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Bildung & Forschung

Türkei: Den Drillingen Aslı, Başak und Deniz gelingt ein Beinahe-Wunder

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Trotz des komplizierten und ungerechten Studienplatzvergabesystems der Türkei schafften es die Drillinge Aslı, Başak und Deniz, gemeinsam an der Akdeniz-Universität einen Studienplatz in Medizin zu erringen.

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Für die Drillinge geht ein Traum in Erfüllung. Aslı, Başak und Deniz Kozak aus Antalya werden mit Beginn des kommenden Semesters ein gemeinsames Medizinstudium an der Akdeniz Universität in ihrer Heimatstadt antreten können.

Einfacher gesagt als getan, wenn man sich das türkische Studienplatzvergabeverfahren näher anschaut. Anders als in Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit, an derselben Universität studieren zu können, beinahe null. Entscheidend sind dabei diverse Kriterien. Den schwierigsten Teil haben die Geschwister – nach Angaben der Eltern – wohl mit viel Fleiß und wenig Schlaf überwunden: „Insbesondere im letzten Jahr haben sie sich ins Zeug gelegt und jeden Tag bis 3.00 oder 4.00 Uhr morgens gelernt.“

Doch neben erfolgreichem Abschluss der Universitätsprüfungen (YGS und LYS – „Yüksek Öğretime Geçiş Sınavı“- Prüfung zum Hochschulzugang und „Lisans Yerleştirme Sınavı“- Prüfung zum Bachelorstudium) müssen auch eine gute Landesplatzierung, eine taktisch gut gewählte Reihenfolgenangabe an Wunsch-Universitäten sowie die aktuelle Mindestpunkteforderung der entsprechenden Universität erfüllt werden. Zudem muß die mögliche Vergabe von Studienplätzen für die entsprechenden Studiengang als Ganzes zusammenpassen. Und genau das gelang den Drillingen.

Dershane entscheidend für den Erfolg

„Schon immer hatten meine Drillinge den Wunsch, gemeinsam Medizin zu studieren“, so die Mutter der Geschwister. Der Erfolg der Geschwister Aslı, Başak und Deniz Kozak fing wohl schon in der Grundschule an. „Sowohl die Grundschule als auch die Mittel- und Oberschule haben sie immer mit Bravour abgeschlossen“, so die stolzen Eltern der 18- jährigen. Auch nach dem Abitur fielen die Schülerinnen in der sogenannten „Dershane“ (private „Paukschule“) mit ihren sehr guten Leistungen auf.

Nach einjähriger intensiver Vorbereitung für die Universitätsprüfungen YGS und LYS in der Dershane erlangten die 18- jährigen Schülerinnen gleich beim ersten Mal einen außergewöhnlichen Erfolg. Mit Punkten zwischen 485 und 510 sicherten sich die Drillinge nach Angaben der ÖSYM („Öğrenci Seçme Yerleştirme Merkezi“- Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) einen landesweiten Erfolg. Von über 2 Millionen Schulabsolventen belegten die Geschwister damit die Plätze 1204, 1681 und 3.793. Eine große Leistung: Landesweit gehören sie zum besten einen Prozent der gesamten Türkei.

Hintergrund: Das komplizierte Studienplatzvergabeverfahren ÖSYM

Anders als in Deutschland läuft die Bewerbung nicht über die Universitäten selbst, sondern über ÖSYM – und das unabhängig von der Studienwahl. Nach Abschluss des Gymnasiums („lise“) nehmen die Absolventen an den landesweiten, zentralen YGS- und LGS- Prüfungen teil. Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten sie Abschlusspunkte, ähnlich der Abiturnote. Diese werden dann in Landesplatzierungen umgewertet. Entsprechend der erreichten Punkte und der Landesplatzierung füllt man einen sogenannten Auswahlbogen aus, in dem 30 Wunsch-Universitäten aufgelistet werden. Dabei kann eine ungeschickt ausgefüllte Wunschliste dazu führen, dass man an keiner Universität aufgenommen wird, auch wenn man die Voraussetzungen für mehrere Universitäten erfüllt.

So wurden beispielsweise im Studienjahr 2014/2015 laut ÖSYM geschätzte 560.000 SchülerInnen aus diesem Grund an keiner Universität aufgenommen. Die ÖSYM betrachtet bei der Vergabe der Studienplätze in erster Linie die Landesplatzierung und nicht den NC.

Jede Universität hat eigene Mindestpunkteforderungen, für jeden Studiengang einzeln. Medizin gilt auch in der Türkei als das Studium mit den höchsten Anforderungen. Neben der Cerrahpaşa Universität in Istanbul zählt die Akdeniz Universität zu den besten des Landes. Allerdings garantiert auch eine gute Platzierung noch lange keine Aufnahme. Denn solange die Mindestpunktemarke der Universität nicht erfüllt wird, bedeutet das eine Ablehnung. Auch besteht die Gefahr, trotz Erfüllung der Voraussetzung der Mindestpunkte aufgrund begrenzter Studienplätze nicht aufgenommen zu werden. Solange es bessere Bewerber mit genau dieser Wunschuniversität gibt, müssen bis zum letzten Augenblick die Daumen gedrückt werden. Auch sollte nicht vergessen werden, dass das Angebot nicht die Nachfrage deckt. Um die aktuell 800.000 freien Studienplätze wetteifern über 2.000.000 Bewerber. Ein taktisch gut gewählter Auswahlbogen ist damit in diesem Verfahren das Entscheidende.

Was heißt das für den Erfolg von Aslı, Başak und Deniz?

Betrachtet man nun den Fall der Drillinge, ist dieser umso erstaunlicher. Aus über zwei Millionen angehenden Studentinnen und Studenten, gab jede der Drillinge die Akdeniz Universität als ihren ersten Wunsch an. Mit etwas mehr als 200 Studienplätzen für Medizin an der Akdeniz Universität schafften sie es dennoch, ein gemeinsames Studium beginnen zu können. Ein weiterer Erfolg: Auf der Uni-internen Bewerberliste schafften sie es als 6.-, 9.- und 33.-platzierte in das Studium.