Connect with us

Politik

Spanien: Prinzessin vor Gericht

Spread the love

Die Türkei ist kein Einzelfall. Dies zeigt die jüngste Korruptionsaffäre in Spanien. Mittlerweile ist das Königshaus direkt ins Visier der Steuerfahnder geraten. Prinzessin Cristina muss sich nun vor Gericht verantworten. (Foto: dpa)

Published

on

Die spanische Königstochter Christina sitzt am 05.04.2013 in einem Auto in Barcelona - dpa
Spread the love

Das neue Jahr beginnt schlecht für das spanische Königshaus. Im Korruptionsskandal um den Schwiegersohn des Königs Juan Carlos muss sich nun auch seine Tochter Cristina vor Gericht den Vorwürfen stellen. Der Ermittlungsrichter José Castro hat die Prinzessin für den 8. März in Palma de Mallorca vorgeladen.

Das Gericht teilte mit, dass die Königstochter wegen des Verdachts auf Beteiligung an Geldwäsche und Steuerhinterziehung als Beschuldigte erscheinen müsse. Damit ist Christina die erste direkte Verwandte, die sich wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht verantworten muss.

Dem Anklagetext zufolge soll die Prinzessin zusammen mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Handballspieler Iñaki Urdangarín, sechs Millionen Euro aus öffentlichen Geldern zur privaten Nutzung entwendet haben. Dazu bediente sich das Ehepaar angeblich einer Nichtregierungsorganisation mit dem Namen NOOS.

Um das Geld der NGO auf private Konten zu verschieben, sollen Urdangarín und die Prinzessin ein breites Netzwerk an Firmen aufgebaut haben. Ein pikantes Detail in der Affäre ist eine millionenteure Villa in Barcelona, die Cristina zeitweise bewohnte und als Sitz eines ihrer Unternehmen genutzt haben soll. Sie soll die Villa an sich selbst vermietet und, so der Vorwurf, ihr rechtswidrig erworbenes Geld reingewaschen haben.

Die Königstochter hat in Madrid Politikwissenschaften studiert und in New York einen Master der Internationalen Beziehungen absolviert. „Sie sollte wissen, dass man auch als Aristokratin ihr Land nicht ausbeuten darf“, sagt José Luis Lopez.

Skandal sorgt für Unmut in der Bevölkerung

Während die spanische Wirtschaft am Boden liegt, die Arbeitslosenzahlen Rekordwerte in die Höhe schnellen und viele Spanier ihre auf Kredit gekauften Häuser verlieren, sorgt der Skandal um die Königstochter für großen Unmut in der Bevölkerung. „Die glauben doch wirklich, sie könnten immer noch machen, was sie wollen“, empört sich Lopez.

Lopez lebt in Cádiz, einer Stadt im Süden Andalusiens, die von der Krise mit am stärksten betroffen ist. Insbesondere bei einer Jugendarbeitslosigkeit von über 50 Prozent gebe es kein Verständnis für solch kriminelle Machenschaften, sagte der Student der Wirtschaftswissenschaften.

Ansehen des Königshauses erheblich beschädigt

Die Vorwürfe beschädigen das Ansehen des spanischen Königshauses erheblich. Kurz nach Bekanntgabe der Vorladung seiner Tochter drückte König Juan Carlos seinen „Respekt für Entscheidungen der Justiz“ aus, wie ein Palastsprecher sagte. Der Monarch hatte sich seit Bekanntwerden der Affäre vor zwei Jahren offiziell von seinem Schwiegersohn Urdangarín distanziert.

Juan Carlos, der wegen seiner Rolle im Demokratisierungsprozess nach Ende des Franco-Regimes lange Zeit hohen Respekt seiner Landsleute genoss, steht immer mehr in die Kritik. Zuletzt wurde der alternde Monarch wegen Verschwendung von Steuergeldern kritisiert, nachdem er inmitten der spanischen Wirtschaftskrise eine kostspielige Afrikareise unternahm. Rufe nach seiner Nachfolge durch Sohn Felipe werden laut.

Erst im November hatte die Staatsanwaltschaft eine Anklage der Königstochter ausgeschlossen. Mit dem gestrigen Vorstoß setzt sich Ermittlungsrichter Castro gegen andere spanische Behörden durch und stellt klar, dass Aristokraten im Jahr 2014 keine Sonderrechte eingeräumt werden.