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Gesellschaft

Cemhäuser: Çelik spricht sich für rechtlichen Status aus

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Aleviten wurden in der Türkei lange unterdrückt. Der türkische Staatsminister Faruk Çelik hat sich nun dafür ausgesprochen, alevitischen Cemhäusern einen rechtlichen Status zu verleihen. (Foto: zaman)

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Der türkische Minister für Arbeit und Soziales, Faruk Çelik.
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Çelik sagte gegenüber Today’s Zaman: „Man kann die Existenz von Cemhäusern nicht einfach ignorieren. Sie existieren. Wenn man aber um die Existenz von Cemhäusern weiß, dann muss man auch deren offiziellen Status festlegen und ihre Bedürfnisse erfüllen.“ Cemhäuser (türk. Cemevi) sind alevitische Versammlungs- und Gotteshäuser und daher wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens. Die Verleihung eines offiziellen rechtlichen Status soll dazu beitragen, die Benachteiligung von Aleviten in der Türkei zu beenden, so der für Arbeit und Soziales zuständige Minister.

Die AKP-Regierung stellte vor wenigen Wochen das sog. „Demokratiepaket“ offiziell vor, das vor allem helfen soll, die Rechtsstellung von Minderheiten in der Türkei zu verbessern. Die türkischen Aleviten warten nun darauf, dass die AKP-Regierung weitere Schritte zur Verbesserung ihrer Lage unternimmt.

Çelik forderte in Today’s Zaman, dass der Status von Cemhäusern offiziell bestimmt werden sollte und betonte, dass dies ohne Hindernisse durch die Justiz und ohne religiös motivierte Kontroverse geschehen solle: „Eine sensible Prüfung ist vor der Festlegung des (rechtlichen) Status nötig. Bei der Festlegung des offiziellen Status sollte feinfühlig agiert werden, um eine öffentliche Kontroverse zu verhindern. Und eine Anerkennung der Cemhäuser durch die Regierung hat auch zur Folge, dass diese sich fortan um die Bedürfnisse (der Cemhäuser) kümmert. Dennoch sollte die offizielle Anerkennung der Cemhäuser nicht mit der Anerkennung als Gotteshäuser verwechselt werden. Was (in der Türkei) für Diskussionen sorgt, ist, dass nicht zwischen der offiziellen Anerkennung der Cemhäuser und der Anerkennung als Gotteshaus unterschieden wird. Sobald wir (als Regierung) das Vorhaben äußern, Cemhäuser offiziell auch als Gotteshäuser anzuerkennen, würde das automatisch theologische Debatten zur Folge haben. Bislang konnte auf Grund eben dieser Kontroverse um das Thema noch keine Lösung gefunden werden. So funktioniert das einfach nicht. Aber ihnen einen (rechtlichen) Status zu geben, ist eben etwas anderes. Cemhäuser existieren (in der Türkei). Diese Tatsache muss akzeptiert (…). Der rechtliche Status sollte es den Cemhäusern in Zukunft erlauben, von verschiedenen Seiten Unterstützung zu erfahren. Auch von staatlicher Seite.“

Keine Angliederung an Diyanet

„Die Schenkung von Land und Spenden von gläubigen Aleviten (an Cemhäuser) sollten erleichtert werden“, forderte Çelik weiter. Der Politiker wies außerdem darauf hin, dass die türkischen Aleviten kein Interesse daran hätten, in irgendeiner Weise dem Präsidium für Religionsangelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı, kurz Diyanet) angegliedert zu werden.

In der Türkei gibt es seit einiger Zeit verschiedene Projekte für ein friedliches Zusammenleben der sunnitischen und alevitischen Bevölkerungsgruppen. Für Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang der Plan, in Ankara eine Moschee und ein Cemhaus in ein- und demselben Gebäude zu errichten.

Çelik ging gegenüber der Zeitung auch auf dieses Projekt ein und sagte: „Sie (die Initiatoren des Projekts) zielen auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Menschen der gleichen Herkunft ab. Das Moschee-Cemhaus-Projekt ist in diesem Zusammenhang von herausragender Bedeutung, da es die Idee des Teilens zwischen Aleviten und Sunniten in die Tat umsetzt. Aber auch dieses Projekt wurde von einigen Stellen falsch interpretiert und einige Menschen glaubten, Cemhäuser würden nun zu jeder Moschee hinzugefügt. Das wird natürlich nicht geschehen. Es gab in unserer Geschichte bereits ähnliche Projekte wie das Moschee-Cemhaus-Projekt. Das ist eine Tatsache, von der viele gar nichts wissen.“

Der Politiker beendete sein Statement mit den Worten: „Die Aleviten sind unsere Brüder und müssen daher auch so behandelt werden.“

Aleviten wurden seit Gründung der türkischen Republik wie jede andere Minderheit auch brutal unterdrückt. Der Politikwissenschaftler İhsan Dağı beschrieb jüngst das schwierige Verhältnis des türkischen Staates zu den Aleviten.