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Politik

Schließung deutscher Vertretungen in der Türkei weckt ungute Erinnerungen

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Das Auswärtige Amt und die Außenministerien anderer westeuropäischer Länder haben ihre Vertretungen in der Türkei für den Rest der Woche geschlossen. Grund sind Hinweise auf einen bevorstehenden Terroranschlag. Das weckt dunkle Erinnerungen.

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Das Auswärtige Amt hat bekanntgegeben, dass seit Mittwoch alle diplomatischen Vertretungen Deutschlands in der Türkei geschlossen wurden. Grund seien ernsthafte, wenn auch „nicht abschließend überprüfbare Hinweise“ auf bevorstehende Anschläge. Bis Montag seien die deutschen Auslandsvertretungen deshalb nur „eingeschränkt erreichbar und für den Publikumsverkehr geschlossen“. Das solle noch bis kommenden Montag so bleiben. Zu den betroffenen Vertretungen in der Türkei gehören die deutsche Botschaft in Ankara, die Generalkonsulate in Istanbul, Izmir und Antalya sowie die deutschen Schulen in Istanbul und Ankara.

Die Schulen sind aufgrund der Ferien ohnehin geschlossen und ein großer Teil des Personals der Vertretungen wegen des Opferfestes im Urlaub. Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, haben auch andere westeuropäische Staaten wegen der Warnung ihre Vertretungen in der Türkei geschlossen. US-Botschaft und -Konsulate seien über die Feiertage ohnehin komplett geschlossen. Das Opferfest begann am Montag, der Urlaub umfasst neun Tage. Kommenden Montag beginnt das neue Schuljahr.

Das Vorgehen der diplomatischen Vertretungen weckt böse Erinnerungen an vergangene Terroranschläge. Bereits mehrfach hatte vor allem die US-amerikanische Botschaft Warnungen veröffentlicht, die sich dann bewahrheiteten. Besonders brisant war der Fall des Anschlags auf der Istiklal Cadddesi, der weltbekannten Einkaufsstraße im Herzen Istanbuls, bei dem am 19. März ein Selbstmordattentäter und vier Touristen starben. Bereits Tage vorher hatte das Auswärtige Amt bekanntgegeben, dass das Generalkonsulat und die Deutsche Schule Istanbul – beide in direkter Nähe zur Istiklal – aufgrund „sehr konkreter Hinweise“ auf einen bevorstehenden Terroranschlag geschlossen werden.

Daraufhin fand sich das Auswärtige Amt im Kreuzfeuer türkischer Behörden und regierungsnaher Medien. Man warf dem Auswärtigen Amt vor, Angst in der Bevölkerung zu schüren und die Öffentlichkeit „in einem negativen Sinne zu beeinflussen“. Gegen die Deutsche Schule sollte gar ein Verfahren eingeleitet werden, weil die Schließung nicht mit den türkischen Behörden abgesprochen gewesen sei. Öffentlich maßregelte man das Auswärtige Amt, es solle sich auf den türkischen Staat mit „seiner tausendjährigen Staatserfahrung“ verlassen. Kurz darauf ereignete sich der Anschlag.

Seit über einem Jahr wird die Türkei regelmäßig von schweren Anschlägen heimgesucht, hinter denen zumeist die Terrormilizen IS, PKK oder deren Ableger TAK stecken. Während PKK und TAK sich zu den Anschlägen bekannt haben, hat der IS noch zu keinem Anschlag, der ihm in der Türkei zugerechnet wird, ein Bekenntnis abgelegt, obwohl er das außerhalb der Türkei beinahe immer tut. (dpa/dtj)