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Politik

Türkischer Staatsanwalt: Fethullah Gülen ist Krypto-Kardinal der katholischen Kirche

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Das berüchtigte regierungsnahe Revolverblatt Yeni Akit kommt mit der „nächsten“ Enthüllung um die Ecke: Fethullah Gülen soll von Papst Johannes Paul II. zum „geheimen Kardinal“ ernannt werden. Mittlerweile äußert sich selbst Staatspräsident Erdoğan kritisch zur medialen Berichterstattung über die Gülen-Bewegung.

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Fethullah Gülen und Papst Johannes-Paul
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Wie die Zeitung Yeni Akit berichtet, soll Fethullah Gülen 1998 vom damaligen Papst Johannes Paul II. zu einem „geheimen Kardinal“ ernannt worden sein. Dabei beruft sie sich auf die Staatsanwaltschaft Izmir: In einer von Staatsanwalt Zafer Dur verfassten Anklageschrift gegen mehrere nach dem Putschversuch Verhaftete, heiße es, dass der Papst zwölf Tage nach seinem Treffen mit Gülen am 09. Februar 1998 zwei „geheime Kardinäle“ ernannt habe, von denen einer der muslimische Prediger Gülen gewesen sei.

Wie das Nachrichtenportal katholisch.de berichtet, habe der damalige Papst tatsächlich am 21. Februar 1998 zwei Kardinäle „in pectore“ (bei Yeni Akit fälschlicherweise als „in pecture“ bezeichnet), also geheim ernannt. Diese kirchenrechtliche Vorgehensweise wird nur selten praktiziert und dient meist dem Schutz der zum Kardinal ernannten Personen, wenn diese beispielsweise aufgrund ihrer Ernennung in ihren Heimatländern mit Repressionen zu rechnen haben. Rechtlich wirksam wird die Ernennung jedoch erst mit der Bekanntgabe des Namens. Das sei in besagtem Falle auch bereits im Jahr 2001 geschehen, wie die katholische Nachrichtenseite richtigstellt. Bei den beiden Kardinälen „in pectore“ habe es sich um die emeritierten Erzbischöfe von Riga und Lemberg, Jānis Pujats und Marian Jaworski, gehandelt.

Schrilles Hetzblatt mit guten Beziehungen zur Regierung

Das islamistische Revolverblatt Yeni Akit gilt als eines der schrillsten Sprachrohre der türkischen Regierung, zu der es sehr gute Verbindungen hat. Als Chefredakteur Hasan Karakaya Anfang des Jahres verstarb, zählten neben anderen Regierungsspitzen auch Staatspräsident Erdoğan und der damalige Premierminister Ahmet Davutoğlu zu den Trauergästen auf Karakayas Beerdigung.  Yeni Akit ist berüchtigt für ihre Verschwörungstheorien und Artikel, die mit fundamentalistischer, antisemitischer, rassistischer und homophober Hetze gespickt sind. In Deutschland ist die Zeitung nicht mehr erhältlich, seit ihr Verlag Yeni Akit GmbH 2005 wegen Volksverhetzung verboten wurde.

Die Behauptung von Yeni Akit war nicht der erste Versuch von türkischen Medien, per Verschwörungstheorie eine Verbindung der von offizieller Seite als Terrororganisation bezeichneten Gülen-Bewegung zu christlichen Würdenträgern herzustellen. So behauptete die regierungsnahe türkische Zeitung Akşam vorige Woche, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sei in den Putsch verwickelt gewesen.

Die Beweisführung war ähnlich: 1996 hatten Gülen und der christliche Patriarch sich öffentlichkeitswirksam getroffen. Außerdem wurde auf angebliche Äußerungen eines ehemaligen US-Botschafters im Jemen verwiesen, wonach der amerikanische Geheimdienst CIA den Putschversuch mittels der Gülen-Bewegung und des Patriarchats von Konstantinopel durchgeführt habe. Besagter Diplomat bestritt daraufhin vehement, jemals eine solche Äußerung getätigt zu haben.

Erdoğan distanziert sich vorsichtig von medialer Berichterstattung

Mittlerweile hat selbst Staatschef Erdoğan kritische Worte zur „FETÖ“-Berichterstattung gefunden. Einige Medien würden in übertriebenem Ehrgeiz Personen in Verbindung mit Gülen bringen, die ganz und gar nichts mit der Bewegung zu tun hätten. Seit einigen Tagen häufen sich auch innerhalb der AKP Stimmen, die die selbsternannte Hexenjagd gegen Gülen-Anhänger beklagen, da die Wucht der Säuberungen mittlerweile auch „Unschuldige“ treffe. So räumte Premierminister Binali Yıldırım ein, dass möglicherweise Fehler gemacht und Menschen zu Unrecht verhaftet oder suspendiert wurden.

Trotz der durchaus dünnen Beweislage hat die Regierung auch Deutschland dazu aufgerufen, den Kampf gegen die Bewegung, die sie längst als Terrororganisation sieht, aufzunehmen. Vertreter von Bund und Ländern geben sich hier allerdings vorsichtig bis abweisend. Entsprechend stießen Forderungen nach Repressionen gegen echte und vermeintliche Gülen-Anhänger in Deutschland, die von der türkischen Regierung an deutsche Behörden herangetragen wurden, auch meist auf taube Ohren.

Mediale Aufmerksamkeit erhielt in diesem Zusammenhang beispielsweise ein Schreiben des türkischen Generalkonsulats in Stuttgart, in dem Generalkonsul Ahmet Akıntı der baden-württembergischen Landesregierung nahelegte „entsprechende Organisationen, Institutionen, Vereine und Bildungseinrichtungen und deren Tätigkeit einer erneuten Prüfung zu unterziehen und (…) eine neue Bewertung vorzunehmen.“ Ministerpräsident Kretschmann sei davon „in höchstem Maße befremdet“ gewesen und kündigte postwendend an: „Genau das werden wir selbstverständlich nicht machen.“