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Politik

Syrien: Anschlag verfehlte Oppositionskonvoi um halbe Stunde

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Kurz nach dem versuchten Anschlag auf einen Konvoi der Opposition an der türkischen Grenze schlug ein syrischer Minister ein Treffen mit Oppositionsführer al-Chatib in Genf vor. Die Rebellen rücken im Norden Syriens unterdessen weiter vor. (Foto: ap)

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Syrien: Anschlag verfehlte Oppositionskonvoi um halbe Stunde
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Damaskus/Istanbul – Der syrische Minister für nationale Aussöhnung, Ali Haidar, sagte der britischen Zeitung „The Guardian“: „Ich bin bereit, Herrn al-Chatib in jeder ausländischen Stadt zu treffen, in die ich reisen kann, um über Vorbereitungen für einen nationalen Dialog zu diskutieren.“ Moas Al-Chatib, der Vorsitzende der Nationalen Syrischen Koalition, hatte dem Regime von Präsident Baschar al-Assad im Januar einen Dialog angeboten, der im Ausland oder in den von Rebellen kontrollierten Gebieten in Syrien stattfinden könnte. Bis dato ist die Regierung darauf offiziell nicht eingegangen.

„Der Dialog ist ein Mittel, einen Mechanismus bereitzustellen, um zu freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu kommen. Das ist ein Punkt, der am Verhandlungstisch besprochen werden wird. So etwas könnte das Ergebnis von Verhandlungen sein, aber keine Vorbedingung“, sagte Haidar. „Einen Dialog nur für die Übergabe der Macht von einer Seite zur anderen lehnen wir ab.“ In der Vergangenheit wurden mehrmals erfolglose Versuche unternommen, Gespräche zwischen der Regierung und Teilen der syrischen Opposition zu vermitteln.

Bombe an türkischer Grenze explodierte eine halbe Stunde vor Ankunft des Oppositionskonvois

Die Opposition will in den Verhandlungen den Rückzug Assads von der Macht erreichen. Für sein Angebot, direkt mit Vertretern des Regimes zu reden, um das seit 2011 andauernde Blutvergießen zu beenden, hatte Al-Chatib im Januar viel Kritik aus den eigenen Reihen kassiert. Der saudische Außenminister Prinz Saud al-Faisal forderte die Vereinten Nationen auf, die Verantwortung für eine Lösung der Syrienkrise zu übernehmen. „Das syrische Regime lehnt einen Machtwechsel ab“, betonte er. Dessen müsse sich die internationale Gemeinschaft bei der Suche nach einer Strategie bewusst sein.

Unterdessen wurde bekannt, dass der tödliche Anschlag an der türkisch-syrischen Grenze vom Montag wahrscheinlich einer Delegation des Syrischen Nationalrates (SNC) galt. Das regimekritische Nachrichtenportal „All4Syria“ berichtete, die Autobombe sei zu einer Zeit explodiert, als die Führungsriege des SNC an dem Grenzübergang Bab al-Hawa erwartet wurde. Laut türkischen Medienberichten stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf 13. Bei den Toten handele es sich um zehn Syrer und drei Türken. Von den insgesamt 30 Verletzten befanden sich 10 am Dienstag noch in einem kritischen Zustand.

Die Mitglieder des SNC wurden nicht verletzt, weil sich ihr Zeitplan etwas geändert hatte. Der SNC-Vorsitzende George Sabra sagte dem Nachrichtensender „Al-Arabija“, sein Konvoi habe sich wegen heftiger Regenfälle verspätet; die Bombe sei eine halbe Stunde vor seiner Ankunft an der Grenze explodiert.

Rebellen rücken im Norden vor, Regierungstruppen melden Erfolge rund um Damaskus

Beobachter sehen in dem Anschlag einen Beweis dafür, dass es an der von Rebellen kontrollierten Grenze Informanten des Regimes von Präsident Baschar al-Assad gibt. Der SNC ist ein Mitglied der Nationalen Syrischen Koalition, deren Vorsitzender Al-Chatib ist.

Im Norden Syriens könnte den Rebellen unterdessen ein militärischer Durchbruch gelungen sein. In der Provinz Aleppo eroberten die Rebellen den Militärflughafen Al-Dscharah. Sie veröffentlichten im Internet anschließend ein Video, auf dem ein Flughafen, Munition und rund zwei Dutzend Militärmaschinen zu sehen sind, darunter Kampfjets des russischen Typs Mig. Das syrische Regime stützt sich beim Kampf gegen die vielen unterschiedlichen Rebellengruppen auf seine Luftüberlegenheit.

Außerdem wurde der größte Staudamm des Landes, der „Tischrin“ in der Provinz Ar-Raqqa, eingenommen. Der Verlust des Energie erzeugenden Dammes stellt nach Angaben syrischer Aktivisten den schwersten wirtschaftlichen Verlust der Regierung seit Anfang der innersyrischen Krise dar.

Doch rund um die Hauptstadt Damaskus und in der Widerstandshochburg Homs ist die Regierung seit einigen Wochen in der Offensive und eroberte dort mehrere Vororte teilweise von den Rebellengruppen zurück. Es kommt täglich zu Luft- und Artellerieschlägen, die bereits ganze Stadtviertel schwer verwüstet haben. (dpa/dtj)