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Politik

Syrien: Schwerste Gefechte seit türkischem Einmarsch, mindestens 14 türkische Soldaten getötet

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Im August hat die türkische Armee eine Bodenoffensive in Nordsyrien begonnen. Gemeinsam mit Rebellen marschiert sie auf die Stadt Al-Bab vor – die Terrormiliz IS verteidigt diese nun mit aller Gewalt. Die Evakuierung Aleppos geht unterdessen weiter.

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türkische Soldaten in Syrien
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Knapp vier Monate nach dem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien hat es dort die bislang schwersten Gefechte zwischen den Truppen und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegeben. Die türkische Nachrichtenagentur DHA meldete unter Berufung auf das Militär, bei den Kämpfen nahe der vom IS gehaltenen Stadt Al-Bab seien mindestens 14 türkische Soldaten ums Leben gekommen. 33 weitere Soldaten seien verletzt worden, mindestens sechs davon schwer. Dem Nachrichtenportal Diken zufolge kommentierte Staatspräsident Erdoğan die Toten mit dem Satz „Leider haben wir ein paar Märtyrer“ („Maalesef birkaç şehitlerimiz oldu“) und gab an, dass die Gesamtzahl der in Syrien getöteten Soldaten damit auf 35 gestiegen ist.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı berichtete, 138 IS-Terroristen seien „neutralisiert“ worden. Damit ist im Sprachgebrauch türkischer Behörden gemeint, dass sie entweder getötet, verletzt oder gefangen genommen wurden. Die türkische Luftwaffe habe in der Region 67 IS-Stellungen angegriffen. Das IS-Sprachrohr Amaq erklärte, eine Selbstmordattacke habe die türkische Armee und syrische Rebellen westlich von Al-Bab getroffen. Einzelheiten wurden nicht genannt.

Anadolu berichtete, mit Unterstützung von Rebellen und mit Luftangriffen sei es gelungen, die Straße zwischen Al-Bab und Aleppo unter Kontrolle zu bringen. Die Türkei hatte im August eine Bodenoffensive in Syrien begonnen, mit der sie Rebellen unterstützt. Seitdem haben die Verbündeten im Zuge der Operation „Fırat Kalkanı“ („Schutzschild Euphrat“) den IS bereits von der türkisch-syrischen Grenze verdrängt. Das nächste Ziel ist nach türkischen Regierungsangaben, Al-Bab einzunehmen. Bislang wird die Stadt vom IS beherrscht.

Evakuierung Ost-Aleppos geht weiter

Unterdessen ging am Mittwoch nach vielen Stunden des Wartens in eisiger Kälte die Evakuierung Ost-Aleppos weiter. Dutzende Busse mit Zivilisten und Rebellen an Bord verließen die letzten Gebiete der Aufständischen in der über Jahre umkämpften nordsyrischen Stadt, wie syrische Staatsmedien berichteten.

Im Gegenzug verließen vier Busse und zwei Krankenwagen die von Rebellen belagerten Schiitenorte Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens. An Bord seien Kranke und Verletzte aus den der Regierung nahestehenden Dörfern in der Provinz Idlib, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Sana mit. Zuvor war der Abtransport nach der Wiederaufnahme vom Sonntagabend erneut ins Stocken geraden.

Es könnte sich um die letzten Transporte bis zur vollständigen Evakuierung der Rebellengebiete Ost-Aleppos handeln. Die Menschenrechtler hatten am Dienstag berichtet, dass noch 2000 bis 3000 Menschen auf den Transport warteten. Wie lange der Einsatz dauern wird, blieb zunächst unklar.

In Aleppo sind nach Angaben der Beobachtungsstelle seit Beginn der Evakuierung etwa 16 000 Menschen in das von Rebellen beherrschte Umland südwestlich der Stadt gebracht worden. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) spricht sogar von 25 000 Menschen. Sie kamen bislang in anderen Rebellengebieten in den Provinzen Aleppo und Idlib unter. Alle Patienten seien aus Ost-Aleppo herausgebracht worden, zusammen mit anderen Menschen, die dringend medizinische Hilfe bräuchten. „Das letzte Krankenhaus in Ost-Aleppo ist jetzt leer“, schrieb das IKRK auf Twitter.

Türkei, Russland und Iran arbeiten an gemeinsamer Lösung für Syrien

Das größte Problem bei ihrer Versorgung sei die Unterkunft, erklärte Mohammed Katub von der Syrian American Medical Society (SAMS), die in Syrien medizinische Einrichtungen unterstützt. Die Flüchtlinge kämen in Zelten, Moscheen und Schulen unter. Es sei schwierig, sie dort mit Wasser zu versorgen und vor der Kälte zu schützen.

Der UN-Sicherheitsrat hat Hilfsorganisationen in Syrien die Arbeit für zwölf weitere Monate erleichtert: Er beschloss am Mittwoch einstimmig die Verlängerung einer Resolution vom Juli 2014, die es Hilfsorganisationen erlaubt, vier neue Grenzübergänge und weitere Routen innerhalb des Landes zu nutzen. Dabei beklagt der Rat aber die gefährliche Lage für Helfer vor Ort und fordert eine politische Lösung des seit Jahren andauernden Konflikts.

Russland, die Türkei und der Iran sprechen über eine politische Lösung für Syrien. Das Auswärtige Amt erklärte, nach dem Fall Aleppos sei nicht recht vorstellbar, eine dauerhafte Friedenslösung mit Präsident Baschar al-Assad zu finden. Wer in Damaskus glaube, die Kontrolle der Regierungstruppen über Aleppo sei „vielleicht der vorletzte Baustein eines Sieges“, täusche sich. (dpa/ dtj)