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Kultur/Religion

„Wir waren hier so glücklich, als wären wir in der Türkei“

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Nachdem die traditionsreiche Türkisch-Olympiade von der Regierung in Ankara aus politischen Gründen aus der Türkei verbannt worden war, fand sie dieses Jahr unter dem Namen „Internationales Sprach- und Kulturfestival“ in Düsseldorf statt. (Foto: cihan)

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Nachdem die traditionsreiche Türkisch-Olympiade von der Regierung in Ankara aus politischen Gründen aus der Türkei verbannt worden war, fand sie dieses Jahr unter dem Namen „Internationales Sprach- und Kulturfestival“ in Düsseldorf statt.
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Nach der Einführungsveranstaltung in Äthiopien und einer weiteren Veranstaltung in Rumänien wurde das Finale des zwölften „Internationalen Sprach- und Kulturfestivals 2014“ in Düsseldorf durchgeführt. Zu Beginn dieses Jahres hatte die türkische Regierung das bunte Farbenspiel der Kulturen aus der Türkei verbannt, weil es von der Hizmet-Bewegung initiiert ist. Die Regierung  der Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung; AKP) bekämpft seit einigen Monaten die Bewegung um den Prediger Fethullah Gülen und wirft ihr unter anderem die Zusammenarbeit mit „dem Westen“ vor.

Zum Finale im ISS DOME in Düsseldorf kamen insgesamt 190 Kinder aus 145 Ländern. Die Kinder führten unter anderem ihre Fähigkeiten in der türkischen Sprache vor und warben für gegenseitige Anerkennung und Respekt. Mit dem Internationalen Sprach- und Kulturfestival setzten die Veranstalter ein Zeichen für ein gemeinsames, vorurteilfreies und friedliches Miteinander auf der ganzen Welt.

Frieden und Brüderlichkeit

In seinem Grußwort betonte Dr. Ali Ursavaş, Vorsitzender der Internationalen Türkischen Bildungsvereinigung (TÜRKÇEDER), die Nachhaltigkeit von Beziehungen, die auf Liebe basieren und an den Frieden erinnern: „Die Jugendlichen haben sich nach einem schwierigen Auswahlverfahren die Teilnahme an dem internationalen Wettbewerb verdient. Sie waren erst in Äthiopien, dann in Rumänien und jetzt sind sie hier in Deutschland. Im Land der Denker und Dichter werden sie in bunter Vielfalt ihre Fähigkeiten vorführen. Die Jugendlichen kommen aus den verschiedensten Ländern der Welt und stehen für Vielfalt und Eigenart zugleich.

Während des Festivals erleben wir eine Zeit der Brüderlichkeit, in der sie sich gegenseitig kennen lernen und gemeinsam singen. Da wir wissen, dass diese Freundschaften nicht vergänglich sind, sind wir voller Hoffnung für die ganze Welt.

Das Ziel des Internationalen Kultur- und Sprachfestivals ist es, einen bescheidenen Beitrag zum Aufbau eines neuen Kulturmosaiks, bei dem die universellen Werte der Menschheit als Referenz dienen, zu leisten. Wenn wir uns die jungen Menschen aus der ganzen Welt anschauen, so entsteht in unserer Gedanken- und Gefühlswelt ein starker Wunsch nach einem neuen Zivilisationsverständnis. Eine neue Zivilisation, für dessen Entstehung alle Kulturen ihre Errungenschaften zu Verfügung stellen und zusammenfinden oder anders ausgedrückt: Eine Zivilisation, die in Folge der Entfaltungen der universellen Werte der Menschen entsteht.“

„Ich bedanke mich sowohl bei den Verantwortlichen als auch beim deutschen Volk“

Während des Finales in Düsseldorf wurde auch eine Botschaft von Fethullah Gülen verlesen. Gülen bedankte sich bei Deutschland und unterstrich die Bedeutung von Werten wie Völkerverständigung, Respekt und Liebe:

„Wir erleben weltweit eine Ära, in der an vielen Orten auf der Erde Zorn, Hass und Krieg herrschen und manch einer den Weg, der zu Gutmütigkeit, Liebe und Frieden führt, sehr weit in der Ferne sieht. In einem japanischen Sprichwort heißt es jedoch: ‚Wenn du einen treuen Freund bei dir hast, ist kein Weg zu lang‘. Heute sind Vertreter hunderttausender treuer Freunde aus 145 Ländern in Deutschland zusammengekommen und haben ein sehr schönes Bild geboten. Dieses schöne Bild zeigt, das der Weg zu einer neuen Welt, in der es Respekt, Verständigung, Liebe und Frieden gibt, gar nicht so weit weg und lang ist, wie manche es sehen.

Deutschland ist das Land von Menschen, die Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Freiheiten hochschätzen und wo sogar in der Nationalhymne Einigkeit, Recht und Freiheit betont werden. Es war Gastgeber für die Farben der Welt aus 145 Ländern. Dafür bedanke ich mich sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei dem deutschen Volk.

Ich grüße alle, die den Saal gefüllt haben und, obwohl sie nicht vor Ort sein konnten, diejenigen, die mit ihren Gedanken und Gefühlen anwesend waren. Und Ihr, die Farben der Welt vereinende Herzen und Schüler der Schulen der Liebe: Macht keinen Halt, seid immer auf dem Weg und tragt Eure unbeschreibliche Schönheit aus Deutschland in die weite Welt hinaus.“

Wie können Fethullah Gülen und Seyran Ateş zusammen kommen?

Auch die Frauenrechtlerin und Anwältin Seyran Ateş war zu Gast bei dem Festival und wurde mit einem Preis geehrt. In ihrer Ansprache sagte sie: „Ich nehme diesen Preis selbstverständlich sehr, sehr gerne an und es wird trotzdem viele Leute geben, die die Frage stellen: Wie können Fethullah Gülen und Seyran Ateş zusammen kommen? Die Antwort ist ganz einfach: Ich bin selten verlegen um Worte. Ich verneige mich sehr selten bis gar nicht vor Menschen, nicht vor Lebenden. Aber ich bin gekommen, um den Preis entgegenzunehmen, damit ich mich vor diesen Kindern heute hier verneigen kann. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder in Frieden leben, unsere Welt friedlicher wird, wir zusammen leben, dann ist es als Erwachsene unsere Aufgabe und Verantwortung, unsere Kinder so zu erziehen und zu bilden, wie Sie es tun. Vielen Dank dafür.“

Ist denn die Welt so klein, das jeder hierher kommen kann?

Murat Albayrak, Lehrer und Betreuer von Ronaldo Nuka an der türkischen Schule in Berat, Albanien: „Ronaldo ist eigentlich ein schüchterner Schüler und spricht nicht viel. Er wollte vorerst gar nicht bei der Olympiade teilnehmen, weil er nicht wusste, wo und wie die Veranstaltungen außerhalb der Türkei stattfinden werden. Aber nach den Olympiaden in Rumänien und in Deutschland wurde er durch die ganzen Freundschaften mit den anderen Kindern aus der ganzen Welt viel sozialer und hat mich gefragt: ‚Ist denn die Welt so klein, das jeder hierher kommen kann?‘

Wir wollen uns auch bei Deutschland sehr bedanken. Wir waren hier so glücklich, als wären wir in der Türkei. Durch diese wunderbare Atmosphäre haben wir die Türkei nicht vermisst. Deutschland hat uns herzlich empfangen.“