Connect with us

Gesellschaft

Türkei: Istanbul soll zum Zentrum für globalen Katastrophenschutz werden

Spread the love

Die türkische Notfallagentur AFAD spielt eine führende Rolle bei der Vorbereitung des Humanitären Weltgipfels (WHS), der 2016 in Istanbul stattfinden wird. Die Türkei verfügt bereits über ein äußerst effektives humanitäres Hilfssystem. (Foto: cihan)

Published

on

Die türkische Notfallagentur AFAD spielt eine führende Rolle bei der Vorbereitung des Humanitären Weltgipfels (WHS), der 2016 in Istanbul stattfinden wird. Die Türkei verfügt bereits über ein äußerst effektives humanitäres Hilfssystem.
Spread the love

Die türkische Regierung will Istanbul zu einem globalen humanitären Zentrum umwandeln und auf diese Weise ihr Fachwissen und ihre Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe sowie des Katastrophen- und Notfallmanagements anderen Staaten der Welt vermitteln.

„Ich bin überglücklich, sagen zu können, dass die Türkei auf Grund des Systems, das wir entwickelt haben, weiter als alle anderen Länder und sogar die UN sind, wenn es um humanitäre Hilfe auf der Basis der vernetzten Zusammenarbeit geht“, freut sich Fuat Oktay, der Generaldirektor der türkischen Katastrophenschutzbehörde (Afet ve Acil Durum Yönetimi Başkanlığı, AFAD) am Rande eines Vorbereitungstreffens in Budapest, das den UN-Weltgipfel für humanitäre Hilfe (WHS) vorbereiten soll, der im nächsten Jahr in Istanbul stattfinden soll.

Im Mai 2016 wird der erste Gipfel dieser Art stattfinden, neben UN-Vertretern werden auch Nichtregierungsorganisationen und Vertreter des privaten Sektors mit dabei sein und über effizientere Wege debattieren, um humanitäre Hilfe auf den Weg zu bringen. Der Gipfel soll die herausragende Stellung Istanbuls als humanitäres Zentrum unterstreichen. Die Stadt beherbergt jetzt schon eine Reihe von UN-Institutionen, die sich im humanitären Bereich engagieren.

Die „größere Rolle in globalen Angelegenheiten“, die der Türkei im Laufe der letzten Jahre zugekommen sei, zeige sich nicht zuletzt in der Art und Weise, wie die Türkei auf die Flüchtlingskrise infolge der Ereignisse in Syrien und im Irak reagiert hätte.

UN: Humanitärer Weltgipfel 2016 in Istanbul

„Insgesamt beherbergt die Türkei mehr als 1.650.000 Syrer und Iraker auf ihrem Staatsgebiet“, unterstreicht Oktay. „Es gibt kein anderes Land in der Welt, das diese Situation so effizient handhaben kann wie wir. Wir haben 60.000 Iraker in einer Nacht aufgenommen und 200.000 in nur zwei Tagen. Das ist eine Leistung, auf die wir stolz sind.“

Darüber hinaus ist die Türkei unter den humanitären Spendern weltweit auf den dritten Platz hinter den USA und Großbritannien vor gerückt.

An einer Kreuzung unterschiedlicher Kulturen und Religionen überbringe Istanbul eine „wichtige Botschaft an die Menschheit“, betonte der AFAD-Vorsitzende. „Istanbul ist eine Stadt mit einem wichtigen historischen Erbe an der Kreuzung verschiedener Kulturen. Dieser Gipfel wird nicht nur danach streben, der humanitären Gemeinschaft ein neues System zu schaffen, um Hilfe effektiv an den Mann zu bringen, sondern auch eine Botschaft an die Menschheit selbst. Die Türkei und Istanbul sind die richtigen Anlaufstellen dafür, so wie wir diejenigen sind, die unter den Problemen leiden, die die Menschheit schafft.“

„Wir geben den Menschen auch mal Nähe, teilen ihr Leid“

Der entscheidende Unterschied, den die Türkei im Bereich der humanitären Hilfe gemacht habe, lag nicht nur in der Implementierung des Prinzips der Vernetzung, sondern auch im menschlichen Kontakt mit jenen, die Hilfe brauchten.

„Wenn wir in Länder gehen, die Hilfe brauchen, laden wir nicht einfach Hilfsgüter am Flughafen ab und verkrümeln uns durch die Hintertür, sondern wir geben den Menschen auch mal Nähe, teilen ihr Leid und bleiben mit ihnen auf dem Feld. Wir machen das, auch wenn es nicht erwartet wird“, erklärte Oktay.

AFAD: „UN-Organisationen nutzen unsere Infrastruktur“

Das Prinzip der Vernetzung sei von den UN lange diskutiert worden, die türkischen Hilfsorganisationen würden es aber bereits seit Längerem praktizieren.

„Wir haben ein sehr effektives System entwickelt“, betont Oktay. „Der Fall Syrien ist nur ein Indikator dafür. Wir sind in diesem Bereich das am weitesten entwickelte Land. Wir machen das auch unseren Ansprechpartnern in New York, Genf und sonst wo deutlich. Wir sind stolz darauf. Auf Grund dieses Systems können wir auf jede Krise überall auf der Welt in nur 24 Stunden reagieren.“ Dies sei beispielsweise auch der Fall gewesen, als die Philippinen 2013 von der verheerendsten Flut seit Jahren heimgesucht worden waren.

Um die Vernetzung weiter zu verbessern, arbeitet AFAD auch mit UNICEF zusammen und erlaubt es der UNO-Organisation, im Katastrophenfall auf seine Logistik zurückzugreifen, um schneller und effektiver auf Notfälle reagieren zu können.

Erdbeben als größte Gefahr in Anatolien

Einem im Jahre 2013 veröffentlichter AFAD-Bericht zufolge sind 96 Prozent der türkischen Landmasse und 72 Prozent der türkischen Bevölkerung einem Erdbebenrisiko ausgesetzt. Außerdem lägen etwa 75 Prozent der Industrieanlagen des Landes in von Erdbeben gefährdeten Gebieten. Ein weiterer alarmierender Befund des Reports war, dass die meisten der als Notunterkünfte vorgesehenen Gebäude selbst anfällig für Erdbebenschäden seien. Der Großteil der Katastrophenschutzfahrzeuge sei zudem überaltert.

Auf Grund dieser besorgniserregenden Zustände beschloss das türkische Kabinett damals  ein Maßnahmenpaket zur Vermeidung von Schäden durch Naturkatastrophen. Die Türkei solle zukünftig im Katastrophenfall in 15 Notfallgebiete aufgeteilt werden, um etwa im Falle eines Erdbebens schneller und effektiver eingreifen und die Notfall-Logistik in den unterschiedlichen Regionen optimieren zu können. Zu den weiteren Bestandteilen des Maßnahmenpakets gehörten auch die Bereitstellung von mit Nachtsicht-Technik ausgestatteten Helikoptern und die Neubestimmung von Notfall-Luftkorridoren.