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Gesellschaft

Steckt die „Goldene Morgenröte“ dahinter?

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Menschenrechtsorganisationen berichten von immer häufigeren und immer brutaleren Überfällen auf Dunkelhäutige in Griechenland. Ein Zusammenhang mit dem Aufstieg der neonazistischen „Goldenen Morgenröte“ liegt auf der Hand. (Foto: dpa)

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Die Messerattacke gegen einen 28-jährigen Mann aus Bangladesch, der vor einigen Tagen bei Tageslicht von zwei Frauen und einem Mann aus dem Nichts heraus attackiert und in den Oberschenkel gestochen wurde, als er gerade Mülltonnen nach Metallabfällen durchsuchte, ist nur einer von vielen Fällen, die sich in diesen Tagen in Griechenland zutragen.

Brutale, rassistisch motivierte Attacken mit Messern, zerbrochenen Flaschen, Holzknüppeln oder Eisenstangen, die sich gegen dunkelhäutige Migranten richten, sind in dem wirtschaftlich sich nach wie vor auf Talfahrt befindlichem Land mittlerweile an der Tagesordnung. Zunehmend werden auch scharf gemachte und auf das Attackieren Dunkelhäutiger ausgerichtete Hunde auf die Menschen gehetzt. In einzelnen Fällen waren Einwanderer nur knapp Lynchmorden entkommen.

„Die Gewalt wird brutaler und intensiver, und es lässt sich ein Muster erkennen – die Attacken werden durch sehr organisiert wirkende Gruppen begangen“, bemerkt Kostis Papaioannou, der frühere Vorsitzende der Griechischen Kommission für Menschenrechte. Ein Zusammenhang mit den dramatischen Stimmenzuwächsen der neonationalsozialistischen Partei „Goldene Morgenröte“ (DTJ berichtete) im Mai und Juni dieses Jahres liegt auf der Hand – und auch, dass sich der Verfolgungseifer hinsichtlich dieser Straftaten seitens der Polizei nicht selten in sehr überschaubaren Grenzen hält.

Opfer schweigen aus Angst vor der Polizei

Die Tatsache, dass gerade in Wahllokalen, in denen Polizeibeamte ihre Stimme abgeben, die Neonazis bis zu 25% der Stimmen auf sich vereinigen konnten und die Polizei vielerorts regelrecht mit den braunen Banden paktiert, hat zur Folge, dass viele Opfer rassistischer Übergriffe diese aus Angst gar nicht mehr zur Anzeige bringen. Auch gegenüber Ärzten in den von Wohltätigkeitsorganisationen geführten Krankenhäusern für Nichtversicherte verschweigen sie oft die Ursachen ihrer Verletzungen.

Im dritten Jahr der Finanzkrise haben den durchschnittlichen Lebensstandard von Griechen fast ins Bodenlose stürzen lassen. 25% der Bevölkerung sind arbeitslos, unter Jugendlichen beträgt die Quote gar 50%. Immer mehr Griechen können sich Güter des täglichen Lebens oder Gesundheitsversorgung nicht mehr leisten. Raubüberfälle und Einbruchsdiebstähle sind an der Tagesordnung. In dieser Situation geben Immigranten einen willkommenen Sündenbock ab.

Da es keine offiziellen Statistiken über rechtsextreme Gewalttaten in Griechenland gibt, versuchen Menschenrechtsgruppen, diese zu erfassen. Zwischen Januar und September war es zu 87 registrierten Fällen gekommen, die Dunkelziffer läge nach ihren Angaben allerdings bei einem Vielfachen davon. Selbst gegen Kinder gehen die rassistischen Gewalttäter vor – so bedrohte ein mit einer Pistole bewaffneter Mann die Teilnehmer eines Kindergeburtstages in der 250 Menschen zählenden tansanischen Gemeinde in Athen.

Die „Goldene Morgenröte” bestreitet jede Verwicklung in die Gewalttaten und beschuldigt ihrerseits illegale Immigranten, strafbare Handlungen gegen Griechen zu begehen. Umfragen zufolge liegt die Partei landesweit bereits zwischen 9 und 12 Prozent. Die Regierungskoalition hat sich angesichts der Häufung rassistischer Überfälle zu einer zunehmend härteren Gangart entschlossen – allerdings nicht gegen die Nazis, sondern gegen die Einwanderer.