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Kultur/Religion

Kappadokien: Hotelprojekt bedroht Weltkulturerbe

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Kappadokien – eine Landschaft wie von einem anderen Stern. Filmemacher hätten ihre helle Freude daran, ihren Drehort in die Nähe des Nemrut-Berges zu legen. Nun droht ein Luxus-Hotelprojekt das phantastische Panorama zu verschandeln. (Foto: dha)

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dha - Kappadokien
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Der Göreme-Nationalpark, mitten in der türkischen Region Kappadokiens gelegen, ist als Reiseziel bei Touristen äußerst beliebt. Die Region steht unter anderem auf der Liste des UN-Weltkulturerbes. Nach Ali Hakan, Vorsitzender der Architekturkammer Ankaras, könnte der Bau eines Hotels in der Stadt Uçhisar dazu führen, dass das natürliche Gefüge der Landschaft verändert wird und der Nationalpark von der Weltkulturerbe-Liste gestrichen wird. „In den vergangenen Jahren hat hier der Bau von acht- bis zehnstöckigen Häusern begonnen. Das historische Antlitz der Gegend beginnt sich zu verändern“, sagt Hakkan. Die touristische Infrastruktur Kappadokiens ist vor allem durch ländliche Hotels geprägt, die sich bis jetzt an die natürlichen Höhlenformationen anpassten.

Der Göreme-Nationalpark ist vor allem durch seine Tuffsteingebirge, einzigartige turmförmige Formationen, weltbekannt. 1985 wurde die Gegend sowohl wegen ihrer kulturellen als auch natürlichen Gegebenheiten auf die Liste des UN-Weltkulturerbes gesetzt. Gerade Uçhisar und seine Umgebung verfügen über die größte Anzahl an diesen Felsformationen. Trotz seines gesonderten Status‘ begann vor zwei Jahren der Bau eines Luxus-Hotels. Die Anlage nennt sich „Arinna Lodge Hotel“ und gehört zum Unternehmen Neon Tour im Besitz von Koray Edemen.

Klage abgeschmettert

Der Wissenschaftler Mustafa Kaya bemängelt, dass sich der Hotelbau in wunderschönen Natur vollzieht und dass ungeachtet bestehender Naturschutzgesetze bereits Steine abgeschlagen würden. Die Bauarbeiten mussten 2012 nach Aktivitäten einer örtlichen Naturschutzgruppe ausgesetzt werden, wurden allerdings bald darauf wiederaufgenommen, nachdem das Ministerium für Kultur und Tourismus und die Museumsdirektion dem Bau ihre Zustimmung gaben. „Weder das Ministerium für Kultur und Tourismus noch die Museumsdirektion hatten Probleme mit dem Hotel“, sagte Sercan Soybaş, Projektleiter des Arinna Lodge Hotels.

Nach Wiederaufnahme der Bauarbeiten reichte die Niederlassung der Architekten in Ankara in Verbindung mit dem Verein Zeitgenössischer Juristen Klage beim Verwaltungsgerichtshof in Kayseri ein. Der Gerichtshof entschied, nicht gegen den Bau des Hotels vorzugehen, was einen Präzedenzfall in der Sache schaffen könnte. Die Webseite des Hotels preist das Hotel schon mal als „nachhaltiges Luxus Hotel“ an.

Einblicke in eine bewegte Vergangenheit

Kappadokien im Herzen Anatoliens ist eine der berühmtesten Touristenattraktionen der Türkei. Millionen von Touristen und auch Einheimische besuchen die Gegend Jahr für Jahr. Die besonderen geologischen Gebilde wurden 1.800 v.Chr. ursprünglich von den Hethitern bewohnt. Die wie außerirdisch erscheinende Kulisse der Landschaft befeuerte ein Gerücht, dass Szenen der Star Wars Trilogie an diesem Ort gedreht worden sein sollen, obwohl das nicht der Fall ist. Am Horizont sind oft bunte Heißluftballons zu bestaunen, ein beliebtes Mittel bei den Touristen, um die Gegend zu bereisen. Sie wird wegen ihrer einzigartigen Beschaffenheit der Landschaft und ihrem Reichtum an historischen Sehenswürdigkeiten – auch an antiken Kirchen – geliebt und geschätzt. Die Region zeichnet sich sowohl durch byzantinische Freskenmalereien als auch unterirdische Städte aus, die zu Zeiten der römischen Herrschaft von Christen bewohnt wurden, als das Christentum noch unter Verfolgung stand.