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Bildung & Forschung

Türkei: Erdoğan ernennt Universitätsrektor – Proteste auf dem Campus

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Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat erstmals nach dem Erlass eines umstrittenen Notstandsdekrets den Rektor einer prominenten Istanbuler Universität ernannt. Erdoğan setzte Mehmed Özkan, Professor am Lehrstuhl für Biomedizintechnik, als Rektor der renommierten staatlichen Boğaziçi-Universität ein. Das teilte das Büro des Staatschefs am Samstagabend mit. Rektoren an staatlichen Universitäten werden nach einem Notstandsdekret im Oktober ohne jedes Mitspracherecht von Erdoğan direkt ernannt.

Knapp eine Woche vor dem Putschversuch am 15. Juli waren an der Boğaziçi Rektor-Wahlen abgehalten worden. Prof. Dr. Gülay Barbarosoğlu, Rektorin der Universität seit August 2012, konnte die Wahl mit einer klaren Mehrheit für sich entscheiden. 348 der 403 Lehrbeauftragten gaben ihr die Stimme.

Nach der Ernennung von Prof. Dr. Mehmed Özkan zum neuen Rektor erklärte Barbarosoğlu gegenüber der Presse ihre akademische Karriere für beendet. Özkan war bislang als Berater und Stellvertreter von Barbarosoğlu tätig. Er erklärte, dass er die Politik seiner Vorgängerin fortsetzen wolle. Die Universität habe eine glorreiche Vergangenheit, dies sei ihm bewusst.

Auf dem Campus der Universität gab es am Montag Proteste gegen die Entscheidung, die Polizei griff ein, es gab mehrere Festnahmen. Die teilnehmenden Studenten und Lehrbeaufragten skandierten „Die Universitäten gehören nicht dem Präsidentenpalast, sie gehören uns“. Man werde sich nicht beugen und einen „Zwangsverwalter“ nicht akzeptieren.

Der nach dem Putschversuch verhängte Ausnahmezustand sollte ursprünglich am 18. Oktober enden, wurde inzwischen aber bis zum 15. Januar verlängert. Er ermöglicht es Erdoğan, per Notstandsdekret zu regieren.