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Gesellschaft

BİLGESAM-Studie: Über ein Drittel der Türken lehnt kurdisches Staatsoberhaupt ab

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Eine BILGESAM-Studie stellt eine Verschärfung der Feindseligkeit zwischen den politischen Lagern in der Türkei fest. Demnach sollen nur noch BDP-Anhänger als Ehepartner oder angeheiratete Verwandte unbeliebter sein als solche der AKP.

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Ahmet Türk
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Eine kürzlich erschienene Studie des BILGESAM (Strategisches Forschungszentrum der Weisen – Bilge Adamlar Stratejik Araştırmalar Merkezi) legt das Ausmaß der gesellschaftlichen Polarisierung in der Türkei offen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie ernst die Gefahr einer sozialen Spaltung ist. Demnach lehnt jeder vierte Befragte eine Ehe mit Aleviten und 22,7 Prozent eine solche mit Kurden ab. Zudem erachtet jeder zehnte Teilnehmer der Studie das Zusammenleben mit Kurden als Problem.

In seiner Studie hat sich BILGESAM mit der ethnischen, religiösen und politischen Polarisierung in der Türkei beschäftigt. Diesbezüglich wurden im Mai und Juni dieses Jahres 5039 über das Internet gewonnenen Teilnehmern 109 Fragen gestellt.

34,4 Prozent der Befragten würden keinen kurdischen Premierminister oder Präsidenten haben wollen. 22,7 Prozent erachten eine Verwandtschaft durch Heirat mit Kurden als Problem. Zudem bekundete jeder Zehnte seine Abneigung gegenüber dem Gedanken, mit Kurden zusammenleben zu müssen. 74,1 Prozent der Kurden hingegen fühlten sich in der Vergangenheit aufgrund ihrer ethnischen Identität ungerecht behandelt. Rund 44 Prozent glauben noch immer, benachteiligt zu werden.

Auch was die Aleviten angeht, sind bemerkenswerte Zahlen zustande gekommen. 30,6 Prozent sehen eine Verwandtschaft mit Aleviten durch Heirat als Problem. 21 Prozent wünschen sich keinen alevitischen Premierminister und 4,5 Prozent der Teilnehmer würden nicht gerne mit Aleviten zusammenleben.

Was das Kopftuch hingegen angeht, scheint die türkische Gesellschaft toleranter geworden zu sein. Zwar wollen noch rund 15 Prozent der Befragten nicht, dass eine Familie, in der eine Frau das Kopftuch trägt, das Amt des Premiers oder Präsidenten übernimmt, doch nur noch 3,2 Prozent äußerten sich negativ auf die Frage, ob sie es als Problem erachten, mit einer Familie, in der Frauen ein Kopftuch tragen, zusammenzuleben.

Die politische Polarisierung

Die politische Polarisierung hingegen scheint extreme Dimensionen angenommen zu haben. Demnach würden 40,5 Prozent der Befragten der AKP, 40 Prozent der CHP, 21 Prozent der MHP und rund 78 Prozent der prokurdischen BDP auf gar keinen Fall ihre Stimme geben. Noch interessanter wurde es, als den Teilnehmern die Frage gestellt wurde, ob sie sich eine Ehe mit Anhängern der anderen Parteien vorstellen können. 31 Prozent würden keine Ehe mit einem AKP-Anhänger eingehen. Nur rund 14 Prozent lehnten einen Ehebund mit einem CHP-Anhänger und rund 9 Prozent mit einem MHP-Anhänger ab. Dagegen erklärte jeder zweite Befragte, sich keine Ehe mit einem BDP-Anhänger vorstellen zu können.

Auf Grundlage der Studie erklärte das Zentrum für Strategische Forschungen, die politische Polarisierung sei mindestens so hoch wie die religiöse Disparität des Landes. Besonders die Polarisierung zwischen AKP-Anhängern und ihren Gegnern sei drastisch gewachsen und in den meisten Fällen gravierender als die religiöse und ethnische Polarität. Das Zentrum betonte, dass in der Türkei die politische Polarisierung extreme Dimensionen angenommen habe und Andersdenkende in gewissem Maße benachteiligt werden. Darin liege eine ernste Bedrohung für das gesunde Zusammenleben innerhalb der Gesellschaft.