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Panorama

Travyon Martin: Todesschütze freigesprochen

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Notwehr oder Rassismus? Monatelang erregte der gewaltsame Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin in den USA die Gemüter. Nun wurde der Schütze freigesprochen. Viele protestieren. Präsident Obama mahnt Besonnenheit an. (Foto: dpa)

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Travyon Martin: Todesschütze freigesprochen
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Im spektakulären US-Prozess um den erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin ist der Todesschütze freigesprochen worden. Die Geschworenen in dem Verfahren in Sanford (Florida) befanden den Angeklagten George Zimmerman in allen Punkten für nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung hätte dem 29-Jährigen lebenslange Haft gedroht.

Die Tötung des Teenagers hatte über die USA hinaus großes Aufsehen erregt. Medien berichteten tagelang live aus dem Gerichtssaal. Immer wieder war in Medien von möglicherweise rassistischen Motiven die Rede: Zimmerman ist ein Hispano-Amerikaner und hatte den 17-Jährigen im Februar 2012 erschossen, als er für eine Bürgerwehr auf Patrouille war. Zimmerman und seine Verteidiger beriefen sich auf Notwehr.

Obama mahnt Besonnenheit an

Landesweit sind Proteste gegen das Urteil geplant, unter anderem in Sanford selbst und in Städten wie New York und Los Angeles. US-Präsident Barack Obama mahnte Besonnenheit an. Der Tod Martins sei eine US-weite Tragödie, hieß es in einer Stellungnahme. Die Entscheidung der Jury müsse in einem Rechtsstaat aber akzeptiert werden. Obama rief die Menschen in den USA, sich Gedanken darüber zu machen, wie ein solcher Vorfall in Zukunft verhindert werden könne.

Das Urteil fiel nach gut 16-stündigen Beratungen. In der Jury saßen sechs Frauen, unter ihnen fünf Weiße. Die Entscheidung am späten Samstagabend (Ortszeit) nach einem dreiwöchigen Prozess löste heftige Proteste aus, aber zugleich auch Aufrufe zu Ruhe und Besonnenheit. In mehreren Städten an der Ost- und der Westküste kam es noch in der Nacht zu Demonstrationen. In Oakland (Kalifornien) griff eine Gruppe Jugendlicher einen Streifenwagen an. Ansonsten verliefen die Protestaktionen aber gewaltlos.

Die Schwarzen-Organisation NAACP nannte das Urteil „empörend“. Der Vorsitzende Benjamin Jealous forderte das Justizministerium auf, Zimmerman jetzt wegen Verletzung der Bürgerrechte von Trayvon Martin vor Gericht zu stellen. Ähnlich äußerte sich der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson.

Was war am 26. Februar 2012 passiert?

Trayvon war am Abend des 26. Februar 2012 in Sanford unterwegs, um Süßigkeiten und Eistee zu kaufen. Er trug ein Sweatshirt mit einer Kapuze auf dem Kopf. Der patrouillierende Zimmerman rief die Polizei an, als er den Jungen sah. Er habe einen „verdächtigen“ Jugendlichen gesehen, meldete er. Wenig später erschoss er den Teenager.

Im Mittelpunkt des Prozesses stand die Frage, was sich in der Zwischenzeit abspielte. Verteidigung und Staatsanwaltschaft zeichneten ein krass unterschiedliches Bild. Die Anklage warf Zimmerman vor, er habe den Teenager verfolgt und ihn dann erschossen. Den Verteidigern zufolge wurde Zimmerman von Trayvon angegriffen und schoss dann aus Notwehr – und so sahen es auch die Geschworenen.

Der Angeklagte blieb reglos, als das Urteil verlesen wurde und Richterin Deborah Nelson seine Freilassung verfügte. Der Anwalt der Familie Martin, Benjamin Crump, teilte mit, alle seien tief betrübt über die Gerichtsentscheidung. Zugleich bedankten sich die Eltern Sybrina Fulton und Tracy Martin bei allen Menschen rund um die Welt, die ihnen in den vergangenen 17 Monaten geholfen hätten – „bei allen, die ihre Kapuzenjacken anzogen, allen, die sagten: „Ich bin Trayvon“„, so der Anwalt in einer Erklärung nach dem Urteil.

Die Verteidigung zeigte sich erleichtert über den Freispruch. „Ich bin sehr, sehr glücklich über das Ergebnis“, sagte Anwalt Mark O’Mara. Zimmerman hätte von vornherein „nie vor Gericht gehört“. Zugleich äußerten Verteidiger und Angehörige Sorge um Zimmermans Sicherheit nach dem umstrittenen Freispruch.

„Er wird sich für den Rest seines Lebens vorsehen müssen“, sagte Bruder Robert Zimmerman dem Sender CNN. „Ich denke, er hat mehr Grund denn je zu denken, dass Menschen ihn töten wollen, denn das äußern sie immer wieder, jeden Tag, auf meinem Twitter-Feed im Internet.“ George Zimmerman hatte einem Bericht der „New York Times“ zufolge schon in den vergangenen Monaten die Öffentlichkeit gemieden und außerhalb des Gerichtssaals eine kugelsichere Weste getragen. (dpa/dtj)