigte am Freitag an, wem mit Blick auf die Sicherheit der Mine Nachlässigkeit an den Tag gelegt hätte, würde damit rechnen können, bestraft zu werden. „Wenn es zu Fehlverhalten kam, wird keine Toleranz gezeigt werden, egal, ob es dem öffentlichen oder privaten Sektor zuzurechnen ist.“

Unvorhergesehener Funke und Luftzufuhr sollen Brand beschleunigt haben

Mineningenieur Akin Çelik bestreitet jedwede Vernachlässigung. „Ich mache diesen Job jetzt schon seit 20 Jahren und habe noch nie so etwas erlebt. Wir würden nicht einmal zulassen, dass auch nur ein Fingernagel unserer Arbeiter verletzt wird.“

Auch der Manager der Mine, Ramazan Doğru, wies anfängliche Berichte zurück, wonach eine Explosion in einem Verteilungszentrum das Feuer ausgelöst hätte. „Das Feuer wurde durch einen unvorhergesehenen Funken ausgelöst“, so Doğru. „Wir gehen davon aus, dass sich das Feuer ausgebreitet hat, weil es dort einen Eingang für die Zufuhr sauberer Luft gegeben hatte.“

Die Offiziellen der Mine betonten, es habe einen Sicherheitsraum gegeben, der jedoch mit Fortdauer der Zeit obsolet geworden wäre. Man habe geplant, einen zweiten zu errichten, als sich das Unglück ereignete. Den türkischen Bergbaugesetzen zufolge seien Sicherheitsräume nicht vorgeschrieben.

Das türkische Arbeits- und Sozialministerium sprach von fünf Inspektionen seit 2012. Die letzte habe im März stattgefunden und es wären keine Sicherheitsmängel entdeckt worden. Die Regierungspartei habe jedoch, so der Vorwurf der Opposition, eine Initiative vereitelt, die kleinere Unfälle in Minen rund um Soma parlamentarisch untersucht haben wollte.

„77 Millionen Menschen, die den Schmerz fühlen“

Energieminister Yıldız geht davon aus, dass niemand von den 18 noch vermissten Bergarbeitern lebend aus der Mine geborgen werden könne. Diese Zahl stützt sich auf Personallisten der Betreiber und Angaben der Angehörigen. Bislang wurde der Tod von 284 Minenarbeitern bestätigt, die meisten seien an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. „Wir haben 284 Menschen verloren, 18 Brüder, die noch drin sind, und 77 Millionen Menschen, die den Schmerz fühlen.“

Es gebe noch Feuerreste in der Mine, diese würden aber zurückgehen. Am Donnerstag wurden die ersten Toten in Massenbegräbnissen bestattet, die Angehörigen trugen an die Brust geheftete Fotos ihrer verstorbenen Lieben und sprachen die Namen der Minenarbeiter, die beim Unglück ums Leben kamen. Am heutigen Freitag werden noch mehr Begräbnisse stattfinden.