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Wirtschaft

Transatlantische Freihandelszone: Großbritannien mit größtem Profit

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Die größte Freihandelszone der Welt, geplant zwischen den USA und der Europäischen Union, könnte zur neuen Wohlstandsquelle für Europa werden. Doch auch unter den Akteuren der Freihandelszone wird es relative Gewinner und Verlierer geben. (Foto: ap)

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Eine für die USA und die Europäische Union geltende, gemeinsame und umfassende Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) wird die Wirtschaft beider Seiten nachhaltig bereichern. Entscheidend wird sein, wie umfangreich die Freihandelszone zwischen Europa und den USA gestaltet werden wird. Geht man davon aus, dass mit dem Wegfall von Zöllen auch nichttarifäre Handelshemmnisse der Geschichte angehören könnten, dann wird es innerhalb der Freihandelszone zu merklichen Wohlstandseffekten kommen. Das Einkommen pro Kopf wird merklich steigen, aber auch neue Arbeitsplätze werden überall in der Freihandelszone entstehen.

Dank des Abbaus von Beschränkungen hoffen die EU-Staaten, kräftige Anreize für ihre Volkswirtschaften setzen zu können. Am Ende soll ein US-europäischer Wirtschaftsraum entstehen, der 800 Millionen Menschen umfassen und damit die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung adressieren wird. Auf die USA und EU-Mitgliedsstaaten entfallen heute noch ein Drittel der weltweiten Handelsströme, was durch ein umfassendes Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern nochmals gestärkt und untermauert werden soll.

Die Freihandelszone ist eine Reaktion auf die boomenden asiatischen Volkswirtschaften, welche die alten westlichen Industrienationen zunehmend bedrängen. Deswegen wünschen sich US- Präsident Obama und die Europäische Union, dass das Abkommen bis 2015 stehen soll. Die alten Wirtschaftsmächte setzen auf gemeinsame Stärke im Kampf um die wirtschaftliche Vormacht in der Welt.

In der Theorie weckt ein Freihandelsabkommen große Hoffnungen

Die Zölle zwischen den USA und der EU liegen laut Außenhandelsverband BGA im Schnitt bei drei Prozent – das verringere die Gewinne spürbar. Zudem lägen Spitzensteuersätze oft deutlich höher. Von den vorherrschenden Handelshemmnissen zwischen den USA und der EU werden die Chemie- und Pharmabetriebe, aber auch die Autohersteller stärker profitieren.

2012 betrug das Handelsvolumen der EU mit den USA rund 800 Milliarden Euro. Unternehmen könnten dank eines Freihandelsabkommens viele Milliarden sparen und sie in Form von Preissenkungen an die Verbraucher weiterleiten. Letzten Endes profitieren die Kunden von den einheitlichen Standards in Europa und den USA.

Auch für Deutschland ergeben sich neue Chancen im Handel mit den USA. Für Deutschland sind die USA der zweitwichtigste Handelspartner. Günstig macht sich, dass Deutschland gerade Kraftfahrzeuge und chemische Erzeugnisse über den Großen Teich exportiert. Beides sind Branchen, die durch ein Handelsabkommen deutlich profitieren würden.

Eine durchwegs positive Aussage für die deutsche Volkswirtschaft zu prognostizieren ist allerdings sehr schwierig. Häufig basieren Prognosen auf unterschiedlichen Grundannahmen in den jeweils verwendeten Modellen. Eine aktuelle Studie des ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigte jedoch, dass Deutschland nicht zu den großen Gewinnern der Freihandelszone mit den USA zählen würde Aus der Studie geht hervor, dass sich das reale Pro-Kopf-Einkommen in der Bundesrepublik langfristig um 4,7 Prozent erhöhen werde.

400 000 neue Jobs für Großbritannien

Im europaweiten Schnitt käme die Bundesrepublik damit jedoch vergleichsweise schlecht weg, denn da liege der Schnitt bei 5 Prozent. Großbritannien würde mit fast 10 Prozent in Europa am meisten von der Freihandelszone profitieren. Während man in Großbritannien durch das Abkommen 400 000 neue Jobs erwartet, sind es in Deutschland lediglich 100 000 zusätzliche Arbeitsplätze. Auch kleinere, aber stärker exportorientierte Volkswirtschaften werden mehr als Deutschland profitieren.

Die kränkelnden Staaten Südeuropas können hingegen günstiger aus den USA importieren. „Ein transatlantisches Freihandelsabkommen wäre ein wichtiges Instrument für mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Aart de Geus. „Gerade die krisengeschüttelten Südeuropäer würden davon überdurchschnittlich profitieren.”

Für die deutsche Wirtschaft ist ein Freihandelsabkommen nach wie vor eine interessante Voraussetzung dafür, den amerikanischen Markt mit deutschen Produkten zu durchdringen. Vor allem interessiert man sich in der Bundesrepublik für einen besseren Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen. So gehört Deutschland jedenfalls zu den Gewinnern, auch wenn sich nicht die großen Wohlstandseffekte wie in Großbritannien einstellen werden.