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Politik

Tunesischer Präsident verteidigt Maßnahmen – Türkei zeigt sich besorgt

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Will Kais Saied die wacklige Demokratie Tunesien stabilisieren? Oder greift der Präsident dauerhaft nach mehr Macht? Die Lage bleibt unübersichtlich. Vorwürfe eines angeblichen Staatsstreichs weist Saied weiter von sich.

Tunesiens Präsident Kais Saied hat die Übernahme der Regierungsgeschäfte gegen Kritik verteidigt und will die Ordnung im Land mit einem zeitweisen Versammlungsverbot sowie einer Ausgangssperre aufrecht erhalten. Diese soll von Montag bis Ende August täglich von 19 Uhr abends bis 6 Uhr morgens gelten. Zudem ist jede öffentliche Versammlung von mehr als drei Menschen untersagt. Der entmachtete Ministerpräsident Hichem Mechichi kündigte an, sein Amt an den von Saied designierten Nachfolger zu übergeben.

Saied hatte Mechichi, der auch das Innenministerium führte, am Sonntagabend überraschend abgesetzt. Er hob zudem die Immunität aller Abgeordneten auf und ließ das Parlament für zunächst 30 Tage schließen. Zudem entließ er am Montag Verteidigungsminister Ibrahim Bartagi und die amtierende Justizministerin Hasna Ben Slimane. Kritiker, darunter die islamisch-konservative Ennahda-Partei, sprechen von einem Staatsstreich.

Wirtschaft und Corona als Grund

Bei einem Treffen mit den in Tunesien einflussreichen Verbänden und Gewerkschaften wies Saied diesen Vorwurf zurück. Die tatsächliche Gefahr seien unter anderem die prekäre Wirtschaftslage und die nur langsam laufenden Impfungen gegen das Coronavirus.

„Ist die Auflösung des Landes nicht eine unmittelbare Gefahr?“, fragte Saied. Der frühere Juraprofessor hat beteuert, sich innerhalb des rechtlichen Rahmens der Verfassung zu bewegen. Kritiker halten dagegen, er habe seine Befugnisse überschritten.

Internationale Stimmen

Im Kampf gegen das Virus hatte Tunesien in den vergangenen Monaten bereits mehrfach Ausgangssperren verhängt. In dem Land mit elf Millionen Einwohnern werden täglich Tausende neue Infektionen gemeldet. Etwa ein Drittel aller Coronavirus-Tests fällt positiv aus. In Tunesien starben im Zusammenhang mit Covid-19 rund 19 000 Menschen.

Die Vereinten Nationen riefen alle Beteiligten in Tunesien zur Zurückhaltung auf. Die Türkei zeigte sich „tief besorgt“ über die Aufhebung der Parlamentsarbeit. „Tunesien darf seine Fortschritte bei der Demokratisierung nicht vergeuden“, sagte US-Regierungssprecherin Jen Psaki. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte ebenfalls mit, die Entwicklungen in Tunesien „mit Sorge“ zu beobachten. Das Land müsse „schnell zur verfassungsmäßigen Ordnung“ zurückkehren.

dpa/dtj

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