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Gesellschaft

So, als ob Deutschland 19 Millionen Syrer aufnehmen würde

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Ein Ende des Blutvergießens in Syrien ist nicht in Sicht. Die Türkei hat nach dem Libanon die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Deutschland hinkt in diesem Vergleich weit hinterher. (Foto: reuters)

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Ein Ende des Blutvergießens in Syrien ist nicht in Sicht. Die Türkei hat nach dem Libanon die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Deutschland hinkt in diesem Vergleich weit hinterher.
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Mit neun Millionen Vertriebenen hat der Bürgerkrieg in Syrien längst das weltweit derzeit größte Flüchtlingsdrama verursacht. Seit dem Ausbruch des Konflikts vor drei Jahren flohen nach UN-Angaben mehr als 2,5 Millionen Syrer ins Ausland; weitere 6,5 Millionen seien zu Vertriebenen im eigenen Land geworden.

Insgesamt seien das bereits mehr als 40 Prozent der Bevölkerung Syriens, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR). Mindestens die Hälfte der vom Krieg vertriebenen Syrer seien Kinder.

„Dass sich eine derartige humanitäre Katastrophe vor unseren Augen abspielt, ohne dass es nennenswerte Fortschritte bei Versuchen gibt, das Blutvergießen zu stoppen, ist unglaublich“, sagte der UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. Es dürften keine Mühen gescheut werden, die Leiden dieser unschuldigen Menschen zu lindern.

Auch die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) appellierte am Freitag an die Weltgemeinschaft, stärker auf eine Ende des Blutvergießens in Syriens hinzuwirken. Helfer des Syrischen Roten Halbmonds würden mittlerweile unter größten Schwierigkeiten mehr als drei Millionen Notleidende versorgen. Bereits 34 Mitarbeiter dieser Organisation seien während ihres humanitären Einsatzes getötet worden.

Auf 1000 Libanesen kommen 230 syrische Flüchtlinge

Angesichts der immer noch nur geringen Aussichten auf eine politische Lösung rechnen Hilfsorganisationen damit, dass die Not weiter zunimmt und sich noch viel mehr Menschen zur Flucht gezwungen sehen werden. Dabei würden immer mehr Syrer auch außerhalb der Region um Aufnahme bitten. In Europa – ohne Berücksichtigung des europäischen Teils der Türkei – haben laut UNHCR seit Beginn des Konflikts 56 000 Syrer Asyl beantragt, die meisten von ihnen in Schweden und Deutschland.

Insgesamt seien bislang weniger als vier Prozent der syrischen Flüchtlinge nach Europa gekommen. Hingegen habe allein die Türkei mehr als 625 000 Syrer aufgenommen. Die weitaus meisten Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs – nahezu eine Million – leben im Libanon. Die Zahl könne bis Ende 2014 auf 1,6 Millionen steigen, warnte das UNHCR. Bereits jetzt kämen statistisch auf 1000 Libanesen 230 syrische Flüchtlinge.

Um das Ausmaß zu verdeutlichen, machte die UN-Organisation eine Rechnung auf: Wenn die Zahl der im Libanon registrierten syrischen Flüchtlinge auf die Bevölkerung Deutschlands hochgerechnet werde, sei dies so, als würde die Bundesrepublik fast 19 Millionen Syrer aufgenommen haben.

Dem Bürgerkrieg entronnen, stehen viele geflohene syrische Familien finanziell vor dem Nichts. Im Libanon profitiert davon nicht zuletzt die Organmafia. (dpa/dtj)