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Panorama

Steckt der IS hinter dem Anschlag von Ankara?

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Die türkische Polizei macht erste vorsichtige Angaben über die Attentäter. Spuren führen zu dem Attentat von Suruç. Die Tat könnte kurz vor den Neuwahlen den Konflikt zwischen Regierung und der terroristischen PKK weiter anheizen.

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Am Samstagmorgen waren bei einer regierungskritischen Demonstration vor dem Hauptbahnhof in der Hauptstadt Ankara zwei Sprengsätze detoniert. Zu der Tat, bei der über 100 Menschen starben und auch 246 Menschen verletzt wurden, bekannte sich zunächst niemand. Wie die Tageszeitung Habertürk nun berichtet, vermutet die türkische Polizei die Terrormiliz IS hinter dem blutigen Anschlag und sieht Ähnlichkeiten zu dem Terroranschlag von Suruç, den der IS-Terrorist Abdurrahman Alagöz verübt hatte. Demnach soll der vermisste Bruder Yunus Emre Alagöz hinter dem Anschlag von Ankara stehen.

Laut Habertürk, die ihre Informationen auf Gehemdienstquellen stützt, soll der IS im vergangenen Monat den Beschluss gefasst haben, Anschläge gegen die PKK in der Türkei zu verüben und zu diesem Zweck Terroristen ins Land zu schicken. Folgende Namen werden dabei genannt:

Brahim Muhammed Selmo: Selbsmordattentäter

Cengiz Ruşit Abbas: Soll zu dem Führzungkreis gehören

Muhammet Hüseyin: Gruppenleiter

Teymur Abdurrauf Musa: IS-Kommandeur. Soll vor einer Woche über die türksich-irakische Grenze eingereist sein.

Elmala Ebu Amar: Ist über Hatay-Reyhanlı in die Türkei eingereist. Könnte ein Selbsmordattentäter sein.

Schwerster Anschlag in der Geschichte der Türkei

Die türkische Polizei geht zwar auch in Ankara von einem Selbstmordattentat aus, konnte jedoch die Täter noch nicht identifizieren. Um dies zu erreichen, seien 100 Polizeibeamte im Einsatz. Der gestrige Anschlag war der schwerste in der Geschichte der Türkei. In dem Land stehen in drei Wochen Neuwahlen für das Parlament an.

Zu der Demonstration hatten die pro-kurdische Partei HDP und andere regierungskritische Gruppen aufgerufen. Die HDP sah sich als Ziel des Anschlags und machte der politischen Führung des Landes schwere Vorwürfe. In der Millionenmetropole Istanbul demonstrierten am Abend rund 2000 Menschen gegen die Regierung. In Sprechchören wurde die PKK zu Vergeltungsaktionen aufgefordert.

Erdoğan erklärte zu dem Anschlag: „Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff zutiefst, dessen Ziel die Einheit, Solidarität und der Frieden unseres Landes gewesen ist.“ Der Ko-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtaş, hingegen sagte: „Das ist kein Angriff auf die Einheit unseres Landes oder dergleichen, sondern ein Angriff des Staates auf das Volk.“ Er fügte an: „Ihr seid Mörder. An Euren Händen klebt Blut.“ Demirtaş kritisierte, die Regierung habe weder den Anschlag auf pro-kurdische Aktivisten im Juli in Suruç noch den auf eine HDP-Wahlveranstaltung im Juni in der Kurdenmetropole Diyarbakır aufgeklärt.

HDP erhebt schwere Vorwürfe

Ein HDP-Funktionär, der anonym bleiben wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Führung des Landes habe den Anschlag „entweder organisiert oder nicht verhindert“. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, wurde die Aussendung von Bildern des Anschlags und des Geschehens danach untersagt. Das Büro des Ministerpräsidenten habe für das Verbot Gründe der öffentlichen Sicherheit vorgebracht.

US-Präsident Barack Obama sprach in einem Telefonat mit Erdoğan von einer heimtückischen Attacke und bekräftigte die Solidarität der Amerikaner mit der türkischen Bevölkerung im Kampf gegen Terrorismus. Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk sicherte der Türkei Unterstützung zu. „Die Europäische Union steht an der Seite der Türkei, seiner Bürger und der Behörden, wenn es um den Kampf gegen Terrorismus und die Bemühungen um Aussöhnung geht“, ließ er mitteilen.

Auch in mehreren deutschen Städten gingen nach dem Anschlag spontan Hunderte Menschen auf die Straße. Pro-kurdische Demonstrationen gab es unter anderem in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main und Stuttgart. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf der Proteste.