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Politik

Syrien: Türkei wappnet sich für den Kriegsfall

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Ein Raketenstart im Mittelmeer, der von einer russischen Radarstation bemerkt wurde, erwies sich als gemeinsames Manöver Israels und der USA. Unterdessen bereiten sich die Anrainerstaaten Syriens auf eine mögliche Militäraktion vor. (Foto: dpa)

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Russische Berichte über das Abfeuern von Raketen im Mittelmeer lösten am heutigen Dienstag Spekulationen über den Beginn einer Militäraktion gegen Syrien aus.

Bei dem mysteriösen Raketenstart im Mittelmeer handelte es sich allerdings um einen Test des israelischen Militärs. Eine Sprecherin des israelischen Verteidigungsministeriums in Tel Aviv bestätigte am Dienstag, im Rahmen des Versuchs sei eine Rakete vom Typ Anchor als Ziel für einen Abschuss abgefeuert worden. Zu einem von Russland georteten zweiten Raketenstart machte sie keine Angaben. Israel habe bei dem Test mit den USA zusammengearbeitet. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte zuvor mitgeteilt, aus dem Zentrum des Mittelmeeres seien zwei ballistische Raketen Richtung Osten gestartet worden.

Die Objekte seien ins Meer gefallen, hieß es in Moskau. Namentlich nicht genannte russische Experten mutmaßten zunächst, es habe sich um Wetterraketen gehandelt.

Wie der Sender „i24“ mitteilt, sei der Test erfolgreich verlaufen. Die USA und Israel hatten anfänglich eine Verwicklung in die Raketenabfeuerung bestritten. Die Israel Defence Forces (IDF) hatten sich jedoch auf Grund der russischen Anfragen veranlasst gefühlt, einzuräumen, einen gemeinsamen Raketentest mit den USA durchgeführt zu haben, um die Spekulationen zu beenden.

Türkei rechnet mit jederzeitigem Militärschlag

Auch andere NATO-Staaten hatten zuvor mitgeteilt, an keinem Raketenstart beteiligt gewesen zu sein. Die USA erwägen einen Militärschlag gegen das syrische Regime wegen des mutmaßlichen Einsatzes von Giftgas. Syrien habe keinen Einschlag registriert, berichtete der Fernsehsender Al-Manar der Schiitenbewegung Hisbollah.

Ballistische Waffen werden in einer steilen Flugkurve abgefeuert. Sie werden im Gegensatz zu Marschflugkörpern nur in der Startphase angetrieben. Bei längerer Reichweite verfügen ballistische Raketen über ein eigenes Steuerungssystem.

Unterdessen bereitet sich auch die Türkei auf einen möglichen Militärschlag gegen das Regime Assads vor. Yalçın Akdoğan, Chefberater des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan, rechnet im Falle einer westlichen Militärintervention allerdings nicht mit syrischen Vergeltungsschlägen gegen die Türkei.

„Assad wäre entweder irre oder ein Selbstmörder“, würde er sich zu einer solchen Aktion hinreißen lassen. „Es würde bedeuten, einen NATO-Staat anzugreifen. Die Türkei wäre aber auch in der Lage, sich selbst zu verteidigen“, betonte Akdoğan in einem Interview mit der Tageszeitung Akşam. Akdoğan ergänzte, dass ein derzeitiges parlamentarisches Mandat der türkischen Armee notfalls erlaube, jenseits der Landesgrenzen zu operieren.

Ebenfalls im Zusammenhang mit den Vorbereitungen auf eine Militäraktion trafen sich Minister der Türkei, des Irak, Jordaniens und des Libanon in Genf mit Offiziellen des Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Diese vier Staaten hatten seit Beginn der Kampfhandlungen die meisten Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsgebiet aufgenommen. Sie möchten Wege ausloten, um mehr internationale Hilfe für die Erfüllung dieser Aufgaben mobilisieren zu können.

Nach UN-Angaben seien bisher mehr als 2 Millionen Menschen aus Syrien geflohen. Die Zahl an Frauen, Kindern und alten Menschen über die Grenzen des Landes hat sich im Laufe des letzten Jahres verzehnfacht.

4,25 Millionen Syrer haben ihre Heimat verloren

„Syrien ist zur großen Tragödie des Jahrhunderts geworden”, betonte der UN-Hochkommissar für das Flüchtlingswesen, António Guterres, in einem Statement. „Das Land ist ein beschämender Ort menschlicher Katastrophen, mit einem in jüngster Zeit ungekannten Ausmaß an Leid und Verlust“. Im Schnitt überschreiten täglich 5000 Syrer die Grenzen ihrer Nachbarländer.

Auch die Schauspielerin und UNHCR-Botschafterin Angelina Jolie unterstrich, dass bei einer Verschlechterung der Lage nicht nur die Zahl der Flüchtlinge weiter ansteigen würde, sondern auch Nachbarstaaten an den Rand des Kollapses gebracht würden.

Nach Angaben des letzten UNHCR-Berichts haben in Syrien 4,25 Millionen Menschen ihre Heimat verloren. (dpa/i24/dtj)