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Gesellschaft

Tabubruch: Trump verhöhnt Eltern eines toten muslimischen US-Soldaten

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Wieder gerät der Republikaner Trump mit provozierenden Äußerungen in die Schlagzeilen. Seine Antwort auf die Kritik von Eltern eines getöteten muslimischen Iraksoldaten kommt gar nicht gut an.

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Rund 100 Tage vor der US-Wahl hat sich Donald Trump mit den Eltern eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten angelegt und damit eine heftige Kontroverse ausgelöst. Der gebürtige Pakistaner Khizr Khan hatte dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten bei einem bewegenden Auftritt auf dem Parteitag der Demokraten vorgeworfen, „nichts und niemanden geopfert“ zu haben. Er solle sich nur einmal die Gräber von US-Soldaten aller Ethnien und Glaubensrichtungen auf den Friedhöfen anschauen.

Trump antwortete darauf in einem am Sonntag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des Senders ABC unter anderem mit der Bemerkung, die Äußerungen seien wohl vom Redenschreiber seiner Rivalin Hillary Clinton verfasst worden. Dann fuhr der Immobilienmogul fort, er habe sehr wohl „eine Menge Opfer“ gebracht. Er arbeite „sehr, sehr hart“ und habe Zehntausende Jobs geschaffen.

„Vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen“

Dass Khans Frau während der Rede am Donnerstag schweigend neben ihrem Mann auf der Bühne gestanden hatte, kommentierte Trump mit den Worten: „Sie hatte nichts zu sagen (…), vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen.“

Die Betroffene, Ghazala Khan, widersprach. Auf der Bühne, mit einem riesigen Foto ihres Sohnes im Rücken, habe sie kaum sprechen können. „Welche Mutter könnte das? Donald Trump hat Kinder, die er liebt. Muss er wirklich fragen, warum ich nicht geredet habe?“, fragte sie in einem Gastbeitrag in der „Washington Post“. Trump wisse nicht, was das Wort „Opfer“ bedeute.

Trump versuchte schließlich, seine Äußerungen etwas abzumildern, und bezeichnete den 2004 getöteten Sohn des Ehepaars, Hauptmann Humayun Khan, als einen Helden – aber nur um via Twitter gleich einzuschränken, dass der Vater ihn auf dem Parteitag in Philadelphia „bösartig angegriffen“ habe. „Ist es mir nicht erlaubt zu antworten? Hillary hat (als damalige Senatorin) für den Irakkrieg gestimmt, nicht ich!“

Widerstand gegen Einreisestopp für Muslime

Der republikanische Spitzenkandidat hatte in der Vergangenheit wiederholt mit kritischen Äußerungen über Muslime Wirbel ausgelöst. So ging er vor dem Hintergrund von Terrorangriffen sogar so weit, einen Einreisestopp für Muslime zu fordern.

Davon hatten sich führende Republikaner distanziert. Am Sonntag meldeten sie sich ebenfalls zu Wort, ohne aber Trump namentlich zu erwähnen. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, twitterte, ein Religionstest als Voraussetzung für eine Einreise widerspreche den Grundwerten des Landes. Das Opfer, das Khans Sohn und die Eltern gebracht hätten, verdiene höchsten Respekt, „Punkt.“

Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, sprach sich in einer Mitteilung ebenfalls gegen einen Einreisestopp „gegen alle Mitglieder einer Religion“ aus. Alle Amerikaner sollten den selbstlosen Einsatz von Patrioten wie Humayun Khan wertschätzen.

Khan starb bei dem Versuch, seine Kameraden vor einer Autobombe zu schützen

Die US-Streitkräfte hatten dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten geborenen Hauptmann Khan posthum die Auszeichnungen Purple Heart und Bronze Star Medal für seinen Einsatz im Irak verliehen. Er war bei dem Versuch gestorben, seine Kameraden vor einer Autobombe zu schützen. Wenn es nach Trump gegangen wäre, sagte Khizr Khan auf dem Parteitag, hätte sein Sohn nie in die USA kommen können.

Trumps Vize-Kandidat Mike Pence teilte am Abend mit, er und Trump glaubten beide, dass jeder Amerikaner die Khans, wie alle Familien gefallener Soldaten, in Ehren halten sollte. Dann schlug er einen Bogen zum politischen Gegner: „Aufgrund der desaströsen Entscheidungen von Barack Obama und Hillary Clinton ist der einst stabile Nahe Osten nun vom IS überrannt worden.“ Unter anderem durch den Aufnahmestopp von Migranten aus Ländern, die „durch Terrorismus kompromittiert“ seien, würden er und Trump die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass andere amerikanische Familien so dauerhaften Kummer erleiden wie die Familie Khan.

Hillary Clinton zählte bei einem Wahlkampfauftritt in Columbus (Ohio) vor Reportern frühere Beleidigungen Trumps gegen Gruppen sowie einzelne Menschen auf. „Dass er dann auch noch einen Angriff auf die Mutter von Hauptmann Khan startet“, sagte sie und fügte kopfschüttelnd hinzu: „Ich weiß nicht, wo bei ihm die Grenze ist.“