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Erster deutsch-türkischer Verein drängt in den Profifußball

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Türkgücü München drängt als erster deutsch-türkischer Verein in den Profifußball. Der Verein stößt Skeptiker mit ungewöhnlichen Ideen vor den Kopf, dominiert nebenbei aber die Regionalliga Bayern. Wird Türkgücü Münchens neue Nummer zwei?

Halbmond auf weiß-blauem Grund: Das Wappen des Regionalligisten Türkgücü München verdeutlicht den Spagat. Als deutsch-türkischer Migrantenverein ist die Heimat des Vereins hybrid. Irgendwie halbmond, Türkei, Moschee, aber doch auch München, Bayern, Hofbräuhaus. Diese Zerrissenheit lämht den Klub allerdings keineswegs.

Im Gegenteil. Aktuell führt der Münchener Klub die Tabelle der Regionalliga Bayern mit acht Punkten Vorsprung an. Dem Portal „transfermarkt.de“ zufolge wäre der Verein als Aufsteiger der erste von Migranten gegründete Fußballverein in einer deutschen Profiliga. Doch das reicht den Verantwortlichen nicht. Langfristig will der Klub in die zweite Liga. So vollmundig formuliert es zumindest Hasan Kıvran.

Türkgücü marschiert durch die Ligen

Der Präsident des Klubs steht maßgeblich für den Erfolg von Türkgücü. Kıvran ist seit 2016 in Amt und Würden. Seine Geschäftskontakte weiß er förderlich für seinen Klub einzusetzen: Der Hauptsponsor unterstützte früher maßgeblich Manchester United. Auch Kıvran selbst hat investiert. Die Folge: Zuletzt ist Türkgücü im Amateurfußball durchmarschiert, von der Landesliga in die Bayernliga in die Regionalliga. Um dort zu bestehen und – so der ehrgeizige Plan – direkt aufzusteigen, wurde fast der gesamte Meisterkader ausgetauscht.

Wie viele Migrantenvereine sind die Spieler von Türkgücü ein bunt gemischter Haufen. Zwar zählen drei Spieler mit türkisch klingenden Namen zur Stammformation. Der Rest ist multinational. Auch Deutsche spielen für den Klub, der Ende der 1980er-Jahre hinter 1860 München und Bayern München der mitgliederstärkste Fußballverein Münchens war. Ist Türkgücü also nur ein ganz normaler Klub? Oder noch ein türkischer Verein?

Türkgücü polarisiert – auf und neben dem Platz

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Im Sportpark Heimstetten, 20 Minuten von München entfernt, wo Türkgücü aktuell seine Heimspiele austrägt, werden die Spieler von gegnerischen Fans weiterhin als  „die Türken“ bezeichnet. Ihr Spielstil und die offensive Strategie des Vereins stoßen nicht Wenigen in der provinziellen Regionalliga Bayern auf. Kıvran formuliert es gegenüber „Süddeutscher Zeitung“ so: „Ich weiß, dass wir in München stören.“ 

Hinter der Aussage steht aber eine komplexere Problematik: Denn nach einem Aufstieg müssten drei Mannschaften im kleinen Grünwalder Stadion spielen – neben Türkgücü 1860 München sowie Bayern München II. Aus diesem Grund plante der Verein, seine Heimspiele nach einem Aufstieg künftig in Nordrhein-Westfalen auszutragen, DTJ-Online berichtete. Der Vorstoß sorgte zuletzt für viel Interesse. Der DFB erteilte der Idee eine klare Absage. Häme und böse Kommentare, gerade via Social Media, ließen nicht lange auf sich warten.

Türkgücü polarisiert – auch neben dem Platz. Auf dem Spielfeld dominiert der Klub seine Gegner und enteilt ihnen in der Tabelle. Wird Türkgücü gerade zu Münchens neuer Nummer zwei?