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Politik

Hakan Şükür bricht mit Erdoğan und der AKP

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Der ehemalige Fußballstar und AKP-Abgeordnete Hakan Şükür hat seinen Rücktritt aus der Regierungspartei erklärt. Grund ist der Streit zwischen der AKP und der Hizmet-Bewegung. Şükür gilt als erklärter Anhänger der Bewegung. (Foto: zaman)

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Hakan Sükür neben Erdogan
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Die Debatte um die geplante Schließung der Dershanes, privater Nachhilfe- und Prüfungsvorbereitungseinrichtungen, mittels derer vor allem die Hizmet-Bewegung über Jahrzehnte hinweg ihre Bildungsarbeit vorangetrieben hatte, hat am gestrigen Montag zu einem prominenten Austritt aus der regierenden „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (AKP) geführt.

Der in Istanbul gewählte, weltberühmte Ex-Fußballstar Hakan Şükür ist gestern von seinem Amt als Abgeordneter der AKP zurückgetreten. Auf Twitter gab Şükür eine Erklärung ab, in der seinen Schritt damit begründete, dass er die Schließung der Dershanes nicht begrüße, solange keine Verbesserungen erreicht würden, welche den Bedarf an ihnen ausgleichen würden.

Hakan Şükür war in der Saison 1996/97 der erfolgreichste Erstliga-Goalgetter Europas. In seiner 21-jährigen Karriere als Stürmer spielte er für sieben verschiedene Mannschaften und erzielte insgesamt 322 Tore. Der „Bulle vom Bosporus“, wie er in seiner Heimat genannt wird, war Teil des legendären Galatasaray-Teams, das 2000 den UEFA-Cup gewann. Mit der Türkei wurde er bei der WM 2002 Dritter und schoss damals im Spiel um Platz drei das bislang schnellste Tor der WM-Historie.

Zurzeit ist Şükür als Experte in der Fußball-Sendung „Maraton“ beim Sender LigTV tätig. Außerdem kandidierte er bei den Parlamentswahlen am 12. Juni 2011 für die türkische Regierungspartei AKP in der Provinz Istanbul und zog ins Parlament ein. Şükür ist dafür bekannt, dass er schon länger als 20 Jahren als erklärter Anhänger Fethullah Gülens in Verbindung mit der Hizmet-Bewegung steht.

Zweifel an der autoritären Entwicklung der Politik Erdoğans

Der Rücktritt Şükürs steht in Verbindung mit den Auseinandersetzungen zwischen Premierminister Erdoğan und der Hizmet-Bewegung aufgrund der Schließung der Dershanes. Die sture Haltung der AKP-Führung gegenüber der Hizmet-Bewegung ist deshalb besonders bemerkenswert, weil die Bewegung einen nicht unerheblichen Beitrag zum Aufstieg der AKP in den vergangenen Jahren geleistet hatte.

Zwar gab es nie offizielle Wahlempfehlungen, de facto sah die überwiegende Mehrheit der Anhänger der Hizmet-Bewegung die AKP als die Partei an, die mit dem überzeugendsten Konzept für die Zukunft des Landes antrat. In den letzten Monaten häuften sich die Differenzen, zumal auch in der Hizmet-Bewegung immer mehr Zweifel an politischen Entscheidungen des Premierministers laut wurden.

Lange waren die Anhängerschaft Erdoğans und Gülens weitgehend deckungsgleich. Şükür empfindet es als äußerst undankbar, gegen die Hizmet-Bewegung und ihre Mitglieder vorzugehen. Die Regierung Erdoğans plant, diese Schulen, in denen Schüler auf Prüfungen an Gymnasien und Universitäten vorbereitet werden, bis 2015 zu schließen.

Zu seinem Rücktritt erklärte Şükür Folgendes: „Ich kenne die Hizmet-Bewegung seit mehr als 20 Jahren. Ich liebe sie und bin der Meinung, dass das Bildungswesen weitaus größere Probleme hat als die Schulen der Bewegung. (…) Die Heilung der sozialen Wunden, die dadurch entstehen werden, dass die Einrichtungen, welche es Tausenden unserer Jugendlichen ermöglichen, an Universitäten zu studieren, wird nicht leicht sein“, sagte Şükür und betonte, wie sehr er die Art und Weise der Konfrontation zwischen der AKP und der Hizmet-Bewegung bedauere.

Die Haltung des Premierministers passe in keiner Weise in die Linie, welche die Partei in den letzten elf Jahren praktiziert habe, betont Şükür. Insbesondere könne er nicht verstehen, warum weder Erdoğan noch andere Parteifunktionäre die Dershanes in Schutz nahmen, als diese mit der terroristischen KCK, einem Nebenarm der PKK, gleichgesetzt und als Elemente einer parallelen Staatsstruktur bezeichnet wurden.

„Ich habe damals nichts zurückgenommen, ich nehme heute nichts zurück“

„Ich nehme all diese feindseligen Akte, Verleumdungen und Beleidigungen gegen Gülen als einer von Millionen Anhängern dieser Bewegung persönlich“, so Şükür weiter. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich die Politik nie zu meinem Vorteil oder dem meiner Familie und meiner Verwandtschaft genutzt habe. Mein Ziel war es einzig, einen kleinen Beitrag zu leisten zum Erfolg dieser politischen Partei, die ich für die richtige gehalten habe.“

Şükür übte auch scharfe Kritik an Journalisten, Akademikern, religiösen Führern, Abgeordneten und Beamten, die in guten Zeiten Fethullah Gülen und die Bewegung gelobt hatten, aber nun schweigen würden. „Ich weiß, dass es jetzt nach dieser Entscheidung Diffamierungskampagnen gegen mich geben wird. Das war mir auch in meiner aktiven Zeit als Sportler nicht fremd. Ich wurde vor Gericht vorgeladen, nachdem ich 2002 während des Programms „Der 32. Tag“ bei Mehmet Ali Birand gesagt hatte, dass ich mit Gülen sympathisiere und man mir sagte, dies würde als Verbrechen betrachtet. Ohne jedwede Reue stand ich zu meinen Worten. Und bis heute hat sich nichts daran geändert.“

Şükür erklärte, seine politische Arbeit künftig als unabhängiger Abgeordneter fortsetzen zu wollen.

Zuvor hatten auch andere Parteimitglieder wie Idris Bal, der AKP-Abgeordnete in Kütahya; Hasan Hami Yıldırım, der AKP-Abgeordnete in Burdur; Mevlüt Akgün, der AKP-Abgeordnete in Karaman und Muzaffer Yurttaş, AKP-Abgeordneter in Manisa, ihre kritische Meinung über die Schließung der Dershanes zum Ausdruck gebracht. Idris Bal trat zwischenzeitlich ebenfalls aus der AKP aus.