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Politik

Sözcü rechnet damit, das nächste Opfer zu sein

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Nach den Razzien gegen das Medienhaus İpek Medya befürchten türkische Journalisten weitere Repressionen. Die Tageszeitung Sözcü geht in die Offensive.

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Titelblatt der Tageszeitung Sözcü vom 01.09.2015
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Nach den Razzien gegen die Mediengruppe İpek Medya am Dienstagmorgen erwarten viele türkische Journalisten, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und die Regierung den Kampf gegen die regierungskritische Presse weiterführen. Die kemalistisch orientierte Tageszeitung Sözcü, die nach Auflagenstärke drittgrößte Zeitung der Türkei, stellt sich darauf ein, als nächste an der Reihe zu sein. Als Reaktion auf die Pläne wurde die heutige Ausgabe der Zeitung mit leeren Kommentarspalten veröffentlicht. Die Sözcü-Kolumnisten wollen damit gegen die Repressionsmaßnahmen protestieren.

Aufmacher der heutigen Ausgabe war ein Manifest auf Seite eins, in welchem unter der Überschrift „Wenn Sözcü schweigt, schweigt die Türkei“ die Regierung beschuldigt wird, die kritische Presse einschüchtern, unterdrücken und unter ihre Kontrolle bringen zu wollen. Die Zeitung sei schon seit langem Drangsalierungen des Staates ausgesetzt: „Sözcü, die lediglich Tatsachen berichtet, wird mit einem Prozess nach dem anderen überzogen“, so die Verfasser des Manifests. Allein innerhalb der letzten zwölf Monate seien 57 Gerichtsprozesse gegen die Zeitung eröffnet und wegen 67 Artikeln seien Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingereicht worden.

Sözcü, so versichern die Autoren, werde den Einschüchterungsversuchen jedoch widerstehen und weiterhin ohne Angst über die Geschehnisse im Land berichten. Deshalb würden die Kommentarspalten auch nur an diesem Tag und aus Protest leer gelassen. „Versucht uns zu verstehen“, schließt die Tageszeitung ihren Appell.

Der Whistleblower Fuat Avni hatte letzte Woche erneut für Diskussionen gesorgt, indem er mutmaßliche Pläne des Staatspräsidenten getweetet hatte, wonach eine großangelegte Operation gegen regierungskritische Medienhäuser bevorstehe und eine Reihe von Medienhäusern nannte, die bald zur Zielscheibe würden. Darunter waren neben der heute betroffenen Gruppe İpek Medya die Sözcü sowie weitere namhafte Medienhäuser wie Feza (Zaman, Aksiyon, Cihan, Meydan), Doğan (Hürriyet, CNN Türk) und Samanyolu  (STV, Samanyoluhaber TV).