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Gesellschaft

Sunnitisch-alevitisches Kulturzentrum in Ankara weiter in Planung

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Arbeitsminister Faruk Çelik, zahlreiche Parlamentarier und weitere Persönlichkeiten des religiösen und öffentlichen Lebens nahmen in Ankara an der Grundsteinlegung für das vielbeachtete Moschee-Cemhaus-Projekt teil. (Foto: cihan)

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Endlich war es so weit: Der Grundstein des Kulturzentrums, welches Moschee und Cemhaus unter einem Dach zusammenbringen soll, wurde in Ankara gelegt. Verläuft alles nach Plan, soll das Projekt im Monat Muharram des nächsten Jahres (25. Oktober – 22. November 2014) vervollständigt sein.

Neben Minister Çelik nahmen Tausende von Menschen aus allen Ecken der Türkei an der Einweihungsfeier des gemeinsam geführten Projektes der Hacı-Bektaş-Veli Stiftung für Kultur, Bildung, Gesundheit und Forschung und der Cem Stiftung teil. Die Zeremonie fand in Ankaras Stadtteil Mamak statt und begann mit der türkischen Nationalhymne und einer Koranrezitation.

Der alevitische Dede Ismail Eker sang den Gülbank-ı Muhammedi (Gülbank: ein einstimmig gesungenes, hymnisches Gebet) vor. Anschließend wandte sich der anwesende Regierungsvertreter ans Auditorium. „Hatten wir keine schmerzhaften Tage erlebt? – Doch, hatten wir. Wurde unsere Bruderschaft nicht durch Schwierigkeiten geprüft? – Ja, wurde sie. Doch zum Glück haben diese Samen der Disharmonie uns nicht voneinander getrennt“, sagte Minister Çelik, der auf diese Weise hervorhob, dass Anatolien eines der besten Beispiele für ein vielfältiges Zusammenlebens in der Geschichte sei.

Minister Çelik betonte, dass die Türkei im Namen der Einheit, Solidarität, Brüderlichkeit und Toleranz einen historischen Tag erlebe. „Wir alle sind Anhänger des gleichen Glaubens, der sich aus der gleichen Quelle nährt. Wir sind die Zweige derselben Platane und die Wege derselben Religion. Die Lösung solcher Probleme ist nicht die Aufgabe der Politik, sondern die Aufgabe der Herzen. Wir müssen uns gegenseitig die Herzen öffnen und uns einander lieben können“, so Faruk Çelik.

„Mögen die Vorurteile an den Wänden dieses Hauses abprallen“

Faruk Çelik unterstrich, dass das Moschee-Cemhaus-Kulturzentrum ein Projekt zur Stärkung der tausend Jahre alten Brüderlichkeit darstelle: „Ich hoffe, dass mit der Vervollständigung des Projektes alle Zungen und Herzen die gleiche Liebe anflehen. Die Vorurteile werden auf die Wände dieses Ortes prallen und dann entschwinden. Die Moschee und das Cemhaus sind keine Konkurrenten. Sie sind Brüder. Mit diesem Projekt haben wir den künftigen Generationen zu sagen, dass wir haben nicht nach dem Zerfall, sondern nach dem Zusammenhalt gestrebt haben. Wir haben ein Werk hinterlassen, das nicht den Hass, sondern die Toleranz; nicht die Feindschaft, sondern die Brüderlichkeit repräsentiert. Wir hoffen, ein Wachsen dieser Werke und damit das Ende der tausendjährigen Sehnsucht zu sehen.“

Minister Çelik wies am Ende seiner Rede auf die zwei Leiter des Projektes hin: „Wir bestellen Grüße an Prof. Dr. İzzettin Doğan und den Architekten dieser Arbeit, den sehr geehrten Fethullah Gülen. Bei beiden bedanken wir uns auf das Herzlichste.“

Auch Izzetin Doğan, der Präsident der Cem-Stiftung, wies darauf hin, dass dieses Projekt von Fethullah Gülen vorgeschlagen wurde und die Moschee und das Cemhaus auf diesem Wege zu zwei Blumen in einem Garten werden. Außerdem werde die Suppenküche im Zentrum eine besondere Bedeutung für das Zusammenstehen der Moschee und des Cemhauses aufweisen: Mit der Fertigstellung des Projektes werde deutlich gemacht, dass die alevitischen und sunnitischen Bürger, welche man seit Jahrhunderten versucht hatte, gegeneinander aufzuhetzen, nicht in diese Falle getappt sind, sondern durch einen gemeinsamen Eingang gehen und zum gleichen Gott beten.

Die Anlage, die auf einer Fläche von 3264 Quadratmeter errichtet werden soll, wird eine Moschee und ein Cemhaus beinhalten, die nebeneinander stehen. Im Zentrum werden das Zimmer des Dedes, das Zimmer des Imams, ein Konferenzsaal und eine Suppenküche für 350 Personen, eine Leichenhalle für Bestattungen, ein Schlachtbereich für das Opfern von Tieren, ein Leseraum für Kinder, ein Empfangsraum für Gäste sowie Tee-und Unterhaltungsräume zur Verfügung stehen. Das Projekt wird in Zusammenarbeit der Hacı-Bektaş-Veli Stiftung für Kultur, Bildung, Gesundheit und Forschung und der Cem Stiftung geleitet. Die Finanzierung des Projektes wird von alevitischen und sunnitischen Geschäftsleuten verwirklicht. Die Fertigstellung des Zentrums wird für den Monat Muharram des nächsten Jahres geplant.

Opfertier und weiße Tauben

Kemal Kaya, der Vorstand der Hacı-Bektaş-Veli Stiftung für Kultur, Bildung, Gesundheit und Forschung, erklärte, was für einen Ausdruck der Einheit und Solidarität dieses Projekt darstelle, während in der islamischen Welt Teilung und Zersplitterung erlebt würden: “Dies ist ein Projekt, das alle Herzen verbindet. Mit diesem Projekt werden all unsere lange gehegten und geäußerten Wünsche verwirklicht. Wir werden uns alle kennenlernen und unsere Vorurteile brechen. İch möchte mich bei İzzettin Doğan und Fethullah Gülen, die zur Verwirklichung dieses Projektes sehr viel beigetragen haben, bedanken.”

Nach den Ansprachen wurde in Begleitung von Gebeten ein Opfer geschlachtet. Minister Çelik und die Teilnehmer begaben sich auf die Plattform, um dem Fundament des Moschee-Cemhaus-Kulturzentrums den ersten Mörtel zuzugeben und setzten somit den symbolischen ersten Akt zur Errichtung des Gebäudekomplexes. Anschließend ließen Çelik und Doğan weiße Tauben fliegen. Am Ende der Zeremonie wurden den Teilnehmern traditionelle Süßigkeiten verteilt.

An der Zeremonie haben außerdem folgende prominente Personen teilgenommen: Doğan Bermek, Präsident der Föderation der alevitischen Stiftungen; Bayram Erdem, Präsident der anatolischen Cemhäuser; Cengiz Hortoğlu, Präsident der anatolischen Bektaşi-Föderationen; Ali Yücel, Vorstand des Vereines Irmak Alevi Bektaşi Derneği; Özdemir Özdemir, Vorstand des Vereinigung Türkmen Alevi Bektaşi Derneği; Hüseyin Tuğcu, AKP-Abgeordneter von Kütahya; Abdülkerim Gök, Abgeordneter von Şanlıurfa; Tülay Selmanoğlu, Abgeordnete von Ankara; Sinan Aygün, CHP-Abgeordneter von Ankara; Mesut Akgül, Bürgermeister von Mamak; Durmuş Boztuğ, Rektor der Tunceli Universität und zahlreiche alevitische Dedes.

CHP-Abgeordneter beteiligt sich an linksextremer Störaktion

Auf der anderen Seite gab es Störungsversuche durch einige extreme und politisch marginalisierte Organisationen, die sich von diesem Projekt gestört fühlen. Maskierte Angreifer haben mit Steinen und Stöcken Polizisten angegriffen und wollten auf den Bereich der Grundsteinlegung zugehen. Die Polizei hat die Angreifer mit Wasserwerfern und Tränengas aufgehalten. Eine besonders unrühmliche Rolle spielte in diesem Zusammenhang der CHP-Abgeordnete Hüseyin Aygün (Tunceli) von der CHP, der versucht hatte, mit einer Gruppe in den Bereich der Zeremonie einzudringen, daran jedoch von der Polizei gehindert wurde.

Dazu äußerte Kemal Kılıçdaroğlu, der Vorsitzende der CHP, dass er mit der Teilnahme an der Zeremonie zwei Kollegen beauftragt hätte und Aygün sich ohne Wissen der Partei an den Störaktionen beteiligt habe.