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Kultur/Religion

Syrisches Exil-Orchester feiert Premiere in Bremen: „Die Heimkehr aus der Fremde“

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In Bremen hat sich ein Orchester von syrischen Exil-Musikern gegründet. Unter ihnen sind Flüchtlinge, die erst vor kurzem in Europa angekommen sind. Gefunden haben sie sich über Facebook. Ihre Stücke handeln von Heimat und Liebe.

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Syrische Flüchtlinge aus aller Welt kommen in Bremen zusammen, um gemeinsam für ihre Heimat zu spielen.
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„Denkt an den Ort, den ihr liebt. An eure Heimat“, sagt der Orchesterleiter Martin Lentz auf Englisch, bevor er das Zeichen zum Einsatz gibt. Das Thema, von dem die Ouvertüre von Felix Mendelssohn handelt, ist allen wohl bekannt: „Die Heimkehr aus der Fremde“.

Etwa 30 Frauen und Männer sind in der Musikschule in Bremen zusammengekommen, um gemeinsam für den ersten Auftritt als syrisches Exil-Orchester zu proben. Die Musiker eint die Sehnsucht nach ihrer Heimat, auch wenn immer mehr von ihren Landsleuten aufgrund von Krieg und Zerstörung nach Europa flüchten mussten.

„Ich möchte mit meiner Musik das negative Image von Syrien und dem Islam verändern“

„Ich möchte mit meiner Musik das negative Image von Syrien und dem Islam verändern“, erklärt Violinistin Hivron Mirkhan. Sie selbst lebt seit zwei Jahren mit einem Visum in Deutschland, spricht schon gut Deutsch und will weiterstudieren. „Deutschland ist für mich eine zweite Heimat“, sagt die 30 Jahre alte Mutter einer jungen Tochter.

So viel Glück wie sie hatten nicht alle Syrer hier. Erst vor zwei Wochen ist zum Beispiel eine der Musikerinnen aus dem Orchester in Deutschland angekommen, nachdem sie eine monatelange Flucht über die Türkei und Griechenland in den Norden hinter sich bringen musste. Hier in Bremen kann sie zum ersten Mal wieder ihr Instrument, die Harfe, spielen. Die Stücke des ersten Auftritts handeln von Heimat und Liebe.

Über Facebook haben sie sich gefunden

Über Facebook haben sie sich auf Initiative des in Bremen lebenden Kontrabassisten Raed Jazbeh gefunden. Unter ihnen sind Flüchtlinge, die erst vor wenigen Wochen in Deutschland angekommen sind, und solche, die schon lange ein Visum haben und in Europa als etablierte Profi-Musiker arbeiten. Sie alle haben in Damaskus studiert, bevor sie ins Exil gingen. Wer sein Instrument nicht mit nach Europa bringen konnte, bekommt es in Bremen von der Musikschule geliehen.

Das erste Konzert ist schon ausverkauft

Das erste Konzert der Syrian Expat Philharmonic Orchestra soll am heutigen Dienstag statt. Die Resonanz war auf Anhieb so groß, dass das Konzert sehr schnell ausverkauft war.

Die Nervosität vor dem ersten großen Auftritt ist den Organisatoren anzumerken. Unter anderem kamen die Musiker aus Schweden, Holland, Frankreich und Dänemark in Bremen zusammen. Während ihres Aufenthalts leben sie bei Gastfamilien. Das Exil-Orchester hat nur drei Tage zum Proben. Orientalische und klassische Stücke stehen auf dem Programm. Ein weiterer Auftritt ist für Anfang Oktober in Lüneburg geplant.

Bisher verdienen die Musiker kein Geld mit dem Syrian Expat Philharmonic Orchestra und sind auf Spenden angewiesen, doch sie hoffen, dass sich das bald ändern wird. In Syrien haben die meisten als bezahlte Profi-Musiker gearbeitet. (dtj/dpa)