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Terim gibt vor EM neue Zielroute aus

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2:1 gegen Schweden, 2:1 in Österreich. Der Einstieg ins EM-Jahr ist der lange nicht mehr so konstanten Türkei gelungen. Vor der Endrunde in Frankreich hat Coach Terim nun ein neues Ziel ausgegeben.

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ANALYSE Die türkische Nationalmannschaft präsentiert sich knapp zehn Wochen vor dem ersten EM-Spiel gegen Kroatien zwar nicht in prächtiger Form, sie hat aber einen Lauf, der den Gegnern Respekt abverlangt.

Das wurde auch gestern wieder deutlich im Spiel in Österreich, das das Team von Coach Fatih Terim etwas glücklich, aber nicht unverdient mit 2:1 für sich entschied.

Auffällig ist besonders die taktische Disziplin und die defensive Ordnung, mit der die Nationalmannschaft bereits während der Qualifikationsphase für das Turnier in Frankreich agierte. Eigenschaften, die für eine von Terim betreute Mannschaft ungewöhnlich sind.

Seit der 0:4-Pleite im Test gegen Brasilien vor 16 Monaten hat die Türkei nicht mehr verloren und in diesen 13 Partien auch nie mehr als ein Gegentor kassiert. Selbst traf sie außer beim 0:0 gegen Griechenland immer mindestens einmal. Vorbei die Zeiten, in denen seine Mannen ein wahres Offensivfeuerwerk abbrannten, aber sich hinten auch anfällig zeigten.

Dass dem nicht mehr so ist, liegt auch an Keeper Volkan Babacan, der anders als sein Namensvetter und Rüştü ein ruhiger Vertreter seiner Zunft ist. Die ganz großen Paraden finden sich bei ihm nicht, dafür scheut er das große Risiko und strahlt Sicherheit aus, die sich wiederum auf die Abwehr auswirkt.

Überhaupt stechen aus der Elf nur sehr wenige Namen heraus.

Mittelfeld hui, Sturm pfui

Einer davon ist zweifelsohne Arda Turan. Der Barcelona-Star ist der Dreh- und Angelpunkt und der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz. Torgefährlich ist er bis heute nicht geworden, darüber täuscht auch sein gestriges Tor nicht hinweg. Entscheidend sind ohnehin sein Kampfgeist, seine Ruhe am Ball und seine Kreativität, die er dosiert zum Vorschein kommen lässt.

Mit Hakan Çalhanoğlu verfügt Terim auch über eine Extrawaffe, um die ihn viele andere Nationaltrainer beneiden dürften. Wie er zum wiederholten Mal gegen Österreich bewies, ist gegen seine Freistöße kaum ein Kraut gewachsen. Trotz seiner mäßigen Saison ist er immer für ein Tor nach einem ruhenden Ball gut.

Neben diesen beiden Mittelfeldassen gibt das Team sehr viel durchschnittliches Spielermaterial her, wobei die Mischung zwischen Jung und Alt stimmt. Terim hat es geschafft, eine schlagkräftige Elf aufzustellen, in der mit Mehmet Topal und Selçuk İnan nur zwei Stammspieler 30 Jahre oder älter sind. Beim in die Jahre gekommenen Burak Yılmaz, der inzwischen in China spielt, muss man abwarten, ob er es in den Endrunden-Kader schaffen wird. Dass es nur sehr wenige Stürmer von seinem Kaliber gibt, erhöht seine Chancen ungemein.

Mit weiteren Siegen in die Top 10

Ob mit oder ohne Burak – die Türkei spielt derzeit einen erfolgreichen Fußball und zeigt an weniger guten Tagen, dass sie sich das Glück auch erkämpfen kann. Sie ist nach jahrelanger Durststrecke hungrig auf Erfolg. Unterstrichen wurde das gestern durch eine Aussage von Terim, der das Ziel ausgab, wieder in die Top 10 der FIFA-Weltrangliste vorrücken zu wollen. Zuletzt gelang das den „Milliler“ nach der EM 2008, bei der sie bis ins Halbfinale vorstießen.

Nötig dafür werden weitere Siege sein, am besten solche, die die Serie der ungeschlagenen Spiele verlängert. Der Rekord liegt bei 16 Spielen und gelang ebenfalls unter Terim. Erreichen seine Spieler in den nächsten vier Partien – und da werden auch die Gruppenspiele in Frankreich enthalten sein – mindestens ein Unentschieden, wird dieser Rekord gebrochen.

Der aktuelle Weltranglisten-20. schlägt seine Gegner nicht im Vorbeigehen, ist aber auch ein unbequemes Team, das schwer zu bezwingen ist. Bleibt es in diesem Jahr dabei, könnte das vom 62-Jährigen Coach angestrebte Ziel im Dezember erreicht werden. Die Fans indes werden sich aber sicher schon zufrieden geben, wenn in Frankreich mindestens das Viertelfinale erreicht wird.

Das Terim aber offenbar bewusst nicht als Ziel ausgibt. Er hat aus der Vergangenheit gelernt und nimmt den Druck von der Mannschaft. Nicht der kurzfristige Erfolg zählt, Langfristigkeit ist das neue Stichwort. Auch das zeichnet die türkische Nationalmannschaft derzeit aus.