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Politik

Brasilien will Einfluss von USA eindämmen

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Brasilien ist eines der wichtigsten aufsteigenden Regionalmächte. Seinen Machtanspruch muss es sowohl gegen die USA als auch die Nachbarstaaten wie Argentinien und Venezuela behaupten. Dabei setzt es auf China. (Quelle: wikimedia/Mercosur-Uruguay)

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Wenn man auf der Weltkarte ein aufstrebendes Land des 21. Jahrhunderts finden will, können die Finger zweifelsfrei auf Basilien zeigen. Denn das Land erlebt seit Ende des vergangenen Jahrhunderts einen immensen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg. Brasilien umfasst rund die Hälfte der südamerikanischen Fläche und Bevölkerung und hat inzwischen eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Das Land spielt in der internationalen Politik eine zunehmend relevante Rolle. Aufgrund der riesigen Landfläche, doppelt so groß wie die Europäische Union und seiner großen Bevölkerung, rund 200 Millionen, verfolgt Brasilien durchaus spektakuläre außenpolitische Ziele.

Regionalorganisationen sollen den Einfluss der USA eindämmen

Auf regionaler Ebene versucht das Land sich als Führungsmacht Südamerikas zu etablieren. Um die südamerikanischen Staaten wirtschaftlich und politisch enger aneinander zu bringen, initiierte das Land bereits Anfang der 1990er-Jahre die Gründung des Mercosur („Gemeinsamer Markt des Südens“). Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist, zählt der Mercosur nach wie vor zur bedeutendsten Regionalorganisation Südamerikas. Neben Brasilien gehören ihm Argentinien, Uruguay, Paraguay und Venezuela an. Brasilien ist abgesehen von Venezuela für die Mitgliedsstaaten der Organisation der wichtigste Handelspartner, insbesondere für das zweitgrößte Land Südamerikas, Argentinien. Auch die Gründung der Union der Südamerikanischen Nationen (UNASUR) wurde von Brasilien entscheidend vorangetrieben. Ihm gehören im Gegensatz zum Mercosur alle Staaten Südamerikas an. In der UNASUR wollen die südamerikanischen Länder insbesondere den Kampf gegen die sozialen Herausforderungen des Subkontinents koordinieren. Brasilien möchte die Etablierung dieser Organisationen voranbringen, um die wirtschaftlichen, diplomatischen und politischen Beziehungen der südamerikanischen Staaten zu vertiefen. Dadurch möchte das aufstrebende Land den Einfluss der USA zurückdrängen.

China der wichtigste Handelspartner von Brasilien

Schon längst ist Südamerika nicht mehr der Hinterhof der Vereinigten Staaten, wie er im letzten Jahrhundert noch bezeichnet wurde. Inzwischen hat China auch hier die USA abgelöst und ist zu einem der wichtigsten Handelspartner Südamerikas avanciert, insbesondere für Brasilien. Doch unumstritten ist der regionale Führungsanspruch Brasiliens keineswegs, da es eine handvoll Konkurrenten gibt. Obwohl Argentinien offiziell der engste Partner Brasiliens ist, unterstützt das Land viele der regionalen und globalen Ziele des Landes nicht. Buenos Aires setzt in der Partnerschaft auf Augenhöhe und Gleichheit, anstatt sich den Führungsambitionen Brasiliens zu fügen. Zwar gehört Mexiko geographisch betrachtet nicht zu Südamerika und ist teilweise mehrere Tausend Kilometer vom Geschehen entfernt, dennoch beobachtet das Land die politischen Entwicklungen im südlichen Teil des Kontinents sehr genau. Denn auch Mexiko hat seine Bedenken, was die regionalen Zielvorstellungen Brasiliens anbelangt und beobachtet den Aufstieg des Landes mit Skepsis.

Keine regionale Unterstützung 

Auch Venezuela hat in den vergangenen Jahren mehr oder weniger angedeutet keineswegs bereitwillig die regionale Führung den Brasilianern zu überlassen. Doch sei es nun Venezuela, Mexiko oder Argentinien, sie sind gegenwärtig wirtschaftlich zu schwach und politisch zu instabil, als dass sie eine Alternative zu Brasilien sein könnten. Brasilien sieht sich also mit der Situation konfrontiert, dass seine südamerikanischen Nachbarn zwar Anteil an seinem wirtschaftlichen Boom haben wollen, aber nicht davor zurückschrecken ihm Stolpersteine in den Weg zu stellen, wenn es um seine Führungsambitionen geht. So fordert Brasilien genauso wie Deutschland schon seit Jahren das internationale System müsse reformiert werden, allen voran der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, da es vielmehr die Machtverhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg wiederspiegle, anstelle die Gegenwart zu repräsentieren. Dabei stellt das Land seit dem sozialdemokratischen Ex-Präsidenten Lula da Silva tatkräftig den Anspruch auf einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat als Repräsentant Lateinamerikas. Argentinien und Mexiko leisteten heftigen Widerstand und bekunden bei jeder Gelegenheit sich nicht von Brasilien vertreten lassen zu wollen.

Brasilien erlebt regionale Aufwertung

Obwohl seine Nachbarstaaten noch Widerstand leisten ist kaum abzustreiten, dass Brasilien in den vergangenen Jahren tatsächlich eine regionale Aufwertung erlebt hat. Doch obwohl das Land selbst große Anstrengungen unternommen hat, um sich in seiner Region als Führungsmacht zu etablieren, ist diese Entwicklung nicht sein alleiniger Erfolg. Denn zum einen hat Südamerika für die USA an Relevanz eingebüßt und konzentriert sich verstärkt auf die Entwicklungen in Asien, Osteuropa und im Nahen Osten. Und zum anderen sind die potenziellen regionalen Konkurrenten gegenwärtig wirtschaftlich und politisch nicht in der Lage Brasilien ernsthaft die Stirn zu bieten. Diese günstige außenpolitische Ausgangslage, die andere aufstrebende Mächte wie China oder Indien nicht haben, öffnet Brasilien den Weg sich lautstark als Regionalmacht Südamerikas zu positionieren.