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Politik

Lösegelder aus europäischen Ländern Haupteinkommen des IS

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Im Gegensatz zur USA lehnen europäischen Staaten die Zahlung von Lösegeldern zur Geiselbefreiung nicht kategorisch ab. Laut „New York Times“ sind Lösegelder aus der EU zum Haupteinkommen des Terrornetzwerks al-Qaida und seiner Ableger geworden. (Foto: rtr)

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Isis-Terroristen
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Die Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) gilt als reichste Terrororganisation der Welt. Immer wieder tauchen Berichte über angebliche Finanzspritzen an den IS aus Saudi-Arabien und einigen Golfstaaten auf. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat IS als extreme Bedrohung für die Vereinigten Staaten bezeichnet. „Es ist weit mehr als eine Terrorgruppe“, sagte Hagel am Donnerstag im Pentagon vor den Toren Washingtons. Sie sei „so hoch entwickelt und gut finanziert wie keine andere“.

Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Volker Perthes, hat nun davor gewarnt, den Einfluss ausländischer Geldgeber auf die Miliz „Islamischer Staat” (IS) zu überschätzen. Es gebe im Irak und in Syrien genügend Ressourcen, bei denen sich eine solche Organisation bedienen könne, sagte der Nahost-Experte am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Die Kämpfer hätten beispielsweise bei Entführungen Lösegelder kassiert. Das reiche am Anfang aus, damit sich eine solche Gruppe am Leben halten könne und um Stück für Stück mehr Gewalt auszuüben. „Sie können das eine moderne Form der Schutzgelderpressung nennen”, sagte Perthes. „Der Islamische Staat nennt das Steuern.”

Die Terrororganisation kontrolliere mittlerweile große Teile des Irak und Syriens, etwa ein Drittel des jeweiligen Territoriums. Dort gebe es Städte und Handwerk, aber in Syrien vor allem Öl, dass sich verkaufen lasse. „Da gibt es genügend ökonomische Ressourcen, die man ausbeuten kann”, sagte Perthes.

Lösegelder aus europäischen Ländern Haupteinkommen des IS

Der IS verlangte nach einem Bericht der „New York Times“ 100 Millionen Euro Lösegeld für den später getöteten US-Journalisten James Foley. Das berichtete die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Vertreter der Familie des Toten sowie auf einen namentlich nicht genannten Mitgefangenen Foleys. Im Gegensatz zu europäischen Staaten lehnen es die USA kategorisch ab, Lösegelder zur Geiselbefreiung zu zahlen. Foley wurde von den Terroristen enthauptet, zugleich drohen diese mit dem Tod weiterer Amerikaner.

Laut „New York Times“ sind Lösegelder aus europäischen Ländern zum Haupteinkommen des Terrornetzwerks al-Qaida und seiner Ableger geworden. Sie hätten in den vergangenen fünf Jahren mindestens 125 Millionen Dollar an Lösegeldern eingenommen, ergab demnach eine Studie der Zeitung.

Vor einigen Wochen versuchte die USA-Armee vergeblich, Foley zu befreien. An der nächtlichen Kommandoaktion in Syrien waren laut „New York Times“ zwei Dutzend Soldaten der Spezialeinheit Delta Force beteiligt. Es war die erste von den USA bekanntgegebene Militäraktion in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkrieges vor mehr als drei Jahren. Ziel war eine Ölraffinerie im Norden Syriens, wo Foley und andere Geiseln vermutet wurden. Offenbar waren die Gefangenen aber kurz zuvor verlegt worden.

Syrien: 4000 Gefangene in der Gewalt des IS

Nach Angaben von Menschenrechtlern hat die Terrormiliz mindestens 4000 Gefangene in Syrien in ihrer Gewalt. Darunter seien auch „einige Dutzend Ausländer“, sagte ein Sprecher der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte der dpa. Rund 20 Gefangene seien Amerikaner und Europäer. Außerdem hat der IS seit seiner Erstürmung der türkischen Botschaft in Mossul im Juni 49 türkische Staatsangehörige, darunter Diplomaten, polizeiliche Spezialkräfte und Kinder, in seiner Gewalt.

Spekulationen darüber, dass der IS insgeheim finanzielle Unterstützung aus dem Golf erhält, belastet momentan das Verhältnis zwischen der Bundesregierung und dem reichen Golfemirat Katar. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatte am vergangenen Mittwoch in einem Interview mit dem ZDF im Zusammenhang mit der Finanzierung der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien und im Irak das „Stichwort Katar“ genannt. Der Sprecher des Außenministeriums, Martin Schäfer, bestätigte am Freitag, dass sich die katarische Regierung anschließend dazu gemeldet hat. „Wenn es zu Missverständnissen gekommen sein sollte, so bedauern wir diese“, fügte er hinzu. (kna/dtj)