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Politik

US-Think Tanks sehen Türkei als potenziellen Global Player

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Mehrere renommierte US-amerikanische Think Tanks haben in ihren jüngsten Nahost-Analysen der Türkei eine weiterhin wachsende Bedeutung attestiert. Allerdings bleiben die Kurdenfrage und Kriege in der Nachbarschaft Unsicherheitsfaktoren. (Foto: reuters)

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Der global tätige Think Tank der Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden hat sich unter der Leitung Thomas Carothers mit aktuellen Krisenherden und möglichen Schlussfolgerungen befasst, die sich auf der Basis der jüngsten Entwicklungen und Trends für die Zukunft ableiten lassen.

Carothers sprach in diesem Zusammenhang von einer „Kaskade der Krisen“. Grund dafür sei unter anderem, so seine Experten, auch die Tatsache, dass die USA dabei seien, sich von ihrer Rolle als Weltmacht zu verabschieden.

Hingegen würden andere Mächte zu bedeutenden Regionalmächten oder sogar von der Regionalmacht zum Global Player aufsteigen. Zu diesen könnte auch die Türkei gehören. Sie werde zwar, so der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (Baks), Hans-Dieter Heumann, gegenüber der dpa, „in ihren außenpolitischen Möglichkeiten überschätzt“. Sie könne jedoch eine gewichtige Rolle bei der Verschiebung der Machtverhältnisse spielen. Dass sich die Türkei in jüngster Zeit stärker Russland annähere, würden die geopolitischen Akteure in Washington registrieren.

Bereits im Jahre 2012 hatte die US-Geheimdienststudie „Global Trends 2030“ der Türkei bis 2030 vorausgesagt, sie würde ihren Status als wirtschaftliche, territoriale und militärische Macht weiter ausbauen und eines der einflussreichsten Länder auf der Erde werden können.

Erdoğans Kurdenpolitik will Spaltungstendenzen gegensteuern

Ein Risikofaktor sei dabei jedoch insbesondere die Kurdenfrage. Sollte auf dem Boden des heutigen irakischen Staates ein unabhängiger Kurdenstaat entstehen, könnte dieser eine Anziehungskraft auch auf die türkischen Kurden ausüben, die im Extremfall sogar zu einem bewaffneten Konflikt oder einer Spaltung der Türkei führen könnten.

Die Strategie der Regierung Erdoğan, sich in den Kurdengebieten der Osttürkei um eine Friedenslösung zu bemühen, dürfte ebenso das Ziel verfolgen, einer solchen Entwicklung von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, wie die positiven Beziehungen zur Kurdischen Autonomieregierung im Nordirak (KRG), die Ankara seit mehreren Jahren pflegt.

ISIS wird nicht kurzfristig zerstört werden können

Lina Khatib, die Nahostbeauftragte der Carnegie-Stiftung, ist indessen pessimistisch, was die Aussichten auf eine kurzfristige Möglichkeit der Zerstörung des „Kalifats“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS, ehem. ISIS) anbelangt. Sie rechnet eher damit, dass die Terroristen ihre Wurzeln in jenen Regionen des Irak und Syriens, in denen sie jetzt bereits dominant sind, weiter vertiefen werden.

Zwar sei damit zu rechnen, dass die derzeitigen US-amerikanischen Luftschläge die Gruppe an einem weiteren Vormarsch hindern werden. Die Ursache für den Aufstieg der Extremisten sei jedoch die Unzufriedenheit innerhalb der sunnitischen Führung mit der Führung in Bagdad. Nur ein inklusiver Ansatz in der Politik Bagdads könne der Entwicklung gegensteuern. Der Irak müsse seine inneren Strukturen und seine Politik grundlegend überdenken.

Stratfor sieht im Übrigen in der Tendenz der „djihadistischen“ Szene zur internen Spaltung einen möglichen Hoffnungsschimmer mit Blick auf eine mögliche Schwächung des IS: Dem Think Tank zufolge könnte die Gründung weiterer „Kalifate“ durch gegnerische extremistische Gruppen die terroristischen Kräfte insgesamt tendenziell schwächen.