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Wirtschaft

Türkische Lira sinkt auf Rekordtief

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Sowohl die Börsen als auch die Währungen der Schwellenländer wurden im Laufe der letzten Woche schwer gebeutelt. Die Ankündigung der Fed, sich künftig auf dem Bondmarkt stärker zurückzuhalten, schadete auch der türkischen Lira. (Foto: cihan)

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Die Türkische Lira sank am Montag auf ein Rekordtief.
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Nachdem die türkische Lira bereits zum Ende der letzten Woche auf ein Rekordtief gefallen war und der Dollar zeitweise so teuer war wie noch nie, konnte sich die Währung auch am Montagnachmittag nicht entscheidend erholen.

Auch heute bewegte sich der Dollar um die 2-TL-Marke herum, nachdem er sich am Freitag auf bis zu 2,02 TL verteuert hatte und mit 1,985 TL ins Wochenende ging. Die 2-TL-Marke gilt für die seit längerem schwächelnde Lira als wichtige psychologische Barriere.

Auch Forex-Verkäufe der Zentralbank, die bereits zum zweiten Mal ein Volumen von $350 Mio. erreichten, konnten die Währung nicht nachhaltig stabilisieren. Auch andere Schwellenländer setzten auf Interventionen und neutralisierten einander auf diese Weise – indem sie generell das Interesse von Investoren an riskanteren Währungen dämpften.

Ein Kurseinbruch an den Börsen der Schwellenländer, bedingt durch die Sorge, die US Federal Reserve Bank (Fed) könnte ihr massives Anleihenankaufprogramm schon im nächsten Monat beenden, konnte am Freitag abgefedert werden, als freundliche Daten mit Blick auf die Entwicklung der Weltwirtschaft positive Impulse gaben.

Die Währungen Indiens, Indonesien, Malaysias und Thailands waren bereits im Laufe der letzten Woche auf Rekordtiefstände gefallen. Der brasilianische Real fiel gegenüber dem Dollar auf ein Fünfjahrestief. Die brasilianische Zentralbank hat daraufhin ein Interventionsprogramm gestartet und $60 Milliarden an Barmitteln und Sicherstellungen für den Devisenmarkt bis zum Jahresende in Aussicht gestellt und auf diese Weise den Abwärtstrend der Schwellenländer abgefedert.

Geopolitische Bedenken wirken sich zu Ungunsten der Türkei aus

Dies habe auch der türkischen Zentralbank aus einer schwierigen Situation geholfen, so der Ökonom Timothy Ash von der Standard Bank. „Die brasilianische Hilfestellung hat kurzfristig Effekte gezeigt, es ist aber nicht sicher, ob die türkische Zentralbank künftig in ähnlicher Weise agieren wird müssen, um einen stabileren Auftrieb in der Wechselkurspolitik zu gewinnen. Dennoch hat sie etwas an Zeit gewonnen“, so Ash.

Die türkische Zentralbank hatte, um das Abrutschen der Lira zu bremsen, über Nacht überraschend den Lombardsatz um 50 Basispunkte auf 7,75% angehoben und damit den obersten Korridor der Zinspolitik ausgeschöpft, mittels derer sie die Bedingungen des Geldmarkts zu steuern pflegt.

Die Zehn-Jahres-Anleiherendite fiel am Freitag von 10,01 auf 9,88%. Der Aktienindex an der Börse Istanbul stieg um 0,2% auf 68 433,89 – weniger stark als der Index aller Emerging Markets, die im Schnitt auf 0,56% kamen.

Stuart Heckett, Chef der Tradingabteilung bei Ekspres Invest Istanbul, sprach von einer Korrektur nach oben infolge der starken Ausverkäufe der letzten Tage. „Der türkische Markt wurde härter als andere getroffen, was zum einen an den Effekten des Fed-Rückzugs, zum anderen aber auch an der Eigenschaft als hoher Beta-Markt (Aktien schwanken stärker als der Gesamtmarkt) und an geopolitischen Bedenken.“