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Gesellschaft

Wirtschaftliche Lage ist der häufigste Grund für Suizid in der Türkei

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Die Selbstmordrate in der Türkei ist stetig im Steigen begriffen. Die meisten Selbstmörder finden ihre Beweggründe nicht in psychologischen oder sozialen, sondern wirtschaftlichen Belangen. (Foto: dha)

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In den letzten zwei Jahren ist die Selbstmordrate in der Türkei stetig gestiegen. Einem Artikel auf dem Portal der BBC zufolge haben 2013 in der Türkei 3189 Menschen Selbstmord begangen. Hierfür waren in den meisten Fällen nicht psychische oder soziologische, sondern wirtschaftliche Ängste am meisten ausschlaggebend. Dabei stand die Angst vor wirtschaftlichen Misserfolg und hohen Lebensunterhaltungskosten im Vordergrund.

Insgesamt waren von diesen 3189 Menschen 72,7% Männer und 27,3% Frauen. Wie das Statistische Institut der Türkei (Türkiye İstatistik Kurumu, kurz TÜIK) betont, hat die Provinz Karaman mit 9,33 Personen pro hunderttausend Einwohner die höchste Selbstmordrate im ganzen Land. Ihr folgen Ardahan mit 7,54 Personen, Bingöl mit 7,22 Personen und Elâzığ mit 7,09 Personen pro 100 000. In diesen Provinzen ist auch die wirtschaftliche Entwicklung nicht so stark fortgeschritten wie in anderen Teilen des Landes. Folglich sind auch die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen schlechter als anderswo.

57 von 100 TL werden für Schulden ausgegeben

In der Türkei werden nach Angaben von TÜIK insgesamt 57 von 100 TL (Türkische Lira) für den Schuldendienst ausgegeben. Durch diese hohen Beträge und hohen Anteil an Schulden am Haushaltseinkommen entstehen natürlich Probleme in den Familien, finanzielle Engpässe und wirtschaftlicher Misserfolg, die schließlich zum Selbstmord der Betroffenen führen können.

BBC bezeichnet dies als Selbstmord aus wirtschaftlichen Motiven. Faktoren wie Arbeitslosigkeit, geringe Einkommen und Schulden führen auch in vielen Familien zu gewalttätigen Handlungen. In diesem Zusammenhang ist auch ein stetiger Anstieg der Frauenmorde in der Türkei zu verzeichnen. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden in der Türkei insgesamt 200 Frauen getötet.

Wirtschaftliche Verhältnisse sind dabei auch ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Morde. TÜIK gibt die Arbeitslosenquote der 15- bis 25-Jährigen mit über 19% an. Menschen, die überhaupt keine Chance auf eine Eingliederung in den Arbeitsprozess sehen, tendieren dabei eher zum Selbstmord. Insgesamt ist der Freitod in 16,1% der Fälle infolge von Krankheiten, in 9,3% wegen Problemen in der Familie, in 6,9% aus finanziellen Gründen und in 1,9% der Fälle infolge wirtschaftlichen Misserfolgs begangen worden.

Arbeitslosenzahl stieg in den letzten zehn Jahren um 500%

Laut BBC hat auch die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen in den letzten Jahren nach Angaben der türkischen Arbeitsagentur um 500% zugenommen. Dazu kommt eine nicht eindeutig bezifferbare Zahl an nicht gemeldeten Arbeitslosen, die diese noch weiter erhöhen dürften. Die Zahl derer, die ihren Bankkredit nicht zurückzahlen oder dessen Raten nicht tilgen können, ist enorm gestiegen.

Insgesamt gibt es in der Türkei aktuell 22 Millionen Pfändungs- und Vollstreckungsverfahren. Betrachtet man die Angaben des TÜIK nach Altersstufen aufgeschlüsselt, ist zu sehen, dass der Anteil der davon betroffenen Rentner in der Statistik mit 8,08 Personen pro hunderttausend Einwohner sehr hoch ist. Auch einigen Medienberichten in der Türkei zufolge müssen inzwischen 9 Millionen Rentner in der Türkei weit unter dem Existenzminimum leben.