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Wirtschaft

Tunesien wirbt um deutsches Engagement

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Der Reformprozess in Tunesien ist noch nicht abgeschlossen. Das wechselseitige Interesse am Ausbau der Beziehungen zwischen Deutschland und dem Ausgangsland des Arabischen Frühlings ist aber groß und soll diesen beschleunigen. (Foto: aa)

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Tunesien wirbt um deutsches Engagement
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Man kann das Land auch als die Wiege des Arabischen Frühlings bezeichnen – denn dieser nahm seinen Anfang in Tunesien. Der tunesische Präsident Marzouki ist zuversichtlich, dass die tunesische Revolution letztlich auch von Erfolg gekrönt sein werde. Die Länder der arabischen Revolution stehen aber immer noch am Scheideweg. Bislang sei der endgültige Erfolg noch nicht absehbar, doch das Land könne bei der Demokratisierung und der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland viel lernen.

Tunesien ist ein Schwellenland mit großem Potenzial. Aufgrund von Diktatur und Revolution unterlag es stets vielen Hemmnissen wie Korruption und Vetternwirtschaft, doch auch in schwierigen Zeiten wies Tunesien solide Wachstumszahlen auf. Dank jahrelanger Reform- und Öffnungspolitik im Wirtschaftsbereich hat sich das Land im Maghreb hochgearbeitet. In der letzten Dekade wurden hohe Wachstumsraten von durchschnittlich 4,5% erreicht. Als Pluspunkte der tunesischen Wirtschaft gelten der im regionalen Vergleich hohe Industrialisierungsgrad und die hohe Mehrwertschöpfung pro Kopf im produzierenden Gewerbe. Zu den wichtigsten Standortfaktoren Tunesiens zählen qualifizierte Arbeitskräfte, eine leistungsfähige Infrastruktur und die geografische Nähe zu Europa.

Deutschland unterstützt seinen Partner im Maghreb

Beide Länder führen bereits seit den 1960er-Jahren gute Beziehungen miteinander. In allen Bereichen, besonders aber in wirtschaftlichen und kulturellen Belangen, wird sehr stark zusammengearbeitet. Seit der Revolution vom 14.1.2011 unterstützt die Bundesregierung das Land verstärkt in seinem Transformationsprozess. Auf politischer Ebene konzentrieren sich die Maßnahmen auf die Etablierung eines Rechtsstaates, Förderung der Zivilgesellschaft und den Aufbau professioneller Medien im Land.

Doch auch die Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Industriestaat Deutschland und dem Schwellenland Tunesien sind gut. Beide Seiten zeigen großes gegenseitiges Interesse an einer Intensivierung der Beziehungen. Deutschland ist der drittgrößte Handelspartner und der viertgrößte ausländische Investor in Tunesien. Es gibt mittlerweile rund 280 deutsch- tunesische Unternehmen im Land.

Zahlreiche gegenseitige Besuche belegen die guten und immer intensiver werdenden Beziehungen seit der Revolution. Das Interesse am Transformationsprozess Tunesiens ist sehr groß. Gerade Deutschland mit seiner schwierigen Demokratiegeschichte verfolgt die Entwicklungen in Tunesien sehr aufmerksam und möchte das Land auf dessen Weg unterstützen. Zuletzt besuchte Staatspräsident Marzouki am 21. und 22.03.2013 Berlin und München, nachdem Außenminister Westerwelle am 19.03.2013 (Foto) ersten Kontakt mit der neuen Regierung Larayedh in Tunis aufgenommen hatte.

Der tunesische Präsident, der sich auf einem zweitägigen Besuch in Deutschland befand, besuchte viele Stiftungen und Institutionen, um für sein Land und dessen Kampf für Demokratie und wirtschaftliche Prosperität zu werben. Er drückte seine Hoffnung darüber aus, dass in einigen Jahren, wenn die Revolutionen in den arabischen Ländern erfolgreich abgeschlossen sein würden, sich eine Arabische Union analog zur Europäischen Union herausbilden werde. Eine Arabische Union würde der Region und Europa viele Vorteile bringen. Sie wäre ein Garant für Frieden und Stabilität. Er rief Deutschland auf, politisch und wirtschaftlich in die Zukunft Tunesiens zu investieren und einen Beitrag zur demokratischen Transformation der arabischen Staaten zu leisten. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen im In- und Ausland werde man den eingeschlagenen Weg hin zu Demokratie und wirtschaftlicher Öffnung konsequent weitergehen.

Bundestagspräsident würdigt Tunesien

Auch sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert, nach der Rede Marzoukis im Bundestag am 21.3.2013, dem nordafrikanischen Land weitere Unterstützung des Deutschen Bundestages beim Aufbau der Demokratie zu. Die traditionell engen Beziehungen gewinnen durch die jüngsten Entwicklungen eine neue Perspektive.

Lammert und Marzouki waren sich einig, dass der Erfolg des tunesischen Transformationsprozesses positive Auswirkungen auch auf andere Staaten in der Region haben würde. Tunesien kann, wie es der Ausgangspunkt der Revolution schon war, auch Ausgangspunkt für eine tiefere wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Nahen Osten werden. Politik und Wirtschaft sehen die Vorteile und Chancen, die ihnen das kleine Land am Maghreb bietet, mit viel Optimismus. Sie setzen sich deswegen für eine enge und tiefgreifende politische und wirtschaftliche Kooperation mit Deutschland ein.

Die Nähe Tunesiens zu Europa bietet nicht nur Gefahren, wie manch ein Europäer behauptet, sondern das Land kann sich zu einem starken Produktionsfaktor vor der Haustür des Alten Kontinents entwickeln.