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Panorama

Türkei: Weitere tödliche Bergwerksunfälle am Wochenende – Keine Spur von Leichen in Karaman

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Während die Opfer des Unglücks von Karaman noch immer nicht geborgen sind, gab es am Wochenende zwei weitere Bergwerksunfälle in der Türkei. In Bartın und Zonguldak starben insgesamt drei Menschen. (Foto: dha)

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Der türkische Minister für Energie und natürliche Ressourcen, Taner Yıldız, hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach es Rettungsteams gelungen sei, die Leichen von 18 Minenarbeitern zu bergen, die seit Donnerstag in einer gefluteten Kohlemine in Karaman eingeschlossen sind. Vielmehr sei noch keiner der Minenarbeiter gefunden worden.

Die Überflutung ereignete sich am Dienstag während der Mittagspause, infolge dieser waren die Arbeiter etwa 350 Meter unter der Erdoberfläche gefangen.

Yıldız, der zusammen mit dem Minister für Transport, Maritime Angelegenheiten und Kommunikation, Lütfi Elvan, und mit dem Minister für Arbeit und Soziales, Faruk Çelik, eine Pressekonferenz abhielt, betonte, es werde weiter an der Mine gebohrt und gesucht. Ein Bergungsteam von 650 Personen sei an der Unglücksstelle im Einsatz. „Heute gab es in den Medien einige spekulative Berichte“, kritisierte Yıldız. „Es wäre nicht in Ordnung, mit den Gefühlen der Menschen zu spielen“. Man könne überhaupt noch nicht sagen, was im Laufe des heutigen Tages im Zuge der Rettungsaktion passieren werde.

Mehmet Şimşir, einer der bereits geretteten Bergleute, hatte einem NTV-Reporter gegenüber angedeutet, eine der eingeschlossenen Arbeiter seien bereits tot in der Mine gefunden worden, aber es sei noch kein Leichnam geborgen worden. Die Offiziellen würden lediglich mit einem Statement warten, bis die Bergungsaktion abgeschlossen wäre.

Das Wasser sei bereits aus der Mine genommen worden, sagte Şimşir, der sich am Sonntag vom Mittag bis drei Uhr morgens in der Mine befunden habe. Es sei den Bergungsteams aber wegen der permanenten Vergiftungsgefahr infolge der kontaminierten Luft im Stollen schwer möglich, voranzukommen.

Infolge der Äußerung sollen sich zahlreiche Personen und Journalisten vor der Mine versammelt haben. Yıldız äußerte, die Aussagen eines Arbeiters, womit er zweifellos Şimşir meinte, hätten dies bewirkt.

Bergwerksunfälle im Jahr 2014 forderten bereits 403 Tote

Unterdessen ereigneten sich in der Türkei in den nordwestlichen Provinzen Bartın und Zonguldak weitere tragische Bergwerksunfälle. Nach einem Erdrutsch in einer von Hema Mining betriebenen Mine in Bartın, starben am Samstag zwei chinesische Arbeiter. In Zonguldak starb ein Bergarbeiter, nachdem er von einem leeren Eisenbahnwaggon getroffen worden war. Damit hat sich die Zahl der Toten im türkischen Bergbau in diesem Jahr auf 403 erhöht. Insgesamt starben in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres über 1.400 Menschen bei Arbeitsunfällen in der Türkei.

Der Vorsitzende der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (Cumhuriyet Halk Partisi; CHP), Kemal Kılıçdaroğlu, kritisierte am Rande einer Parteikonferenz in der Provinz Antalya das Vorhaben der Regierung, ein neues System einzuführen, dass es ermöglichen soll, die Verletzung von Arbeitnehmerrechten und Sicherheitsbestimmungen mittels einer Hotline den zuständigen Behörden zu melden.

Sobald ein Arbeiter eine Verfehlung melden würde, hätte er mit einer Entlassung zu rechnen, so Kılıçdaroğlu. „Man betrachte bloß dieses Trostpflaster, das die Regierung infolge des Todes so vieler Arbeiter geschaffen hatte. Sie wollen Staatsbürger schaffen, die sich als Informanten verstehen. Was wird passieren, wenn diese die zuständigen Behörden informieren?“

Journalisten werden auf Schritt und Tritt verfolgt

Auch Journalisten äußerten Kritik am Krisenmanagement in Karaman. Insbesondere sei ihnen die Kontaktaufnahme zu Opfern und ihren Angehörigen verwehrt worden, angeblich um „Missbrauch“ zu vermeiden. Erst wurde die Bannmeile für Journalisten auf 50 Meter um die Mine herum festgesetzt, mittlerweile hat man sie auf 300 Meter erhöht, bis auf die sich Journalisten dem Unglücksort nicht nähern dürfen.

Gendarmen, die an Checkpoints fünf Kilometer von der Mine postiert sind, lassen Journalisten von vornherein nur noch durch, wenn diese umfassende Rechenschaft über sich selbst, sowie Namen, Telefonnummern und Auftraggeber preisgeben. Polizeibeamte hätten Journalisten selbst auf dem Weg ins Badezimmer und zum Essen eskortiert.