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Gesellschaft

Theologe erklärt, warum der IS Muslime eher ins Visier nimmt als „Ungläubige“

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Der katholische Theologe Klaus von Stosch hat jüngste Äußerungen von Papst Franziskus zum Islam bekräftigt. „Wenn sich der Papst weigert, den Islam mit Hass und Gewalt gleichzusetzen, ist er nicht naiv, sondern er sieht voller Realismus und Klarheit, dass die große Mehrheit der Muslime ihren Glauben friedlich lebt und sich mit Christen solidarisch verbunden weiß“, sagte der Leiter des Instituts für Katholische Theologie der Universität Paderborn im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Bonn.

Demgegenüber wolle die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Welt in Muslime und Feinde des Islam aufspalten, so von Stosch. Deshalb kämpfe der IS genauso gegen gemäßigte Muslime wie gegen Christen, die Muslime als ihre Freunde ansähen. „Seine Ideologie lechzt nach Gegnern wie Donald Trump und Marine Le Pen“, mahnte der Wissenschaftler. Der Papst aber sei der „gefährlichste Gegner“ des IS, da er in der muslimischen Welt äußerst populär sei und viele Muslime ihn „wie einen Heiligen“ verehrten. „So etwas darf es aus Sicht des IS nicht geben.“

Gegen Islamisten könne man nicht allein mit militärischer Gewalt gewinnen, „sondern dadurch, dass wir uns von ihm unsere Freundschaft mit Muslimen nicht zerstören lassen“, sagte von Stosch. „Wir dürfen uns von der Ideologie des IS nicht den Blick auf die Welt des Islam diktieren lassen“, forderte der  Wissenschaftler. „Sie hassen nichts so sehr, wie die Tradition ihrer eigenen Religion.“ Daher seien viel häufiger Muslime als Christen oder andere von Terrorakten betroffen.

Über vermeintliche Aufrufe zu Gewalttaten im Koran sagte von Stosch, alle Heiligen Schriften enthielten auch Passagen, die man zur Rechtfertigung von Gewalt missbrauchen könne. Daher seien die Religionen aufgerufen, ihre Schriften so auszulegen, dass dieses Potenzial befriedet werde.

„Letztlich werden wir die Aufteilung der Welt in zwei Lager nur verhindern können, wenn wir an unzähligen Orten Brücken zwischen unseren Religionen bauen“, sagte der katholische Theologe und Islamexperte. „Genau diesen Weg macht uns der Papst vor, und wir sollten ihm hier mit noch mehr Einsatz folgen.“