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Gesellschaft

Diyanet schickt alevitische „Dedes” nach Europa

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Nach jahrzehntelanger Pflege des sunnitischen Islams öffnet sich das staatliche Amt für religiöse Angelegenheiten verstärkt auch dem Alevitentum. Ankara entsendet während des heiligen Monats Muharram 65 alevitische Prediger nach Europa. (Foto: zaman)

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Zwei Alevitische "Dede"
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Die türkische Regierung wird 65 alevitische „Dedes”, spirituelle Mentoren für die alevitische Gemeinde, nach Europa schicken, um die dort lebenden Aleviten während des Monats Muharrem, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, der gleichzeitig als zweitheiligster Monat nach Ramadan gilt, zu unterstützen.

Die Dedes, die nach Österreich, Frankreich und Deutschland entsandt werden, sollen an diversen Veranstaltungen teilnehmen, die in diesem heiligen Monat stattfinden, der am 04. November beginnt. Angestoßen wurde das Programm vom stellvertretenden Premierminister Bekir Bozdağ, der gleichzeitig für die im Ausland lebende Türken verantwortlich ist.

Alle entstehenden Kosten während der Europa-Reise der Dedes werden vom Direktorat für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) getragen.

Verschiedenen Medienberichten zufolge zieht die Regierung in Erwägung, alevitische Prediger in der Türkei ebenso wie die Imame vom Staat bezahlen zu lassen. Zuletzt wurde jedoch kolportiert, dass die Dedes ein monatliches Gehalt von der Regierung mehrheitlich ablehnen würden.

Die alevitische Bevölkerung im Land, die auf über 10 Millionen geschätzt wird, benutzt Gebetshäuser, die als „Cemevis” bekannt sind, anstelle von Moscheen als Zentrum für Gottesdienste und Gebet.

Innerhalb von neun Jahren kamen über 300 Cemevis dazu

Der Staat sieht die Cemhäuser bislang nicht als offizielle Gebetshäuser an. Jedoch signalisierte Faruk Çelik, Minister für Arbeit und Soziales, dass ihnen bald ein rechtlicher Status zugebilligt werden könne.

Heute gibt es über 400 Cemevis in der Türkei, während ihre Zahl 2002, als die AKP an die Regierung kam, bei 106 lag. „Während unserer Amtszeit wurden rund 300 Cemevis gebaut”, sagte Bozdağ in einer Rede, die er im vergangenen Sommer hielt.

Aleviten beschweren sich seit Jahren, sie würden weder alle Rechte als Bürger genießen, noch gleichwertig vom Staat behandelt werden. Außerdem waren sie zutiefst verletzt, als bekannt gegeben wurde, dass die dritte Brücke, die über den Bosporus gebaut werden soll, nach dem osmanischen Sultan Yavuz Sultan Selim benannt werden soll, der angeblich die Hinrichtung zehntausender Aleviten im Anatolien des 16. Jahrhunderts angeordnet haben soll. Dies ist historisch jedoch sehr umstritten.

Gesellschaftliche Projekte, wie das Cemhaus-Moschee-Projekt in Ankara, sollen helfen, den Dialog zwischen Sunniten und Aleviten zu intensivieren. Im Rahmen des am 30. September vorgestellten Demokratiepakets versucht auch die türkische Regierung, die Rechte der in der Türkei lebenden nicht-sunnitischen religiösen Gruppen weiter zu stärken.