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Super-GAU im türkischen Fussball

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Der türkische Fussball wird seit Sommer 2011 von einem Manipulationsskandal erschüttert, in dem über die Hälfte der Mannschaften der Ersten Liga betroffen sind. Die Krise bietet aber auch die Chance auf Läuterung. (Foto: Zaman)

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Super-GAU im türkischen Fussball
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Der türkische Fußball wird seit dem Sommer 2011 von einem Manipulationsskandal erschüttert. Von seinem Ausmaß und den darin verwickelten Mannschaften her scheint es berechtigt, von einem Super-Gau im türkischen Fußball zu sprechen. Denn betroffen sind im Skandal außer den sogenannten drei großen Vereinen des türkischen Fussballs Fenerbahçe İstanbul, Beşiktaş İstanbul und Trabzonspor noch elf weitere Vereine. Insgesamt sind zehn Vereine der Süperlig (Erste Liga), und vier Vereine der Bank Asya 1. Lig (Zweite Liga) betroffen. Im Rahmen der Ermittlungen wurden unter anderem die Präsidenten von Fenerbahçe İstanbul, Aziz Yıldırım, Sivasspor, Mecnun Odyakmaz und Giresunspor, Ömer Ülkü sowie der Trainer von Beşiktaş İstanbul Tayfur Havutçu verhaftet.  Vom Manipulationsskandal betroffen sind insgesamt über 28 Spiele der Saison 2010 und 2011 der Süperlig sowie der 1. Liga.
Die Öffentlichkeit erfuhr vom Manipulationsskandal mit den Verhaftungen der Verdächtigen in 15 türkischen Städten am 3. Juli 2011. Dabei wurden insgesamt 61 Personen festgenommen. Am 15. August teilte die Türkische Fußball-Föderation (TFF) mit, dass sie bezüglich des Skandals keine Sanktionsentscheidungen für die Betroffenen treffen werde und die Fertigstellung der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft sowie deren Annahme durch das Gericht abwarten wolle. Am 3. Dezember wurde dann die Anklageschrift fertig gestellt und am 9. Dezember vom 16. Strafkammer des Istanbuler Gerichts angenommen. In der Zwischenzeit wurde das Gesetz bezüglich der Manipulationen am 10. Dezember 2011 geändert und das Strafmass heruntergesetzt. So wurden am 12. Dezember acht der Personen unter Berücksichtigung der neuen Rechtslage sowie der Zeit ihrer Haft freigelassen.
Die Türkische Fussball-Föderation teilte mit, dass sie bezüglich der beschuldigten Personen ihre Sanktionsentscheidungen treffen werde, mit ihrer Entscheidung bezüglich der Vereine jedoch das Ende der Saison 2011-2012 abwarten wolle. Unterdessen wurde versucht, den Artikel 58 des Statuts der Türkischen Fußball-Föderation, das sogar für Manipulationsversuche einen Zwangsabstieg der betroffenen Vereine vorsieht, zu ändern und einmalig anstelle des Abstiegs Punkteabzug vorzusehen. Dieser Vorschlag wurde jedoch bei der Versammlung der Fußball-Föderation sowie der Vereine der Süperlig und der 1. Liga am 26. Januar 2012 nicht angenommen. Die Führung der Türkischen Fußball-Föderation um Mehmet Ali Aydınlar trat dann am 31. Januar 2012 zurück. Infolgedessen wird die Entscheidung der Föderation bezüglich der in den Manipulationsskandal verwickelten Vereine in eine ungewisse und unbestimmte Zukunft verschoben.
Auf Vereinsebene trafen bisher die Sanktionen auf Druck der UEFA lediglich den Verein Fenerbahçe İstanbul. Am 22. August, drei Tage vor Auslosung der Gruppen schickte die UEFA seinen Inspekteur, Pierre Cornu nach İstanbul. Nach einem Treffen mit der Staatsanwaltschaft sowie der Türkischen Fußball-Föderation schrieb Cornu in seinem Bericht, dass es erhebliches Belastungsmaterial gegen Fenerbahçe gebe, dass der Präsident des Clubs sowie weitere hochrangige Funktionäre des Vereins sich in Haft befinden und dass die Polizei in 19 Spielen des Vereins Beweise für Manipulation sehe und deshalb diese Mannschaft in der Saison 2011/12 nicht am Championsleage teilnehmen sollte. Aufgrund dieses Berichts schickte die UEFA ein Schreiben an die Türkische Fußball-Föderation, wo es seinen Willen ausdrückte, Fenerbahçe nicht an Championsleage teilnehmen zu lassen.
Andernfalls würde die UEFA Fenerbahçe am Championsleague teilnehmen lassen und dabei gleichzeitig seine eigenen Ermittlungen beginnen und für den Fall, dass sie sich für Sanktionen entscheiden sollte, würden diese dann sowohl Fenerbahçe, als auch andere türkische Mannschaften treffen. Daraufhin entschied die Türkische Fußball-Föderation, dass die Fenerbahçe nicht am Championsleague teilnehmen darf. Als Folge davon wendete sich Fenerbahça an das Internationale Sportschiedsgericht (CAS) mit der Forderung auf Teilnahme am Championsleage sowie mit einer Entschädigungszahlung seitens der Türkischen Fußball-Föderation und der UEFA an Fenerbahçe über den Betrag von 45 Millionen. Die Forderung auf Teilnahme am Championsleage wurde vom CAS zurückgewiesen, der Prozess um Entschädigung läuft.