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Bildung & Forschung

Istanbul: TDU soll größte deutsche Auslandsuniversität werden

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Der Weg hin zur Verwirklichung des 2006 konzipierten und 2008 festgemachten Projekts TDU Istanbul war fallweise steinig, nun kann die interkulturelle Bildungseinrichtung aber endgültig ihren Betrieb aufnehmen. (Foto: dpa)

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Studenten im Hörsaal einer Universität
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Nach sieben Jahren Planung und Bau hat die Türkisch-Deutsche Universität, die ein Symbol der engen Freundschaft und Zusammenarbeit beider Nationen werden soll, in Istanbul ihren Betrieb aufgenommen. Nun will man die Verbindung beider Länder auch institutionell verankern.

Jeweils neun türkische und deutsche Professoren und mehr als ein Dutzend sogenannter Assistant Professors aus der Türkei werden fortan an der TDU unterrichten. Derzeit sind 124 Studenten in den drei Bachelorstudiengängen Jura, BWL und Mechatronik immatrikuliert. Zwei weitere Masterstudiengänge, „European and International Affairs“ und „Interkulturelles Management“, komplettieren das derzeitige Angebot der Hochschule. Noch gibt sich das Lehrhaus in Istanbul bescheiden. Die türkische und deutsche Seite träumen mittel- und langfristig aber von über 20 000 Studenten.

Das akademische Angebot ist bereits jetzt groß: Exkursionen nach Europa, nach Berlin, Rom und Paris sollen den TDU-Studenten Europa näherbringen. An den deutschen Partneruniversitäten, 29 an der Zahl, werden für die Studenten Summer Schools und Seminare abgehalten. Das deutsche Engagement für die TDU, besonders seitens der akademischen Institutionen, unterstreicht nochmal die privilegierte Position des Projektes und macht es zu einer einmaligen Institution in der Türkei und der gesamten umliegenden Region.

Die Uni ist eine vom türkischen Staat anerkannte Hochschule, die Türkei stellt die Gebäude und baut einen neuen, 70 000 Quadratmeter großen Campus. Die Kosten insgesamt teilt sich das deutsche Bundesbildungsministerium mit den türkischen Partnern, der DAAD steuert rund vier Millionen Euro bei. Grundlage für die Zusammenarbeit ist eine Regierungsvereinbarung aus dem Jahr 2008.

Die Regierungsvereinbarung für die Uni in Istanbul wurde in Berlin unterzeichnet. Das Projekt rund um die TDU wird daher auch maßgeblich von der Bundesregierung unterstützt.

Die Türkisch-Deutsche Universität wird Studiengänge in Rechts-, Natur-, Wirtschafts-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften anbieten, die zu Bachelor-, Master- und Promotionsabschlüssen führen. Herausragendes Merkmal der Curricula ist die interkulturelle Ausrichtung der Studiengänge.

Große Hoffnungen drängen die vielen Hindernisse in den Hintergrund

Sieben Jahre hatte der Vorlauf in Anspruch genommen. Das ambitionierte Projekt verschlang viele Millionen von Euros, doch nun öffnet die Türkisch-Deutsche Universität endlich ihre Tore. Der Zank der vergangenen Jahre ist vorerst verflogen, nun möchte man sich auf den Lehrbetrieb konzentrieren.

Auslöser der regelmäßigen Verstimmungen zwischen Deutschland und der Türkei sollen die türkischen Hochschulgesetze und davon divergierende deutsche Vorstellungen gewesen sein. „Unterschiedliche Bildungskulturen” nannte es der Rektor der TDU Halil Akkanat, als das dezentrale deutsche und das zentralisierte türkische Bildungssystem aufeinanderprallten.

Der Rektor und deutsche Vertreter behielten aber stets einen kühlen Kopf, denn sie wissen, worum es bei diesem akademischen Leuchtturmprojekt geht. „In Deutschland leben mehr als 3 Millionen Türken – und mehr als 6000 deutsche Firmen sind in der Türkei aktiv. Diese beiden Länder sind also eigentlich längst miteinander verflochten. Aber die Verflechtung war bisher nicht institutionalisiert. Mit dieser Universität ändern wir das”, so Akkanat.

Die TDU muss sich als wichtiger Brückenbauer zwischen den Kulturen verstehen

Noch befindet sich die TDU im Aufbau und ist noch längst nicht fertig, doch man ist sich bereits jetzt einig: Die TDU soll einmal die größte deutsche Auslandsuniversität werden. Die TDU soll Brücken bauen. Die größte Herausforderung der Universität ist zugleich ihre größte Chance. Die Unterschiede zwischen der deutschen und der türkischen Mentalität gilt es zu ergründen und schließlich voneinander zu lernen.

Hinzu kommt, dass die TDU eng mit der türkischen und deutschen Wirtschaft zusammenarbeiten soll. Das Bildungsprojekt zielt auf den wachsenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in der Türkei, deren Wirtschaft bekanntlich in anhaltendem Wachstum begriffen ist.